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Mit Ede Geyer montags um sieben in den Wald

Beim Schönfelder Fußballabend lässt Ex-Dynamo Andreas Trautmann tief in seine aktive Zeit blicken. Und kritisiert am Rande den aktuellen Fußball im Land.

Von Thomas Riemer
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Andreas Trautmann gastierte in dieser Woche beim Schönfelder Fußballabend. Viele Anekdoten, aber auch der kritische Blick auf den aktuellen Fußball kamen zur Sprache.
Andreas Trautmann gastierte in dieser Woche beim Schönfelder Fußballabend. Viele Anekdoten, aber auch der kritische Blick auf den aktuellen Fußball kamen zur Sprache. © Andreas Weihs

Schönfeld. Alt-Bürgermeister Hans-Joachim Weigel hat sich und den Fans des Schönfelder Fußballabends einen weiteren Wunsch erfüllt. Mit Andreas Trautmann holte er den nächsten Ex-Spieler von Dynamo Dresden in den Speisesaal gleich neben dem Schloss.

Mit 270 Einsätzen für Dynamo Dresden ist er jener Akteur mit den drittmeisten Spielen in der Oberliga. Die Bilanz des heute 64-Jährigen: Zwischen 1977 und 1991 wurde er dreimal DDR-Meister und ebenso oft Pokalsieger. 1989 wurde er Fußballer des Jahres in der DDR. In der DDR-Nationalmannschaft absolvierte er 14 Einsätze.

Seine aktive Zeit in Elbflorenz wurde dabei natürlich auch von den jeweiligen Trainern geprägt. So "durchlief" Andreas Trautmann die Schule von Walter Fritzsch, Gerhard Prautzsch und Klaus Sammer. Der "war okay, ich hatte keine Probleme mit ihm", sagt er. Nach dem legendären 3:7 in Uerdingen 1987 kam dann Eduard Geyer. "Der hat mich mein ganzes Leben verfolgt", blickt Trautmann darauf zurück, dass Ede auch schon seine Nachwuchszeit geprägt hatte.

Besonders pikant seien Geyers Trainingsmethoden gewesen. "Bei diesem Pensum wäre ich heute schnell allein auf dem Trainingsplatz", verteilt er einen Seitenhieb an die heutigen Profis. "Aber es war nicht verkehrt", fügt er hinzu. Geyers Anforderungen seien grenzwertig gewesen, "aber es hat uns nicht so sehr geschadet". So sei Ede mit dem Kader stets montags um sieben in den Wald bei Radeberg gefahren. "Geyer kannte jeden Baum in der Heide mit Vornamen", glaubt Trautmann und schmunzelt. Nach drei Stunden Lauf- und Krafteinheiten im Wald habe er dann gedroht, wer nach ihm zum Bus kommt, müsse nach Hause laufen. Andreas Diebitz, Mitspieler von damals, habe dieses Schicksal mal getroffen. "Den hat er mal stehen gelassen. Aber das waren so seine Methoden".

Dynamo ist ein guter Ausbilder für andere

Auch das erzählt der einstige Profi: Als Aktiver habe er durchaus auch geraucht. "Club", die Schachtel kostete vier Mark. "So schlimm war das damals nicht", sagt Trautmann. Allerdings wurde nie in der Halbzeitpause heimlich auf dem Klo gequalmt. "Das gab's nur in Magdeburg. Wenn du dort im Sanitärbereich warst, hast du nichts gesehen." Da hat er die Lacher im Schönfelder Publikum auf seiner Seite.

Gemischt fällt das Urteil zum aktuellen deutschen Fußball aus. Stichwort Nationalmannschaft: Da gebe es zurzeit nicht einmal vier Defensivspieler von Format. "Es ist ein Armutszeugnis, dass man damit keine solide Viererkette hinkriegt." Sicher gebe es gute Individualisten. "Aber wenn keiner laufen will und alte Tugenden des Fußballs zeigt, dann wird das keine Mannschaft", kritisiert Andreas Trautmann.

Stichwort Dynamo: Dort sei ein gutes Potenzial vorhanden. Doch die Debatten um die Neuausrichtung der Spielformen für den Nachwuchs - also ohne sportliches Ergebnis, "das ist für mich Schwachsinn". Wie sollen junge Spieler dann den Sprung in die Männermannschaft schaffen? Die Saison in der 3. Liga mit dem erklärten Aufstiegsziel "wird ganz schwer, zumal wir keine zweite Mannschaft haben". Dynamo sei zwar ein Ausbildungsverein, aber weniger für die eigenen Reihen. Junge Spieler hätten zwar gute Verträge, bekämen aber viel zu wenig Spielpraxis in der ersten Mannschaft - weil die Trainer im Aufstiegskampf kein Risiko eingehen wollen. "Das aber kann nicht Sinn der Sache sein", ist sich Andreas Trautmann sicher.

Nicht nur dafür gibt es viel Beifall in Schönfeld beim gut besuchten Fußballabend. "Es war sehr unterhaltsam", fasst Hans-Joachim Weigel zusammen.