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Rettung der Schönfelder Schloss-Teichmuschel

Eine Parkbesucherin machte auf die prekäre Lage der geschützten Tiere aufmerksam. Bürgermeister Weigel zieht sich die Gummistiefel an und hilft.

Von Kathrin Krüger
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Bürgermeister Hans-Joachim Weigel (r.) sucht im Schlosspark Schönfeld nach Teichmuscheln, begleitet von Thomas Kramp von der Unteren Naturschutzbehörde.
Bürgermeister Hans-Joachim Weigel (r.) sucht im Schlosspark Schönfeld nach Teichmuscheln, begleitet von Thomas Kramp von der Unteren Naturschutzbehörde. © Kristin Richter

Schönfeld. Bürgermeister Hans-Joachim Weigel ist für seine außergewöhnlichen Einsätze bekannt - wenn es sein muss. So setzte er sich schon mit einem Stuhl auf die viel befahrene Bundesstraße 98, um auf die fehlende Ortsumgehung aufmerksam zu machen. Jetzt zog er sich im letzten Monat seiner Amtszeit die Gummistiefel über, um gemeinsam mit einem Naturschützer die Schönfelder Schloss-Teichmuschel zu retten.

Eine Parkbesucherin hatte der Gemeinde eine E-Mail geschickt. Darin machte Ulrike Straszewski darauf aufmerksam, dass im Schlosspark die Teichmuscheln am Verenden sind. Der geringe Wasserstand des Schönfelder Dorfbachs, auch Schlossgraben genannt, lässt die geschützten Tiere austrocknen. Bürgermeister Hans-Joachim Weigel informierte deshalb Thomas Kramp von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises. Und hoffte, mit einer medienwirksamen Aktion so viele Muscheln wie möglich retten zu können. "Denn alle Muschelarten sind geschützt", sagt Thomas Kramp.

50 Zentimeter weniger Wasser

So rückt Bürgermeister Weigel am Montagnachmittag mit Eimer und Gummistiefel in den Park ein. "Der Wasserstand ist 50 Zentimeter unter normal", sagt der Schönfelder. Doch tatsächlich ist kaum noch Wasser in dem Graben. Der Anblick enttäuscht: Alle hier sichtbaren Muscheln sind offen und leer - also tot. Hans-Joachim Weigel ist enttäuscht. Aber er gibt nicht auf und läuft den gesamten Graben ab.

Naturschützer Thomas Kramp sieht die Sache etwas entspannter. "Teichmuscheln können sich nicht bewegen, sondern nur dem Wasserlauf folgen", erklärt er. Oder sich im Schlamm eingraben. "Wir wissen nicht, wie lange die toten Tiere hier schon liegen", sagt er. Möglicherweise schon länger - das Niedrigwasser hat sie nur erst sichtbar gemacht. Momentan fließt hier gar nichts mehr. "Es könnte auch ein gutes Zeichen sein, dass die lebenden Muscheln es geschafft haben." Doch dann findet Thomas Kramp Waschbär-Spuren. "Der könnte sie auch geknackt haben", sinniert der Behördenmitarbeiter.

Hans-Joachim Weigel setzt die gefundene lebende Teichmuschel in ein Gewässer im Schlosspark.
Hans-Joachim Weigel setzt die gefundene lebende Teichmuschel in ein Gewässer im Schlosspark. © Kristin Richter

"Die hat geschlafen"

Bürgermeister Weigel in seinen gelben Stiefeln gibt nicht auf. Er prüft auch die Muscheln, die im Schlamm liegen. "Lebende Tiere müssten bedeutend schwerer sein als tote", erklärt Thomas Kramp. "Sie wiegen etwa das Zehnfache." Dann stößt Hans-Joachim Weigel doch noch auf eine lebende , handtellergroße Teichmuschel. "Wenigstens eine - die hat geschlafen", frohlockt der Schönfelder Bürgermeister. Und legt sie behutsam in den mit Wasser gefüllten Eimer. Jetzt sind Weigel und Kramp schon in dem Bereich des Baches, der noch etwas Wasserstand hat.

Der Bürgermeister klettert mutig in den angrenzenden Teich und setzt die Muschel aus. "Mich wundert, dass unseren Naturschützern im Dorf das nicht schon eher aufgefallen ist", sagt Hans-Joachim Weigel. Er will jetzt öfter schauen, was sich im Schlossgraben abspielt. Doch dass immerhin eine Schloss-Teichmuschel gerettet werden konnte, stimmt ihn zuversichtlich.