Großenhain
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Ein Weihnachtsgeschenk für den Weihnachtsmann und seinen Chor

Der Lampertswalder Männergesangverein wurde dieses Jahr 140. Kurz vorm Fest tauchen überraschend Fotos auf, die die Anfänge um Kantor Richter belegen.

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Der Lampertswalder Kantor Martin Richter, Sohn von Heinrich Richter, mit seiner ersten Ehefrau Hilma. Dieses Foto ist circa 1905/1910 entstanden.
Der Lampertswalder Kantor Martin Richter, Sohn von Heinrich Richter, mit seiner ersten Ehefrau Hilma. Dieses Foto ist circa 1905/1910 entstanden. © Archiv Frank Metasch

Lampertswalde. Frank Metasch, Mitglied im Großenhainer Museums-Förderverein, entdeckte vor kurzem in einem Dresdner Antiquitätengeschäft mit etwas Glück eine kleine Fotosammlung. Er kaufte sie, weil sie ihn aufgrund der rückseitigen Beschriftungen geradezu zu kleinen Internetrecherchen einlud. "Dabei konnte ich feststellen, dass ich frühe Fotografien der Lampertswaldaer Kantorenfamilie Richter vorliegen habe, darunter auch des Gründers des Männergesangsvereins Heinrich Richter, sogar eines mit einer frühen Innenaufnahme der Kirche", erzählt der frühere Großenhainer.

Bei den Recherchen stieß Metasch darauf, dass der Gesangsverein gerade dieses Jahr 140. Jubiläum feiern konnte. "Das ist ja ein verspätetes Jubiläumsgeschenk", so der Metasch, der die Fotos dem Verein in Kopie zur Verfügung stellte. Und Bernd Richter, der heutige Chorleiter, ist darüber hocherfreut. "Es zeigt nicht nur meine Vorfahren", sagt der Lampertswalder, der sonst als Weihnachtsmann die Kinder beschenkt. "Wir haben auch erst Chronikbeiträge über den Chor ab 1926." Frühere Unterlagen tauchten bis jetzt im Ort nicht auf.

Ein Bild zeigt laut späteren rückseitigen Aufschriften durch ein Familienmitglied Heinrich Ferdinand Richter, Kantor und Gründer des Lampertswaldaer Gesangsvereins. "Da Fotografin Emma Will aus Großenhain diese Fotokartons nur zwischen 1895 und 1902 verwendete, lässt sich die Fotografie gut datieren", so Metasch. Wohl etwas älter, um 1890, dürfte die Innenaufnahme der Lampertswalder Kirche entstanden sein. Auf der Empore ist mittig Heinrich Richter zu sehen. Eine weitere Fotografie von Julius Thieme aus Großenhain zeigt den Lampertswalder Kantor Martin Richter, den Sohn von Heinrich Richter, mit seiner ersten Ehefrau Hilma. Dieses Foto ist dem verwendeten Fotokarton zufolge auf circa 1905/1910 entstanden, so Frank Metasch.

Kantor Heinrich Richter, der Gründer des Lampertswalder Männergesangvereins.
Kantor Heinrich Richter, der Gründer des Lampertswalder Männergesangvereins. © Archiv Frank Metasch
Ansicht der Lampertswalder Kirche mit Heinrich Richter um 1890.
Ansicht der Lampertswalder Kirche mit Heinrich Richter um 1890. © Archiv Frank Metasch
Martin Richter mit Frau und den Söhnen Herbert und Bernhard.
Martin Richter mit Frau und den Söhnen Herbert und Bernhard. © Archiv Frank Metasch
Bernd Richter ist heutiger Chef des Männerchores und als Weihnachtsmann derzeit unterwegs.
Bernd Richter ist heutiger Chef des Männerchores und als Weihnachtsmann derzeit unterwegs. © Kristin Richter

Leider werden solche Familiensammlungen viel zu oft einfach weggeworfen oder an irgendwelche Trödelläden verkauft, wo sie dann auseinandergerissen werden und sämtliche Zusammenhänge verloren gehen, findet Sammler Metasch. "Die Bilder werden damit auf einen Schlag anonymisiert." Chorgründer Heinrich Richter konnte er beispielsweise nur aufgrund des auf der Fotografie angegebenen Namens benennen. Dass es sich um den Lampertswalder Kantor handelt, hat ihm erst die Beschriftung auf einer anderen Fotografie verraten. Metasch: "Wären die Bilder einzeln bei Ebay etc. gelandet, wäre das Bild von Heinrich Richter wohl nie mehr zu identifizieren gewesen."

Diese Sammlung, die noch weitere Familienbilder enthält, wäre daher auch den Hinweis wert, dass solche Familiennachlässe, auch wenn es innerhalb der Familie keine Interessenten geben sollte, nicht weggeworfen oder beim Trödelladen verramscht werden sollten, findet Frank Metasch. "Sie sind viel besser in einem Museum aufgehoben. Dort kann man sich näher mit der auf den Fotografien verborgenen (Familien-) Geschichte beschäftigen."

Historiker Dr. Frank Metasch ist Mitarbeiter am Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde in Dresden forscht auch zur Geschichte der frühen Fotoateliers in Großenhain. Er freut sich immer, wenn ihm für seine Forschungen Abbildungen oder Informationen zur Verfügung gestellt werden können. Erreichbar ist er unter [email protected]. (SZ/krü)