Kamenz
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Mit der Nadel gegen schlimme Krankheit

In Großröhrsdorf haben zwei Ärztinnen eine Initiative gestartet. Sie impfen gegen Gebärmutterhalskrebs.

Von Bernd Goldammer
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Impfaktion in Großröhrsdorf: Dr. Marlen von Wolffersdorff (r.) klärte am Gymnasium gemeinsam mit Kinderärztin Dr. Annett Lösel über Gebärmutterhalskrebs auf.
Impfaktion in Großröhrsdorf: Dr. Marlen von Wolffersdorff (r.) klärte am Gymnasium gemeinsam mit Kinderärztin Dr. Annett Lösel über Gebärmutterhalskrebs auf. © Bernd Goldammer

Großröhrsdorf. Tapfer erträgt Schüler Paul Schmidt den  Picks in seinen linken Arm.   Am Ferdinand-Sauerbruch-Gymnasium in Großröhrsröhrsdorf war nicht nur das Corona-Virus ein Thema. Aufklärung zum Humanen Papillomavirus  (HPV) war ebenfalls schon seit einigen Wochen angesagt. Den Virus gibt es in über hundert Erscheinungsformen. Etwa zwölf davon gelten als hoch riskant. Die Medizinerinnen  Dr.  Marlen von Wolffersdorff , Fachärztin für Innere Medizin in Großröhrsdorf, und die Kinderärztin Dr.  Annett Lösel sorgen für Aufklärung zu diesem Thema. 

Seit 2016 gibt es den Impfstoff Gardasil 9. Der schützt vor den neun gefährlichsten, Krebs auslösenden Typen des Humanen Papilloma-Virus - wenn die vorbeugenden Impfungen ab dem neunten Geburtstag vorgenommen werden. Inzwischen übernehmen die deutschen Krankenkassen alle Kosten für die mehrmals erforderlichen Vorsorge- Impfungen. Für Mädchen und Jungen gleichermaßen. Denn der Virus überträgt sich im späteren Liebesleben. Und das nicht nur beim Geschlechtsverkehr, auch bei intensivem Hautkontakt oder beim Küssen kann es möglicherweise schon zur Ansteckung kommen. 

Auch Analkrebs, Peniskrebs und Karzinome in Mund und Rachen führen Wissenschaftler, mindestens zur Hälfte aller Erkrankungsfälle auf diese Viren zurück. Trotz aller guten Argumente könne sich die Impfung aber nur schwer durchsetzen, schätzen die beiden Ärztinnen ein. „Die Menschen wissen noch zu wenig über die Erkrankung und all ihre Zusammenhänge,“ vermutet Marlen von Wolffersdorff. Zusammen mit sächsischen Ärzten und Apothekern der „Initiative HPV-Prävention an Schulen: Geschützt in die Zukunft“ , will sie das ändern. 

„Ich sprach darüber mit der Schulleitung des Großröhrsdorfer Sauerbruchgymnasiums und bekam die Möglichkeit, das Thema im Unterricht der vier 6. Klassen anzusprechen. Im Anschluss daran führten wir auch einen gemeinsamen Elternabend für alle 6. Klassen durch“, beschreibt die Ärztin den Werdegang des Projektes. Inspiration dafür erhielt sie aus der ärztlichen Fachliteratur.  Dort wurde das Projekt HPV-Prävention an Schulen: „Geschützt in die Zukunft“ vorgestellt. Sie riefen das Schulimpfprojekt ins Leben, um Kinder und Jugendliche direkt in den Schulen über Humane Papillomviren  aufzuklären und impfen zu können. Marlen von Wolffersdorff setzte sich mit den Initiatoren in Verbindung. Sie suchte auch die Zusammenarbeit mit Ärzten in der Region.

Anfang März führte sie mit ihrem Praxisteam die erste Impfaktion im Gymnasiums durch.  Die nächste  kann es wohl frühestens nach Abklingen der Corona-Epidemie geben.  Das Großröhrsdorfer Start-Ergebnis kann sich sehen lassen. 36 Schüler waren erschienen um sich impfen lassen. Auch Paul Schmidt aus der 6a war dabei.  „Das ist mehr als wir für das erste Mal erwartet haben“, freut sich Marlen von Wolffersdorff. Der Erfolg hat sie ermutigt. Sie möchte die Aufklärungsaktion künftig fortsetzen. „Beim nächsten Mal sprechen wir die Schüler der 5. Klassen an. Selbst wenn die Impfungen später beim Hausarzt oder beim Kinderarzt durchgeführt werden, hat die erste Aufklärungsarbeit ihr Ziel erreicht“, ist sich die Ärztin sicher. 

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