SZ + Großenhain
Merken

Die Wohnungsgenossenschaft Großenhain legt richtig los

Optimismus erlaubt: Trotz düsterer Vorhersagen und Wirtschaftskrise scheinen sich die Einschnitte für Mieter und Vermieter in Grenzen zu halten.

Von Catharina Karlshaus
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Thomas Schippmann, Vorstandsmitglied der Wohnungsgenossenschaft Großenhain, und die Priestewitzer Bürgermeisterin, Manuela Gajewi, haben Zukunftspläne. Auf diesem Areal soll gebaut werden.
Thomas Schippmann, Vorstandsmitglied der Wohnungsgenossenschaft Großenhain, und die Priestewitzer Bürgermeisterin, Manuela Gajewi, haben Zukunftspläne. Auf diesem Areal soll gebaut werden. © Kristin Richter

Großenhain. Thomas Schippmann ist auf dem Sprung. Bereits am frühen Morgen war das langjährige Vorstandsmitglied der Wohnungsgenossenschaft Großenhain mit Ralf Zienert verabredet. Gemeinsam mit dem Inhaber der Maschinenbau Mischke GmbH hätte er gewissermaßen am und im Objekt darüber gefachsimpelt, welche Art von Schiene künftig die im Keller abgestellten Elektro-Fahrräder galant nach oben befördern könne.

"Inzwischen haben sich viele unserer Mieter ein solches Fortbewegungsmittel zugelegt. Da diese Gefährte alle gut 25 Kilogramm und mehr auf die Waage bringen, fällt es den nicht mehr ganz so jungen Besitzern allerdings nicht so leicht, das Rad nach oben zu bugsieren", weiß Thomas Schippmann. Da an einen Neubau von extra Fahrradhäusern aus finanziellen Gründen nicht zu denken wäre, habe man die Anfertigung eben jener Metallschiene in Auftrag gegeben.

Energiepreisbremse konnte Schlimmstes verhindern

Im Gespräch mit Sächsische.de wird schnell klar, es ist nur eines von vielen Projekten. Im Gegensatz zum vergangenen Frühjahr, in welchem sich die Genossenschaftler angesichts von spürbaren Nachwehen der Corona-Krise, Auswirkungen des Ukraine-Krieges und der nun mal nicht von der Hand zu weisenden Wirtschaftskrise zu Investitionen eher verhalten geäußert haben, ist Ende Februar 2024 deutlich mehr Geschäftigkeit zu spüren.

Ein Eindruck, der keineswegs trüge. "Tatsächlich haben wir zu Beginn 2023 etwas zurückhaltend agiert, da wir wirklich nicht wussten, was überhaupt alles auf uns und vor allem unsere Bewohner zukommt", bekennt Thomas Schippmann. Einerseits sei es freilich nie darum gegangen, unter den Mietern seiner 1.346 Wohnungseinheiten Panik zu verbreiten. Aber andererseits habe man sich stets darum bemüht, dass diese eine ungefähre Vorstellung davon haben, was finanziell auf sie zurollen könnte und das Anlegen eines kleinen finanziellen Polsters für die nächste Betriebskostenabrechnung durchaus von Vorteil wäre.

Leidtragende sind letztlich immer die Mieter

"Heute wissen wir, dass glücklicherweise die Energiepreisbremse der Bundesregierung das Schlimmste verhindern konnte und die Kosten sich bei 135 Euro pro Megawattstunde bei uns eingepegelt haben", erklärt Thomas Schippmann. Nicht unbedingt ein Schnäppchenangebot, aber immerhin noch günstiger als bei der Drewag in der nahe gelegenen Landeshauptstadt, die 146 Euro pro Megawattstunde verlange.

Wie sich die Lage weiter entwickle, könne nur abgewartet werden. Dass die Umlage der sogenannten CO2-Abgabe die Mieter auch mit 80 Prozent der anfallenden Kosten treffe - das Gesetz war 2022 von der Bundesregierung auf den Weg gebracht worden - sei zwar nicht zu ändern, aber aufgrund des guten energetischen Zustandes der Großenhainer Wohnblöcke nach umfangreicher Sanierung einigermaßen erträglich.

Da der Leidtragende am Ende immer der Bewohner wäre, auf den per Gesetz alle zu Buche schlagenden Posten umgelegt werden müssten, beschäftige sich die Genossenschaft momentan mit dem Einbau von den in aller Munde seienden Wärmepumpen etwa noch gar nicht. Nur 15 Prozent im genossenschaftlichen Immobilienbestand würden mit Gas beheizt - der Koalitionsvertrag sieht ab kommenden Jahr ein Verbot einer Öl- oder Gasheizung als alleiniges Heizgerät in Deutschland vor -, und so warte man erst mal ab. "Viele Beschlüsse haben sich im Nachhinein als schier unhaltbar erwiesen. Da fahren wir zugunsten unserer Mieter erst mal auf Sicht", verrät Thomas Schippmann.

Wohnungen, Rohrleitungen und ein Haus

Und macht gleichsam auch keinen Hehl daraus, dass man sich angesichts der allgemeinen Stimmungslage dennoch nicht den Optimismus und vor allem den Enthusiasmus nehmen lassen möchte. Zu erledigende Aufgaben gebe es schließlich genug: Nicht nur, dass bisher bewohnte Wohnungen vom Standard anno 1960 in die Moderne saniert werden müssten. 20 bis 30 seien das im Jahr. Nein, darüber hinaus zeigten leider die 1992 bis 1998 eingebauten und eigentlich mit einer Lebensdauer von 50 Jahren angepriesenen Rohrleitungen auffällige Verschleißerscheinungen. Um keine Wasserschäden in den Häusern zu riskieren, müsse jetzt Block für Block erneuert werden.

Tatendrang, der sich indes nicht nur auf Großenhain selbst beschränkt. Thomas Schippmann ist auf dem Sprung zum nächsten Termin mit der Priestewitzer Bürgermeisterin Manuela Gajewi - auf einem Grundstück inmitten der Ortslage will die Genossenschaft ein Mehrfamilienhaus bauen.