Hoyerswerda
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Heinz-Dieter Tempel ist tot

Der Mediziner, Politiker und Kunstfreund starb im Alter von 82 Jahren.

Von Uwe Schulz
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© Archivfoto: Mirko Kolodziej

Hoyerswerda. Mit einer Schweigeminute begann die Stadtratssitzung am Dienstagabend. Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh teilte den Räten mit, dass Medizinalrat Heinz-Dieter Tempel am Freitag im Alter von 82 Jahren verstorben ist.

Heinz-Dieter Tempel war für die SPD Stadtrat in Hoyerswerda von 1994 bis 2009. Von 1990 bis 1995 war er Vorsitzender und Mitglied des Kreistages Hoyerswerda und von 1990 bis 1994 Mitglied des Sächsischen Landtages.

Am 15. November 1938 in Klein Briesnitz bei Görlitz geboren, besuchte Heinz-Dieter Tempel bis 1956 die Schule in Niesky. Als ihm nach erfolgreichem Abitur das Medizinstudium verwehrt wurde und er dafür an der Dresdener Hochschule „Friedrich Liszt" Verkehrswesen studieren sollte, führte ihn ein Praktikum nach Hoyerswerda. Beim Rangieren erlitt er 1957 einen Unfall, bei dem er ein Bein verlor. Nach Überwinden des Schocks wurde ihm der Zugang zum Fachstudium doch gewährt.

Von 1957 bis 1964 drang er an der Friedrich-Schiller-Universität Jena in die Geheimnisse der Medizin ein, kam nach seiner Hochzeit mit Frau Ingrid in Wittichenau 1965 nach Hoyerswerda, praktizierte von 1966 bis 1971 in der Lungenklinik in Bärwalde und von 1972 bis 1990 als Kreisarzt für Lungenkrankheiten in Hoyerswerda. In den Jahren 1989/90 nutzte Dieter Tempel die Möglichkeiten demokratischer Umgestaltung, engagierte sich am Runden Tisch, half bei der Gründung des Vereins der Arbeiterwohlfahrt und war von 1991 bis 2001 deren Kreisvorsitzender. Nach den Kommunal- und Landeswahlen kam die genannte Abgeordnetentätigkeit hinzu.

Heinz-Dieter Tempel, Vater zweier Kinder, erhielt für sein politisches und gesellschaftliches Engagement mehrere Auszeichnungen, so das Bundesverdienstkreuz am Bande und die Günter-Peters-Ehrennadel. Der Kunstfreund, Kenner der sächsischen Geschichte, der Kultur der Lausitz war Mitglied in 17 Vereinen. Seit 1970 gehört er der Goethe-Gesellschaft an, besuchte mit ihr oder allein alle ihm erreichbaren Stätten, an denen der Dichter tätig war.

Im Sächsischen Heimatschutzbund engagierte er sich für den Erhalt der natürlichen Landschaft Sachsens, ihrer Schätze und der Eigenheiten. Als Kind Niederschlesiens und der Oberlausitz wuchs er im sorbisch-deutschen Kulturkreis auf und pflegte den Erhalt dieses bewundernswerten Miteinanders mit sorbischen Partnern. Er war Gründungsmitglied des Hoyerswerdaer Kunstvereins und rief die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften nach der Wende wieder mit ins Leben. (red/US)