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Automatische Balkon-Bewässerung im Test

Pflanzen brauchen bei Hitze täglich Wasser. Wir haben eine Bewässerungsanlage ausprobiert – fast zwei Sommer lang.

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Der mitgelieferte Schlauch wird in kleinere Stücke unterteilt und an die Tropfer gesteckt.
Der mitgelieferte Schlauch wird in kleinere Stücke unterteilt und an die Tropfer gesteckt. © dpa-tmn

Wie viele Gießkannen voll Wasser tragen Sie im Sommer jeden Abend auf Ihren Balkon? Fünf, sechs, sieben, acht? Das ist aufwendig für Sie und für einen Pflanzensitter, der während des Sommerurlaubs extra zur Wohnung fahren muss.

Doch es gibt eine Lösung: Eine automatische Balkonbewässerung.

Wir haben ein Modell ausprobiert, fast zwei Sommer lang.

Das Gerät

Die „City Gardening Balkon Bewässerung“ von Gardena soll selbst im Urlaub automatisch gießen. Das Basis-Set hat 25 Tropf-Einheiten für fünf bis sechs Meter im Blumenkasten. Oder eben für 25 Pflanzen. Das System hat eine Pumpe und lässt sich auf bis zu 40 Tropf-Einheiten erweitern.

Ein Steuermodul bietet 14 verschiedene Bewässerungsprogramme, eine Steckdose ist nötig. Dafür braucht das System keinen Wasseranschluss auf dem Balkon. Man muss einen Wasserbehälter aufstellen, der nicht im Set enthalten ist. Das Basis-Set kostet laut Gardena 149,99 Euro. Online ist das System aber auch für knapp unter 100 Euro zu haben (Stand: August 2022).

Das System gibt das Wasser tröpfchenweise an den Boden ab – genau an der Pflanze, oberhalb ihrer Wurzeln. Deshalb kommt auch mehr Gießwasser direkt bei der Pflanze an, wodurch man die Wassermenge insgesamt reduzieren kann.

Die Stromversorgung ist mit einem Steuermodul verknüpft. Es gibt 14 verschiedene Programme zur Auswahl.
Die Stromversorgung ist mit einem Steuermodul verknüpft. Es gibt 14 verschiedene Programme zur Auswahl. © dpa-tmn

Der Aufbau

Das ist etwas für Bastler und Fans technischer Spielereien. Es wird geschnitten, gelegt, gesteckt und viel hin- und hergeschoben. Doch keine Sorge, der Aufbau ist überhaupt kein Hexenwerk. Man braucht weder Heimwerker-Fähigkeiten noch Elektronik-Kenntnisse. Nur etwas Zeit und Geduld.

Beim ersten Installieren des Gardena-Systems ist schon mal schnell eine Stunde weg allein für die Überlegungen, wo die Regentonne, die Schläuche und die Stromkabel liegen sollten. Eine weitere Stunde geht fürs Schneiden, Legen und Befestigen der Verteilerrohre drauf.

Das Abbauen im Herbst geht schnell. Im nächsten Frühjahr muss man das Puzzle dann neu zusammensetzen. Das kann mehr Nerven kosten, denn die Schläuche sind nun ja schon in Teilstücke geschnitten, die nicht an jeder Stelle passen.

Dann werden die Pflanzen direkt am Boden versorgt.
Dann werden die Pflanzen direkt am Boden versorgt. © Gardena

Die Einstellungen

Es gibt 14 Programme, die das Gießwasser in verschiedenen Intervallen und Zeiträumen abgeben. Man kann die Bewässerung direkt mit einem Dreh am Steuermodul starten oder einen Rhythmus von vier, sechs, acht, zwölf, 24, 48 und 72 Stunden einstellen. Zudem kann die Anlage Wasser jeweils eine, drei oder sechs Minuten lang zuführen.

Aber was wählt man aus? Der halbschattige Test-Balkon mit 32 Pflanzen wird nach wochenlangem Ausprobieren inzwischen im Hochsommer einmal täglich für jeweils drei Minuten gegossen. Die Anlage startet um circa drei Uhr nachts, wenn die Temperaturen, und damit auch die Verdunstung, möglichst gering sind. An Regentagen ist die Anlage aus, an kühlen Tagen wird sie nur nach Bedarf angestellt.

Gardena empfiehlt auf Nachfrage, an heißen Sommertagen alle zwölf Stunden zu wässern, darunter einmal am besten frühmorgens. Für Pflanzen mit hohem Wasserbedarf wie Tomaten sollte man eine Gießdauer von sechs Minuten wählen. Bei Pflanzen mit geringem Wasserbedarf wie Kräutern könne man nur einmal am Tag eine Gießdauer von ebenfalls sechs Minuten einstellen. Für unterschiedliche Gießintervalle auf einem Balkon bräuchte man allerdings zwei Bewässerungs-Sets.

Die Zeitschaltuhr

Darauf setzte die Testerin große Hoffnungen – und wurde zum Teil enttäuscht. Wer wasserschonend und zum Wohle der Pflanzen mitten in der Nacht gießen möchte, für den ist die integrierte Zeitschaltuhr einerseits sehr praktisch. Andererseits muss man sich mindestens einmal den Wecker zu dieser Schlafenszeit stellen, um die gewünschte Startzeit einzustellen. Es gibt keine Funktion, mit der man einstellen kann, dass es zum Beispiel um 3.45 Uhr am Morgen losgehen soll. Die gleiche Hürde tut sich auf, wenn man an Regentagen oder in kühleren Witterungsperioden Wasser sparen möchte und die Anlage immer mal wieder abschaltet oder die Einstellungen anpassen möchte.

Ganz ohne eine Gießkanne klappt es nicht: Das Wasserreservoir muss regelmäßig aufgefüllt werden.
Ganz ohne eine Gießkanne klappt es nicht: Das Wasserreservoir muss regelmäßig aufgefüllt werden. © dpa-tmn

Die Wasserversorgung

Ein Wasserreservoir braucht Platz. Aber es muss auch nicht gleich eine große Regentonne sein. Die Lösung auf dem Test-Balkon ist eine umfunktionierte Plastik-Lagerkiste mit Deckel als Verdunstungsschutz und Kindersicherung. Ein Schlauch verbindet die Regenrinne mit der Kiste, sodass kostenloses Regenwasser den Großteil des Wasserbedarfs der Pflanzen abdeckt.

Die Optik

Man sieht die schwarzen Wasserleitungen deutlich, weil sie von Topf zu Topf hängen. Das kann stören. Die Schläuche im Kasten könnten zudem Kleinkinder und Katzen zum Spielen verführen. Die erwachsenen Bewohner übersehen sie inzwischen.

Fazit

Die Versorgung der Pflanzen über eine automatische Balkonbewässerung ist einfach, zuverlässig und erspart jede Menge Gießkannentragen. Zusätzlich kann man so an Sommertagen Wasser sparen. Solche Systeme sind gut für alle, die im Sommer gerne viel verreisen.

Alternativen

Es gibt wenige Lösungen auf dem Markt. Für Standorte ohne Stromanschluss ist das Tropfsystem von Blumat geeignet, das keine Pumpe benötigt. Das Wasser kommt durch den Druck eines höher gelegenen Reservoirs in die Schläuche. Das Bewässerungs-Set von GIB Industries versorgt jede Pflanze einzeln über einen Schlauch. Es benötigt Strom und einen Wassertank. (dpa)