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Hof-Besichtigung nach Annelis Tod

Nur wenige Stunden nach dem gewaltsamen Tod der 17-jährigen Anneli-Marie haben sich Kaufinteressenten ahnungslos den mutmaßlichen Ort des Verbrechens angesehen.

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© Robert Michael

Dresden. Nur wenige Stunden nach dem gewaltsamen Tod der im August 2015 entführten 17-jährigen Anneli-Marie haben sich Kaufinteressenten ahnungslos den mutmaßlichen Ort des Verbrechens angesehen. Der als Versteck genutzte Dreiseithof in Lampersdorf (Landkreis Meißen), wo Markus B. die Gymnasiastin am 14. August getötet haben soll, stand zum Verkauf. Es habe an diesem Freitagnachmittag sowie am Samstag August Besichtigungen gegeben, sagte der Makler am Montag im Prozess gegen die mutmaßlichen Entführer am Landgericht Dresden aus.

Laut Anklage wurde die Unternehmertochter Freitagmittag von Markus B. ermordet, dessen Schwiegermutter der Hof gehörte. Komplize Norbert K. half demzufolge dabei, ihre Leiche an einer Mauer zu verscharren. Der 40- und der 62-Jährige sind wegen erpresserischen Menschenraubes mit Todesfolge angeklagt, der Jüngere zudem wegen des Verdachts des Mordes.

Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft verschleppten die verschuldeten Männer Anneli-Marie am Abend des 13. August nahe ihrem Elternhaus in Robschütz und forderten 1,2 Millionen Euro Lösegeld von ihrem Vater. An der Übergabe scheiterten sie jedoch. Der 40-Jährige soll das junge Mädchen am nächsten Tag getötet haben, weil es die unmaskierten Täter hätte verraten können.

„Wir haben ihre Tochter, sind jetzt in Tschechien. Halten Sie das Geld bereit, ich melde mich morgen wieder!“: Für wenige Sekunden war zu Beginn des vierten Prozesstages der Abend der Entführung im Gerichtssaal präsent, wo Anneli-Maries Eltern und Schwester als Nebenkläger die Verhandlung verfolgten.

In der Voicemail bemüht sich ein Mann mit deutlich schwäbischem Dialekt um gebrochenes Deutsch. In einem Telefonat drei Tage später sprachen die Angeklagten scheinbar unbeteiligt über das Verbrechen und gaben sich betroffen. Ermittler notierten, dass Markus B. seinen Komplizen wohl beruhigen wollte. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt. (dpa)