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Der fehlende Baustein im Lausitzer Seenland

Das Interesse am Gewerbegebiet am Nordufer des Sedlitzer Sees ist enorm. Grundstücke gibt’s erst im Herbst.

Von Ralf Grunert
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Das Bild zeigt den künftigen Sanierungsstützpunkt der LMBV für das gesamte Lausitzer Seenland. Die Halle links im Bild wird das Winterquartier des Bekalkungsschiffes „Klara“.
Das Bild zeigt den künftigen Sanierungsstützpunkt der LMBV für das gesamte Lausitzer Seenland. Die Halle links im Bild wird das Winterquartier des Bekalkungsschiffes „Klara“. © Foto: Ralf Grunert

Für Ende des Jahres 2020 hatte der Senftenberger Bürgermeister Andreas Fredrich bei einem Vor-Ort-Termin im August 2019 die Fertigstellung der Erschließung des Gewerbeparks am Nordufer des Sedlitzer Sees in Aussicht gestellt. In dieser Woche nun vermeldete er an gleicher Stelle den Vollzug. Das geschah mit Bedacht vor Medienvertretern aus Brandenburg und Sachsen, erstreckt sich doch das Lausitzer Seenland zu beiden Seiten der Landesgrenze. „Es ist ganz wichtig, dass wir es hier hinbekommen haben, ein Gewerbegebiet für das gesamte Lausitzer Seenland zu errichten“, betont der Bürgermeister und merkte an. „Es wird auch das Einzige dieser Größenordnung im Lausitzer Seenland sein.“

Unterwegs auf der Zielgeraden

Noch ist emsige Bautätigkeit in verschiedenen Bereichen des neuen Gewerbegebietes zu beobachten. Die Erschließung des 22 Hektar großen Geländes mit Straßen, Beleuchtung und Medien ist zwar erledigt. Auf Nebenanlagen werden jedoch noch mit schweren Planierraupen Erdmassen bewegt. Im Bereich der künftigen zentralen Bootseinlassstelle wird kräftig gebaut. Die Umverlegung eines Teils des Radweges, der um den See führt, muss noch vollendet werden. „Wir befinden uns auf der Zielgeraden“, verkündete Bürgermeister Fredrich. „Die Baumaßnahme wird dieses Jahr beendet.“ Baumpflanzungen sind für das nächste Frühjahr vorgesehen.

Das Lausitzer Seenland steht für Baden, für Wassersport und Radfahren, für Tourismus ganz allgemein. „Ein Baustein hat immer noch gefehlt“, so betonte das Senftenberger Stadtoberhaupt. Dabei handelt es sich um das klassische Gewerbe. Zu einem Wassersport- und Wassertourismusgebiet gehören nun mal auch Betriebe, die Boote bauen, die Boote reparieren oder anderweitige mit dieser Branche zusammenhängende Dienstleistungen erbringen.

Die Haupterschließungsstraßen des Gewerbegebietes am Sedlitzer See sind fertiggestellt.
Die Haupterschließungsstraßen des Gewerbegebietes am Sedlitzer See sind fertiggestellt. © Foto: Ralf Grunert

Ein direkter Gewässerzugang

Am Nordufer des Sedlitzer Sees ist dafür jede Menge Platz vorgesehen. Das Gewerbegebiet erstreckt sich auf rund 800 Meter Länge und bis zu 200 Meter Breite parallel zum Nordufer des rund 1.400 Hektar großen Bergbaufolgesees. Insbesondere der direkte Zugang zum Gewässer wird ein besonderes Highlight. Davon ist Andreas Fredrich überzeugt. Einen weiteren wesentlichen Vorteil sieht er in der unmittelbaren Nähe zur Bundesstraße 156, die keine einhundert Meter entfernt verläuft.

Die Nachfrage nach einem Platz auf dem derzeit noch in 28 Parzellen gegliederten – und nunmehr voll erschlossenen – Geländes war von Beginn an enorm. Schon 2019 gab es 34 Interessenbekunden (TAGEBLATT berichtete). Die gleiche Anzahl nannte der Bürgermeister auch in dieser Woche, wobei er darauf hinwies, dass einige Firmen abgesprungen, dafür aber andere neu hinzugekommen sind. „Ich freue mich über die vielen Interessenten.“

Jens Ramm, Referatsleiter Infrastrukturförderung bei der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) in Potsdam, hat sich beim Vor-Ort-Termin in dieser Woche davon überzeugen können, dass die Fördermittel in Höhe von 7,3 Millionen Euro am Sedlitzer See bestens angelegt sind. „Wenn man Lausitz hört, dann denkt man erst mal vor allem an Kohleausstieg, Arbeitsplatzverlust und Strukturwandel. Wenn man sich aber hier das Gewerbegebiet anschaut, dann sieht man, dass der Strukturwandel schon seit ein paar Jahren stattfindet.“ Die Ansiedlung von Dienstleitungsbetrieben und produzierendem Gewerbe betrachtet er ebenso wie der Bürgermeister als ideale und notwendige Ergänzung zu den touristischen Angeboten im Lausitzer Seenland.

Die ILB begleitet das Projekt am Sedlitzer See schon seit acht, neun Jahren, blickte Jens Ramm zurück. Die zusätzliche Böschungsverdichtung durch den Bergbausanierer LMBV, die nach dem Erdrutsch-Drama von Nachterstedt für erforderlich erwachtet wurden, habe einiges an Zeit gekostet, erinnerte er. Der nun erreichte Stand kann sich sehen lassen. So wie die Erschließung des Gewerbegebietes am Sedlitzer See werden in Zukunft wohl weitere Projekte gefördert. „Die ILB wird den Prozess des Strukturwandels noch intensiver begleiten“, versicherte der Referatsleiter.

Auf den künftigen Gewerbeflächen wird nun noch Mutterboden aufgetragen. Fertiggestellt sind ebenfalls 200 Stellplätze.
Auf den künftigen Gewerbeflächen wird nun noch Mutterboden aufgetragen. Fertiggestellt sind ebenfalls 200 Stellplätze. © Foto: Ralf Grunert

Das Winterquartier der „Klara“

Die LMBV lässt übrigens auf einem Teil des Gewerbegebietes selbst bauen. Hier entsteht der Sanierungsstützpunkt für das gesamte Lausitzer Seenland. Hier wird auch das Sanierungsschiff „Klara“ stationiert sein und im Trockenen überwintern können. Die dafür vorgesehene Halle steht bereits unweit des See-Ufers. Gebaut wird derweil noch an der zentralen Einlassstelle für das Bekalkungsschiff, die in Perspektive auch von den Gewerbetreibenden genutzt werden soll. Direkt im Hafenbereich kann auch eine Krananlage installiert werden.

In Summe schlägt die Erschließung des Gewerbegebietes Nordufer Sedlitzer See mit rund zehn Millionen Euro zu Buche. Dahinter verbergen sich beachtliche Zahlen. So wurden 1.350 Meter Straßen gebaut und 200 Fahrzeugstellplätze außerhalb der Gewerbeflächen geschaffen. Auf 4,9 Kilometern Länge musste von der Ortslage Selitz aus eine Gasleitung herangeführt werden. 2,2 Kilometer lang ist das neue Mittelspannungskabel. Und auch ein Stück neue Trinkwasserleitung wurde gebaut.

Derweil wird noch an der künftigen zentralen Einlassstelle für Boote gebaut.
Derweil wird noch an der künftigen zentralen Einlassstelle für Boote gebaut. © Foto: Ralf Grunert

Keine touristische Nutzung

Caravan-Stellplätze sind im Bereich des Gewerbegebietes nicht vorgesehen. „Wir wollen an diesem Standort keinen Tourismus“, ließ Projektleiterin Antje Derksen vom Senftenberger Stadtplanungsamt wissen. Zumal solche Stellplätze schon jetzt nur wenige Kilometer entfernt in Lieske und damit an einem anderen Uferabschnitt des Sedlitzer Sees zu finden sind.

Die ersten Ansiedlungen im neuen Gewerbegebiet wird es frühestens im zweiten Halbjahr 2021 geben. Die Ausschreibung soll im Frühjahr vorbereitet werden und im Sommer erfolgen, informierte der Bürgermeister über die Zeitschiene. Die Vergabeentscheidung wird im Herbst fallen. „Wir werden keine Grundstücksgrößen vorgeben. Damit bleibt uns Spielraum bei der Vergabe, um auf Wünsche der Unternehmen eingehen zu können.“ Diese große Flexibilität ist nach Ansicht von Andreas Fredrich ein weiterer Standort-Vorteil.