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Fleißige Waschfrauen machen durch

In den Diakonischen Werkstätten für Behinderte in Großenhain ist nur knapp die Hälfte der Mitarbeiter wegen Corona im Einsatz: die Wäscherei ausgenommen.

Von Kathrin Krüger
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Petra Piesker an den Waschmaschinen in den Diakonischen Behindertenwerkstätten.
Petra Piesker an den Waschmaschinen in den Diakonischen Behindertenwerkstätten. © Kristin Richter

Großenhain. Die Wäschetrommeln drehen sich ohne Unterlass von 8 bis 15 Uhr. Täglich etwa 400 Kilo Handtücher, Bett- und Tischwäsche und so manches andere wird in der Einrichtung der Diakonischen Werkstätten im Gewerbegebiet Zschieschen gereinigt. Die Wäscherei, die sich ein achteckiges Gebäude mit der Druckerei teilt, hat auch im Lockdown nie aufgehört zu arbeiten. Doch statt der 16 Mitarbeiter sind es jetzt nur acht.

Die Behinderteneinrichtung ist für Aufträge der stationären Pflegedienste u. a. der Diakonie, für soziale Einrichtungen und für Privatkunden geöffnet. Sie will für ihre Auftraggeber auch im Lockdown ein verlässlicher Partner sein. "Wir leisten ja eine Not- bzw. Berufsbetreuung für Menschen in Ausbildung", sagt Einrichtungsleiter Hansgeorg Kießling. Bis zu 40 Prozent der Mitarbeiter der Werkstätten sind jetzt im Lockdown aufgrund wirtschaftlicher Notwendigkeit beschäftigt. Das entspricht circa 75 Menschen mit Beeinträchtigungen.

Der Eingang zur Wäscherei in den Diakonischen Werkstätten für Behinderte im Großenhainer Gewerbegebiet Zschieschen.
Der Eingang zur Wäscherei in den Diakonischen Werkstätten für Behinderte im Großenhainer Gewerbegebiet Zschieschen. © Kristin Richter
Simone Bastian und Petra Stahl (v.l.) arbeiten an der Wäschemangel. Für Firmen und private Auftraggeber wird hier gewaschen.
Simone Bastian und Petra Stahl (v.l.) arbeiten an der Wäschemangel. Für Firmen und private Auftraggeber wird hier gewaschen. © Kristin Richter
Mechthild Kurz und Lysann Krille (v.l.) legen Handtücher, Bettwäsche und Oberbekleidung zusammen.
Mechthild Kurz und Lysann Krille (v.l.) legen Handtücher, Bettwäsche und Oberbekleidung zusammen. © Kristin Richter

Drei Waschmaschinen für je 35 Kilo Wäsche rumpeln vor sich hin. Nebenan sind drei große Trockner eingeschaltet. Wieder einen Raum weiter gibt es eine Hosenpresse, einen Bügeltisch und eine Bügelpuppe zum Beispiel für Anzüge. Danach folgen zwei Wäscherollen mit dem Legeraum. Alles ist vom Platz her sehr großzügig, die Mitarbeiter können Abstand halten und tragen trotzdem Masken. Die Gruppenleiter, die die Mitarbeiter betreuen, sind Sylvia Szillat und Frank Rößler. Letzterer ist Meister für Textilreinigung und seit anderthalb Jahren bei der Diakonie. Auch Carina Schwibs vom Sozialen Dienst kümmert sich um die Frauen, hilft bei organisatorischen und individuellen Fragen. Sie betreut Neuaufnahmen, leistet pädagogische Betreuung und die konzeptionelle Arbeit für die Behinderten.

Nur zwei Wochen im Dezember gab es tatsächlich in den Werkstätten ein Betretungsverbot. Denn behinderte Menschen gehören in der Pandemie zu den besonders Schutzbedürftigen. "Wir haben aber Verpflichtungen gegenüber unseren Auftraggebern, auch dort muss ja in den Heimen der Betrieb weitergehen", sagt Hansgeorg Kießling. Außerdem gibt es terminierte Montageaufträge. Für die Mitarbeiter ist zudem ein kontinuierlicher Rhythmus wichtig und ihr fester Arbeitsplatz. "Aber wir machen ein Wechselmodell für die Mitarbeiter, jeder soll mal dran sein", so Carina Schwibs. Manche wohnen in der Lebenshilfe, manche allein oder mit ihren Familien.

Anfangs waren die Einschränkungen schwer umzusetzen, geben die Verantwortlichen zu. Doch mittlerweile habe sich das Einhalten von Abstand, das Maske-Tragen und Desinfizieren eingespielt. Mit der verminderten Beschäftigtenzahl ist die Wäscherei derzeit ausgelastet. "Es fehlt ja der gesamte Bereich der Gastronomie", so Kießling. Einzelne Privataufträge könnten aber noch angenommen werden. Allerdings macht ein Zettel an der Tür darauf aufmerksam, dass sich ab diesem Jahr die Preise um drei Prozent erhöht haben. Grund sind gestiegene Kosten für Waschmittel, Energie und Wasser.

Nehmen die beeinträchtigten Mitarbeiter die derzeitige Krise anders wahr als "normale" Menschen? Carina Schwibs und Hansgeorg Kießling sagen: Nein. "Sie sind genauso damit belastet, wollen nicht zu Hause sitzen." Außerdem gibt es derzeit weder Rehasport noch die Proben der Band. Keine Fest und begleitende Angebote sind möglich. Einen Ausgleich versuchen die Leiter über den täglichen Morgenkreis, Gesprächsrunden und psychologische Betreuung herzustellen. "Mit den Mitarbeitenden zu Hause stehen wir in Telefonkontakt, damit wir gegebenenfalls schnell reagieren können", so Einrichtungsleiter Kießling.

Möglich ist der durchgängige Betrieb der Wäscherei vor allem durch die zwei Mal in der Woche stattfindenden Schnelltests seit Dezember. Die können über die kassenärztliche Vereinigung abgerechnet werden. "Wenn jemand positiv getestet wurde, muss er natürlich in Quarantäne und dem Gesundheitsamt gemeldet werden", sagt Hansgeorg Kießling. Doch das sei die Voraussetzung, um durchmachen zu können.

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