Großenhain. 2009 und 2019 wurden im Rathaus im Dezember Fotoausstellungen zu den Weihnachtsmärkten gezeigt. Die erste wurde von Silvio Ihle in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv und dem Hobbyfotografen Steffen Peschel gestaltet. 2019 war Archivarin Anke Brekow verantwortlich. Die älteste Aufnahme zeigte ein Marktgeschehen zur Winterzeit um 1900. Den Christmarkt auf dem Hauptmarkt mit Budenstadt gibt es nachweislich seit 1926. Eine kleine Budenstadt war aufgebaut. Um sie herum waren ganze Berge Weihnachtsbäume zum Verkauf aufgestapelt. Anfangs war es immer ein mehrtägiger Markt bis zum 24. Dezember. Seit 1932 sogar mit elektrischer Beleuchtung. 1935 fand er letztmalig statt. Schon 1868, so las man in der Ausstellung, hatte man bereits einen Weihnachtsbasar.
Der erste Weihnachtsmarkt in der DDR liegt genau 50 Jahre zurück. 1972 war das Angebot an den Ständen allerdings dürftig. HO und Konsum boten in der Hauptsache Brat- und Bockwurst, gebrannte Mandeln, kandierte Äpfeln an, aber auch schon Glühwein. 1983 waren bereits 17 Stände aufgebaut, drei mehr als in den Vorjahren. Zur Freunde der Besucher schneite es, die kleine Weihnachtsstadt bekam winterliches Aussehen. Der Markt dauerte aber nicht mehr bis zum Heiligen Abend, doch drei Wochen waren die Regel. Die eigentliche Zählung der Großenhainer Weihnachtsmärkte begann 1972. Mit den Coronapausen sind wir jetzt bei Nummer 49.
- Hier lesen Sie mehr lokale Nachrichten aus Riesa und Großenhain.
Nicht nur die lange Dauer zeichnet das Weihnachtsstädtchen in Großenhain aus, sondern auch seine sportlichen Zusatzangebote: Erinnern Sie sich noch an die Bobanschiebe-Bahn an der Seite zum Frauenmarkt vor zehn Jahren? 200 Kilo konnten die Besucher dabei in Bewegung bringen. Das war eine Attraktion für Erwachsene, nachdem man schon 2009 französisches Boule im Winter ausprobieren konnte. Der originale Bob mit Anschubbahn wurde von Active Nature Tours aus Moritzburg aufgebaut. Zum allerersten Mal stand die 45 Meter lange Bahn auf einem Weihnachtsmarkt.
Ein bzw. zwei Jahre vorher, 2010 und 2011, war Eisstockschießen ein sportliches Angebot in der Adventszeit. Auf einer 15 Meter langen eisfreien Bahn auf dem oberen Frauenmarkt kamen die Weihnachtsmarktbesucher galant ins Schwitzen. Selbst ein Kletterschiff von der Kulturinsel Einsiedel stand schon am Eingang zur Marktgasse, die als Kinderspielstraße vor dem Fest manche Jahre für Besucher gesorgt hatte.
Sylvio Zschage und Monika Werner vom MDR1-Radio Sachsen befragten 2016 genau 100 Marktbesucher und testeten damals die Rodelbahn, die mittlerweile in städtischen Besitz übergegangen ist. Ausgerechnet an diesem Tag, als der Weihnachtsmarkt unter die Lupe genommen wurde, fiel der Strom gleich bei mehreren Buden aus. Das Karussell von Wolfgang Borowski vorm Rathaus stand still, vier Stunden hatten die Betroffenen Einkommensausfall. Ursache war wohl ein durchgeschmortes Hauptkabel. Bauhofleute legten rasch eine neue Leitung. Auch eine Elektrikerfirma wurde laut MDR beauftragt. "Ins Testergebnis fließt dies nicht mit ein", stellten die Rundfunkleute damals klar.
Und wer erinnert sich nicht noch an die Schafe im Gatter vor dem Rathaus? Leider ist das seit dem Tod des Kalkreuther Schäfers Schneider nicht mehr möglich.