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In Heidenau gibt's fürs Altpapier doppelt so viel

Aufkäufer Toni Kober zahlt seinen Kunden einen traumhaften Preis. Wieso und was es bei der Konkurrenz gibt.

Von Heike Sabel
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Das hat sich gelohnt: Martina Schulze hat bei Toni Kober fast hundert Kilogramm Altpapier abgegeben und dafür knapp zwölf Euro bekommen. Viel mehr als anderswo.
Das hat sich gelohnt: Martina Schulze hat bei Toni Kober fast hundert Kilogramm Altpapier abgegeben und dafür knapp zwölf Euro bekommen. Viel mehr als anderswo. © Daniel Schäfer

Heidenau im Altpapier-Wunderland: Immer mehr fahren hier auf den Hof von Aufkäufer Toni Kober auf der Siegfried-Rädel-Straße 7a. Von der Resonanz ist selbst Kober überrascht. Wenn man sieht, was er den Leuten fürs Kilogramm Altpapier zahlt, überrascht der Ansturm nicht - und er wird wohl noch größer.

Altpapier als Nebengeschäft

Mit zwölf Cent pro Kilogramm überbietet er die Aufkäufer in der Region zum Teil um das Doppelte. Bei Martina Schulze, die fast hundert Kilogramm Zeitungen, Kataloge und Werbung abgab, machte das fast zwölf Euro auf die Hand. Hätte sie alles zu Kühl auf die Hauptstraße gebracht, wären es nur rund acht Euro gewesen. Immerhin vier Euro Unterschied. Die größte Menge, die seit Eröffnung Anfang Dezember privat gebracht wurden, waren rund 400 Kilogramm. Bei einem gewerblichen Kunden waren es sogar 4,47 Tonnen.

Worüber sich jeder freut, wirft Fragen auf: Wieso zahlt Kober so einen fantastischen Altpapier-Preis? "Weil ich weniger für mich will", sagt er. Der Altpapier-Ankauf ist für ihn ein Nebengeschäft. Sein Schwerpunkt sind der Bauhof und die Natursteine. Weil auf dem Hof noch etwas Platz war, überlegte er, wie er den nutzen könnte. So kam er auf die Idee mit dem Altpapier. Die spricht sich nun herum.

Kampf um das Geschäft

Wie die anderen Händler und der Abfallzweckverband reagieren werden, ist offen. Altpapier ist ein Geschäft wie jedes andere und umkämpft. Vor einigen Jahren gab es deshalb sogar Klagen vor Gericht. Der Abfallzweckverband wollte nicht in Kauf nehmen, dass andere als er Altpapier entgegennehmen. Für den Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge liefen vor dem Verwaltungsgericht Dresden sechs Verfahren. Ziel war, neun gewerbliche Sammlungen zu untersagen. Nach einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes wurden diese Klagen zurückgenommen.

Damit dürfen Private wie Kober nach wie vor sammeln. Sie müssen das zwar anzeigen, und die Landesdirektion als zuständige Abfallbehörde prüft. Der Verband wird dazu lediglich gehört. Die Landesdirektion kann dem Sammler Auflagen erteilen, zum Beispiel hinsichtlich der Menge, damit der Zweckverband als öffentlich-rechtlicher Entsorger nicht gefährdet wird.

Was gibt es anderswo fürs Kilogramm Altpapier:

  • Kühl Heidenau: acht Cent pro Kilogramm.
  • Werso Dippoldiswalde: acht Cent pro Kilogramm.
  • CF-Service GmbH Freital: Information per Anrufbeantworter, dass aktuell Ankauf nur mit Termin stattfindet. Laut Internet werden für Zeitungen und Papier bis 300 Kilogramm fünf Cent pro Kilogramm, ab 300 Kilogramm sechs Cent gezahlt.
  • Klaus Dittrich GmbH & Co. Willy Knobloch KG Sebnitz: Keine Aussage, da die Preise beinahe täglich hoch- und runtergehen und man sich nicht auf einen Preis festlegen will.
    Stand: 14./17. Januar 2021

Eine Heidenauerin, die am vergangenen Donnerstag erstmals Altpapier zu Kober brachte, ist begeistert. "Ein ganz netter Mann, er hat mir noch geholfen, es lief alles prima." Sie hat das in der Familie gesammelte Altpapier bisher nach Dresden gebracht und zwischen sechs und acht Cent erhalten. Jetzt ist es näher und es gibt mehr für die Familienkasse.

Wenn Kober dienstags und donnerstags 12 Uhr die Annahme öffnet, stehen in der Regel schon Leute da. Was als Experiment mit den zwei Öffnungstagen begann, wird je nach Bedarf erweitert, sagt Toni Kober. Er hat auch bereits Schulen angeschrieben, denen er bei Bedarf einen Container zur Verfügung stellt.

Altpapier-Annahme Heidenau, Siegfried-Rädel-Straße 7a, dienstags und donnerstags, 12 bis 17 Uhr.