Radeburg. "Wenn es Stuttgart kann, kann es auch Radeburg", gibt sich Bianca Steinhagen zuversichtlich. Sie meint den Tag des öffentlichen Strickens am 11. Juni. Nicht nur in der baden-württembergischen Hauptstadt, sondern weltweit finden sich an diesem Tag Strickgruppen in der Öffentlichkeit zusammen. Und an diesem Sonnabend auch in der Zillestadt. Das Geschäft "Wollkiste" von Bianca Steinhagen und ihrer Mutter Kerstin Raum zieht die Aktion aufs Wochenende vor und ruft alle Handarbeitsfans zum öffentlichen Stricken ab 14 Uhr auf dem Markt auf. "Bis die Wolle alle ist", lacht Bianca Steinhagen, soll dem Hobby gemeinschaftlich gefrönt werden. Pullover, Socken, Babysachen - alles ist möglich. Verpflegung sollte sich jeder selber mitbringen.

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Bis vorige Woche hatten sich schon 30 Interessenten zu dieser originellen Gemeinschaftsaktion gemeldet. Auch Bürgermeisterin Michaela Ritter hat laut der Geschäftsinhaberin von der Großenhainer Straße zugesagt. Anfänger seien ebenfalls willkommen. Denn hier könnten sie die Handarbeit am besten lernen. "Eigene Produkte und Unikate entstehen und man hat eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung", so die junge Geschäftsfrau. Parallel zu den Arbeiten, die jeder für sich ausführt, soll mit Strickliesel der Marktbrunnen einmal umstrickt werden.

Mit Enthusiasmus und vielen Kontakten organisiert Bianca Steinhagen erstmalig diese Aktion. Im Juli des Vorjahres hatte sie das Fachgeschäft von Sylke Schuppe übernommen. Mutter Kerstin Raum war schon damals die strickende Instanz in der "Wollkiste". Kunden kommen zum Teil von weither, um sich hier mit Wolle aus Italien oder der Türkei einzudecken. "Es gibt nicht mehr viele Handarbeitsläden", so die Radeburgerin. Am 8. Juni lasse man die Hände wackeln und Musik gibt es voraussichtlich auch. Uwe Heimbach, ein Bekannter der "Wollkiste", hat einen Stricksong komponiert. Der soll zu hören sein. "Viele Radeburger sind bestimmt auch unterwegs, weil am Vormittag ein Kinderfest mit Flohmarkt im Kindergarten stattfindet", so Bianca Steinhagen.

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Die Aktion ist eine schöne Werbung für ihren hübsch eingerichteten Laden. In dem man sich viele Anregungen holen kann. Auch Taschen, Westen, Schals und Decken aus Wolle sind hier zu sehen. Knäuel gibt es in allen Sorten und Farben. Sogar ein eingestrickter Stuhl gibt eine Visitenkarte ab. Süße Erdbeermützen für ihre Zwillingsmädchen stellt Bianca Steinhagen ebenfalls aus. "Unsere Kundschaft verjüngt sich wieder", sagt Verkäuferin Kerstin Raum. Sie arbeitet seit 1992 in dem Hobbygeschäft und hat selber schon mit fünf Jahren angefangen zu stricken. Sie bietet sich als Notfallhilfe an, wenn mal jemand sich "verstrickt" hat. Bloß nicht wieder auftrennen, sagt sie. Die Oberschule kommt ab Sommer wieder zum GTA-Unterricht wöchentlich ins Geschäft. Über das ganze Jahr sind Handarbeitskurse im Angebot. Sonst muss man etwas dafür bezahlen - doch der Tag des öffentlichen Strickens ist kostenfrei.

"Wir hoffen, dass wir damit eine neue Tradition etablieren", so Bianca Steinhagen. Die junge Mutter ist eigentlich Betriebswirtin in der Automobilindustrie. 19 Stunden die Woche öffnet sie die "Wollkiste", in der es auch Kurzwaren zu kaufen gibt. Weil das Strickgeschäft einfach in die Zillestadt gehöre. Ach und es gibt auch einen Wollnotruf, wenn der Wollfaden mal zu Ende ist. Denn den Radeburgern ist ihr Credo heilig: Gesünder leben dank Handarbeit.