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Machen sich in Großenhain noch Gänsetaxis auf den Weg?

An den Feiertagen in der Küche stehen? Muss nicht sein, denn einige Gastronomen bieten einen kulinarischen Shuttleservice an - und der wird genutzt.

Von Catharina Karlshaus
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Leckeren Gänsebraten kredenzt Rene Strohbach (li.) dieser Tage in der Brettmühlenschänke Zschorna nicht nur zufriedenen Gästen wie Antje Hausdorf. Wer schnell ist, kann noch in den Genuss kommen.
Leckeren Gänsebraten kredenzt Rene Strohbach (li.) dieser Tage in der Brettmühlenschänke Zschorna nicht nur zufriedenen Gästen wie Antje Hausdorf. Wer schnell ist, kann noch in den Genuss kommen. © Andreas Weihs

Großenhain. In den vergangenen Jahren waren sie der absolute Renner: Weil inmitten der Corona-Pandemie und des Lockdowns 2020 das traditionelle Gänseessen in den Restaurants gezwungenermaßen ausfallen musste, zeigten sich die Gastronomen in dieser Zeit innovativ. Auch im Großenhainer Land boten sie die "Gans to go" in speziellen Wärmebehältern an, schickten zwischen der Röderstadt und Thiendorf sogenannte Gänsetaxis auf die Strecke und boten nicht zuletzt einen komfortablen Abholservice an.

Selbst erster Feiertag 2024 ist ausgebucht

Bequeme Genussmomente, welche inzwischen nicht mehr wegzudenken wären. Angelika Pietzsch, die gemeinsam mit ihrem Bruder Kai-Michael Riepert das Großenhainer Hotel und Restaurant Kupferberg führt, habe bereits frühzeitig Anfragen verzeichnet. Wer jetzt auf den Gedanken käme, lieber doch den professionell zubereiteten Braten in den eigenen Wänden genießen zu wollen, käme ein paar Wochen zu spät. Gleich nun, ob Brust oder Keule, dazu frisch zubereitetes Rotkraut und Kartoffelklöße oder gern auch Kartoffeln. Die Feinschmecker aus Großenhain und Umgebung hätten gern die Möglichkeit wahrgenommen, das kulinarische Gesamtpaket am ersten oder auch zweiten Feiertag fix und fertig abholen zu können.

Allen Unkenrufen hinsichtlich des vermeintlich immer teurer werdenden Restaurantbesuchs zum Trotz sei der Drang nach einem Festtagsschmaus zumindest auf dem Kupferberg ungebrochen. Abgesehen davon, dass bis zum 27. Dezember alle Plätze ausgebucht wären, gebe es auch keine Chancen mehr für den ersten Weihnachtsfeiertag 2024. "Es mag unglaublich klingen. Aber angesichts der schrumpfenden Anzahl an gutbürgerlichen deutschen Gaststätten planen die Leute, denen es wichtig ist, inzwischen langfristig und gehen lieber auf Nummer sicher", erklärt Angelika Pietzsch.

Brust oder Keule war in Zschauitz nie die Frage

Dass die Not erfinderisch macht, hatte schon beim ersten Lockdown im Frühjahr 2020 die Wirtin des Gasthofes Zschauitz Kirsten Börner bewiesen. Stammgäste aus Großenhain, den umliegenden Dörfern, aber auch jene aus Dresden, Radebeul, Riesa oder dem Elbe-Elsterkreis machten sich gern auf den Weg, um wenigstens zu Hause beispielsweise die berühmten Riesenschnitzel mit Bratkartoffeln zu genießen.

Da ab November auf der Speisekarte der beliebten Gaststätte üblicherweise sonst auch Gans stehe, zögerte Kirsten Börner nicht lange und ging sofort nach Bekanntwerden der neuerlichen Schließzeit in die Offensive. Jeweils Mittwoch bis Freitag von 11 bis 14 Uhr und ab 17 Uhr sowie an den Wochenenden ab 11 Uhr durften sich die Heißhungrigen ihren Traum von Gesottenem und Gebratenem erfüllen. Natürlich auf Vorbestellung, versteht sich.

Gleich nun, ob Brust oder Keule, alles war möglich. Und wer bis dahin noch kein geräumiges Kochgeschirr hatte, bekam nun sogar die Chance, eines sein Eigen zu nennen. "Alle, die bei uns eine ganze Gans bestellt haben, erhielten diese für 70 Euro in einem Bräter inklusive Rotkraut und Klöße", erinnert sich Kirsten Börner, die den Gasthof zum Ende des Jahres schließen wird. Bis dahin könnten sich Fans von Gans & Co auch wieder ihr Weihnachtsessen abholen. Allerdings: Auch sie sei für derlei Komfort schon restlos ausgebucht.

Im eigenen Kochgeschirr den Braten aus dem Gasthof

Nicht viele, aber immerhin noch Chancen haben Suchende in der Schänke am Brettmühlenteich in Zschorna. Die Ersten, so der Geschäftsführer Rene Strohbach, hätten bereits im Juni für Weihnachten reserviert. "Angesichts des zunehmenden Sterbens von Dorfgasthöfen und Gastronomie überhaupt, gehen viele Gäste inzwischen lieber nach der Devise vor, man hat, was man hat", weiß der erfahrene Gastronom Rene Strohbach.

Für die Feiertage bedeute das, es gebe tatsächlich noch den einen oder anderen freien Platz in der Brettmühlenschänke selbst. Und wer gewillt sei, bis jeweils 11 Uhr im eigenen Kochgeschirr seine Festtagsmahlzeit abzuholen, könne sein Glück noch ganz schnell versuchen. Denn auch in Zschorna gelte, mit dem sogenannten Taxi vorgefahren, käme das Gössel Weihnachten 2023 zwar nicht mehr. Aber die Abholung ist in vielen Gaststätten immer noch eine Option.