Großenhain
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Der Pfarrer, der ein "mutiger Feigling" war

Am Freitag erinnert Erich Busse an den gebürtigen Großenhainer Franz Bänsch, der sich in der Nazizeit um Menschen vor der Hinrichtung kümmerte. Eine Ausstellung gibt es auch.

Von Kathrin Krüger
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In der Dresdner Gedenkstätte am Münchner Platz ist Pater und Gefängnisseelsorger Franz Bänsch aus Großenhain eine Vitrine gewidmet.
In der Dresdner Gedenkstätte am Münchner Platz ist Pater und Gefängnisseelsorger Franz Bänsch aus Großenhain eine Vitrine gewidmet. © SZ-Archiv

Großenhain. "Mutige Feiglinge, anständige Verräter und andere stille Helden in Deutschlands dunklen Zeiten". So ist ein Vortrag überschrieben, den Pfarrer Erich Busse am Freitagabend in der Marienkirche hält. Es geht u.a. um Pater Franz Bänsch, der 1899 in Großenhain in der Berliner Straße 1 geboren wurde. Bänschs Vater, der ebenfalls Franz hieß, betrieb hier eine Schuhmacherei. Er starb im Kriegsjahr 1945. Pater Bänsch war zehn Jahre Seelsorger im Gefängnis am Münchner Platz in Dresden. In dieser Zeit - Franz Bänsch war seit 1935 Pfarrer in Dresden-Plauen - gehörte es zu seiner Verpflichtung, mehr als 1.000 tschechische, polnische, russische, französische und auch deutsche Verurteilte bis zu ihrer Hinrichtung zu begleiten. Man beschuldigte sie oft der Vorbereitung zum Hochverrat. Das Gefängnis war eine der zentralen Hinrichtungsstätten des damaligen Deutschen Reiches.

Pater Busses Berichte legen ein erschütterndes Zeugnis jener Zeit ab. Eine Ausstellung in der Marienkirche, die bereits aufgebaut ist und vom Bistum ausgeliehen wurde, gibt Einblicke in das Leben und Wirken von Franz Bänsch als "mutiger Feigling". Bänsch gehörte zum katholischen Orden der Oblaten der makellosen Jungfrau Maria. Nach dem Besuch der Volksschule und des katholischen Progymnasiums in Dresden besuchte er von 1913 bis 1919 die Ordensschule in Valkenburg (Holland), studierte von 1920 bis 1926 Theologie an der Hochschule der Ordensgemeinschaft in Hünfeld. Er empfing am 5. Juni 1925 in Großenhain die Priesterweihe. Gestorben ist er 1961. Zu seinem 107. Geburtstag 2006 wurde auf der Dresdner Südhöhe eine Straße nach ihm benannt.

  • Freitag, 24. November, 18.30 Uhr, Marienkirche Großenhain, Vortrag und Ausstellung.