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Neuer Radweg zum "Sowjetpark" Zeithain

Zum Denkmaltag gab es eine Führung im Gelände an der Abendrothstraße. Auf dem früheren zentralen Appellplatz spürt man noch den Hauch früherer Zeit.

Von Kathrin Krüger
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Die einst vergoldete Lenin-Statue und ein Obelisk im Sowjetpark in Zeithain. Hierher führt ein neuer Radweg, ein überdachter großer Picknickplatz wurde gebaut.
Die einst vergoldete Lenin-Statue und ein Obelisk im Sowjetpark in Zeithain. Hierher führt ein neuer Radweg, ein überdachter großer Picknickplatz wurde gebaut. © Kathrin Krüger

Zeithain. Die steinerne Mutter Heimat steht für alle sowjetischen Soldaten, die in der DDR stationiert waren: die Russen wie die Ukrainer, die Kasachen wie die Usbeken oder Georgier. "Das ist was Besonderes", sagt Milan Spindler von der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain. Solche Figuren gibt es auch noch in den ehemaligen Sowjetrepubliken. Doch dort werden sie heute Mutter Russland oder Mutter Ukraine genannt. Nur in Deutschland kann die Figur noch für alle Nationen stehen, die damals fern der Heimat dienten.

Mutter Heimat ist nur ein steinerner Zeuge im sogenannten Sowjetpark im Zeithainer Lager. Mit einer Führung wurde er am Tag des offenen Denkmals vorgestellt und ein neuer Radweg quasi eingeweiht. Es ist ein versteckter, noch Vielen unbekannter Ort in der Gohrischheide, neben dem einstigen Truppenübungsplatz. Neben der Kaiser-Wilhelm-Allee, die öffentlich zugänglich ist, führt der Radweg nun mit drei Hinweisschildern zu einem Rastplatz. Dort befinden sich die vergessenen Hinterlassenschaften der sowjetischen Garnison. Eine überlebensgroße Lenin-Statue gehört ebenso dazu wie zwei steinerne Gedenkwände und ein hoher, schmaler Obelisk. Lenin, der Obelisk und Mutter Heimat wurden an diese Stelle umgesetzt, sagt Dieter Wamser, der Geschäftsführer der Entwicklungs- und Verwertungsgesellschaft Zeithain (EVGZ) und im Ehrenamt stellvertretender Zeithainer Bürgermeister. Der EVGZ gehört das Gelände.

Truppenteile der Sowjetarmee waren bis zu ihrem Abzug 1992 in Zeithain stationiert. Sie nutzen für ihre militärischen Übungen den ehemaligen Truppenübungsplatz und das Areal des Kriegsgefangenenlagers. Soldaten, Offiziere und deren Angehörige lebten weitestgehend abgeschirmt von der Außenwelt in der Garnison und bildeten eine kleine Stadt mit eigenständiger Infrastruktur. "130 Bauten standen hier früher", weiß Dieter Wamser. Trotz Mauer und Zaun, die die Garnison abschirmten, gab es immer wieder Berührungspunkte mit der Zeithainer Bevölkerung. Davon können Teilnehmer der Führung erzählen.

Die Mutter Heimat Figur wurde hierher umgesetzt. Im Hintergrund zeigt eine Wand den Weg der Sowjetarmee im Zweiten Weltkrieg von Moskau nach Berlin.
Die Mutter Heimat Figur wurde hierher umgesetzt. Im Hintergrund zeigt eine Wand den Weg der Sowjetarmee im Zweiten Weltkrieg von Moskau nach Berlin. © Kathrin Krüger
"Wir dienen der Sowjetunion" steht in kyrillischer Schrift auf dieser militärischen Hinterlassenschaft.
"Wir dienen der Sowjetunion" steht in kyrillischer Schrift auf dieser militärischen Hinterlassenschaft. © Kathrin Krüger
Großräumig: die überdachte Rast am Radweg.
Großräumig: die überdachte Rast am Radweg. © Kathrin Krüger
Von der Kaiser-Willhelm-Allee, die von großen Solarflächen gesäumt wird, zweigt der Radweg zum Rastplatz ab.
Von der Kaiser-Willhelm-Allee, die von großen Solarflächen gesäumt wird, zweigt der Radweg zum Rastplatz ab. © Kathrin Krüger

Ein wildes Biotop

Zum Gelände gehörte auch der zentrale Appellplatz, der mit damals sinnstiftenden Denkmalen der Sowjetpropaganda gestaltet wurde. "Auch 30 Jahre nach Abzug der Soldaten ist dieser Denkmalkomplex weitestgehend erhalten", heißt es in der Gedenkstätte Ehrenhain. Viele Jahre war dieser Bereich des vormaligen Kasernengeländes, das sich im Naturschutzgebiet Gohrischheide/Elbniederterrasse befindet, in Vergessenheit geraten. Seit den letzten Jahren ist die Gemeinde Zeithain bestrebt, das Areal in die Radwegplanung mit einzubeziehen und touristisch aufzuwerten.

Seit Mai existiert nun in der unmittelbaren Nähe ein überdachter Picknickplatz, der Radfahrer zu einer Pause einlädt. Mithilfe von ABM wurde er gezimmert: aus dem Holz abgerissener Baracken und Dachstühle. Auch große Radgruppen haben hier Platz am ehemaligen zentralen Gedenkort im Offizierspark. Von den Bänken aus schaut man auf eine Wand, von der die weiße Farbe abbröckelt. Hier ist der Weg abgebildet, den die Sowjetsoldaten im Zweiten Weltkrieg von Moskau über Kursk, Minsk und Brest bis Berlin zurücklegten. Vor der Wand stehen die Lenin-Statue und der große Frauenkopf von Mutter Heimat. Eine zweite, besser erhaltene Wand, zeigt Soldaten und den Spruch "Wir dienen der Sowjetunion". Etwas im Hintergrund sieht man einen hohen, schmalen Obelisk. Der Besucher spürt den Hauch der Zeit, als hier noch Hunderte sowjetischer Soldaten in Reih und Glied zum Morgenappell gestanden haben müssen.

Der Rastplatz sollte am 7. Mai, beim Anradeln von Elbe-Röder-Dreieck und der Stadt Riesa, eingeweiht werden. "Das haben wir nicht geschafft", sagt Dieter Wamser. Nun wurden die Betonplatten durch Mitarbeiter des Zeithainer Bauhofs ausgebessert und der schmale Weg links und rechts durch Äste-Haufen begrenzt. Denn der Rest des Offiziersparks soll wildes Biotop bleiben.