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Quietschende Reifen für kleine Herzen auf dem Lausitzring

Das ehrenamtliche Team von Challengefeeling aus Freital hilft schwerkranken Kindern und Jugendlichen. Jetzt zauberten sie Victoria aus dem Kreis Meißen ein Lächeln ins Gesicht.

Von Catharina Karlshaus
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Mit einer professionellen Fahrerin unterwegs: Victoria Lenuweit, die an einem seltenen Gendefekt leidet, durfte auf dem Lausitzring dank Challengefeeling mit dem Porsche ihre Runden drehen.
Mit einer professionellen Fahrerin unterwegs: Victoria Lenuweit, die an einem seltenen Gendefekt leidet, durfte auf dem Lausitzring dank Challengefeeling mit dem Porsche ihre Runden drehen. © Challengefeeling

Landkreis/Schipkau. Jede Runde ist ein kleines Stück Glück. Ein Moment der Freude, der Leichtigkeit und der Zuversicht. Die Mädchen und Jungen, welche an diesem Vormittag mit professionellen Fahrern und spektakulären Autos über den Lausitzring düsen, genießen augenscheinlich jede Sekunde. Der kleine Junge etwa, der alsbald des Augenlichts beraubt sein wird, weil ein Tumor im Kopf nicht nur auf den Sehnerv drückt. Das Mädchen, das gegen den Krebs ankämpft, und auch Victoria Lenuweit, die es scheinbar nicht erwarten kann, endlich in einem der eigens bereitgestellten Gefährte sitzen zu dürfen. „Das ist eine so tolle Aktion hier! Für unsere Kinder, aber auch für uns Eltern“, freut sich Manuela Lenuweit.

Seit 20 Jahren kümmert sich die Meißnerin nun schon aufopferungsvoll um ihre Tochter, die an einem weltweit sehr seltenen Gendefekt leidet. Für ein paar Stunden gemeinsam mit ihrem Mann Dietmar etwas Kraft und Unbeschwertheit tanken zu können, sei ein großes Geschenk.

Auch Radebeuler Unternehmen sind dabei

Eines, dass an diesem sonnigen Tag zum wiederholten Mal das rührige Team von Challengefeeling bereitet. Unter dem Motto „Nur gemeinsam sind wir stark“ setzen sich die Mitstreiter aus verschiedenen Teilen Sachsens für schwerkranke Kinder, Jugendliche und deren Familien ein. Gleich nun, ob beispielsweise die Dekra Lausitzring, Nudossi Radebeul, die Arendt Gruppe Elterlein oder die beiden Profis in Sachen schneller Geschwindigkeit an der Spitze. Jürgen Arendt und Alex Weber haben es sich seit 2017 zur Aufgabe gemacht, den Betroffenen etwas Licht in den sorgenvollen Alltag zu bringen.

Ein Alltag, der von lebensverkürzenden Krankheiten bestimmt wird, angefüllt ist mit unbeschreiblichen Herausforderungen zwischen Klinikaufenthalten Medikamenteneinnahmen, dem stetigen Wechsel zwischen immerwährender Hoffnung zugunsten des geliebten Kindes und bitteren Rückschlägen. „Aus Gesprächen mit vielen Familien weiß ich, dass da nur wenig Platz für ein paar lebensfrohe Augenblicke bleibt“, sagt Fernsehmoderator Peter Escher.

Viele ehrenamtliche Helfer und Sponsoren

Seit Jahren ist er den Machern von Challengefeeling eng verbunden und hat gemeinsam mit Sächsische.de dafür gesorgt, dass Victoria Lenuweit und ihre Eltern bei der Veranstaltung auf dem Lausitzring dabei sein können. Mit Unterstützung der Dekra darf sie das erleben, was ihren und all den anderen Angehörigen für ein paar Stunden hilft, das schwere Schicksal auszublenden. Mit einem Sportwagen - zur Wahl stehen dank der Helfer wie der Thomas Sportwagen GmbH Radebeul, dem Porsche Club Leipzig oder Racechallenge Team von Christian Arnold etwa ein knallroter Ferrari, verschiedene Porsche-Modelle und auch besonders ausgestattete Lkw - über eine echte Rennstrecke zu fahren, sei ein unvergessliches Erlebnis, von dem die Betroffenen lange zehren könnten.

Das viel beschriebene Dröhnen der Motoren und sprichwörtliche Quietschen der Reifen wäre zwar sicherlich nicht etwas für jedermann. „Für uns sind diese Wochenenden, die wir auf dem Lausitzring durchführen, jedoch geradezu magisch! Es ist einfach herzergreifend zu sehen, wie diese tapferen und vom Schicksal keineswegs verwöhnten Menschen plötzlich wieder lächeln“, bekennt Alex Weber gerührt.

Auf dem Weg zum Start: Manuela und Dietmar Lenuweit mit Fernsehmoderator Peter Escher, der Victoria selbst zur Rennstrecke begleitete.
Auf dem Weg zum Start: Manuela und Dietmar Lenuweit mit Fernsehmoderator Peter Escher, der Victoria selbst zur Rennstrecke begleitete. © Challengefeeling
Sicherheit und Vertrauen stehen an erster Stelle, bevor es für Victoria, welche seit vielen Jahren von Sächsische.de begleitet wird, auf die Strecke geht.
Sicherheit und Vertrauen stehen an erster Stelle, bevor es für Victoria, welche seit vielen Jahren von Sächsische.de begleitet wird, auf die Strecke geht. © Challengefeeling
Und dann ist es soweit: In einem Porsche dreht die 20-jährige Meißnerin bei hohen Geschwindigkeiten ihre Runden. So wie viele glückliche andere Kinder und Jugendliche an diesem Tag.
Und dann ist es soweit: In einem Porsche dreht die 20-jährige Meißnerin bei hohen Geschwindigkeiten ihre Runden. So wie viele glückliche andere Kinder und Jugendliche an diesem Tag. © Challengefeeling
Sehr beliebt bei den Hauptpersonen des Tages, die aus vielen Teilen Sachsens kamen, auch derlei besondere Gefährte.
Sehr beliebt bei den Hauptpersonen des Tages, die aus vielen Teilen Sachsens kamen, auch derlei besondere Gefährte. © Challengefeeling
Beliebt freilich auch der knallrote Ferrari, den die Besucher der Lausitzer Rennstrecke gern aus nächster Nähe in Augenschein nahmen.
Beliebt freilich auch der knallrote Ferrari, den die Besucher der Lausitzer Rennstrecke gern aus nächster Nähe in Augenschein nahmen. © Challengefeeling
Hingucker, in denen die schwerkranken Kinder und Jugendlichen sowie ihre Angehörigen für eine kleine Auszeit lang ihrem harten Schicksal davonfahren konnten.
Hingucker, in denen die schwerkranken Kinder und Jugendlichen sowie ihre Angehörigen für eine kleine Auszeit lang ihrem harten Schicksal davonfahren konnten. © Challengefeeling

Ein Lächeln, das die Ehrenamtler alle Hebel und Fahrzeuge in Bewegung setzen lässt. Beispielsweise den orangefarbenen Lamborghini von Fabian. Der 41-jährige Berliner nimmt mit seinem Wagen das erste Mal teil. Selbst in der Autoindustrie tätig, bringt er nicht nur sein Hingucker-Auto professionell auf satte 240 Kilometer pro Stunde, sondern versetzt seine Beifahrer in Begeisterungsstürme. „Das ist so, so cool! Hast du das gesehen? Ich saß selbst dort drin“, jubelt ein Junge, um danach wieder im Rollstuhl Platz nehmen zu müssen.

Für ein paar Stunden Leichtigkeit

Freud und Leid fahren auf dem Lausitzring scheinbar eng beieinander. Aber der Eindruck täuscht. „Das hier alles tun zu dürfen, mit anderen Gleichgesinnten und betroffenen Familien ins Gespräch zu kommen, lässt heute wirklich alles sonst Beschwerliche total vergessen“, strahlt Manuela Lenuweit und zeigt auf ihre Tochter.

Tatsächlich sorgen ihr Papa und Peter Escher gerade dafür, dass Victoria nun gleich in Rennmontur in einen blaugrauen Porsche gehoben werden kann. Und dann geht es auch schon los. Das Fahrzeug mit der Startnummer acht setzt sich zunächst langsam in Bewegung, um danach regelrecht davonzupreschen. Mit Victoria, die wenig später fröhlich kreischen wird. Denn auch bei ihr hat funktioniert, wofür Alex Weber und all die anderen von Challengefeeling an diesem Tag wieder alles gegeben haben: Für Runden, die ein kleines Stück Glück bedeuten. Einen Moment der Freude, der Leichtigkeit und - der Zuversicht.

Wer Challengefeeling und damit die schwerkranken Kinder und Jugendlichen unterstützen möchte, findet Informationen unter: www.challengefeeling.de