Hoyerswerda
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Kämpferin gegen Nazismus

Hoyerswerdas Stadtrat hat am Dienstag der schon Ende Februar verstorbenen Regina Elsner gedacht.

Von Mirko Kolodziej
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Regina Elsner hat sich über gut drei Jahrzehnte in
Hoyerswerda
im Programm
Wider das Vergessen engagiert.
Regina Elsner hat sich über gut drei Jahrzehnte in Hoyerswerda im Programm Wider das Vergessen engagiert. © Foto: Mirko Kolodziej

Hoyerswerda. „Es gab immer etwas, das keiner wissen durfte“, erzählte Regina Elsner einmal über ihre Kindheit. Sie wurde im dritten Jahr der Nazi-Herrschaft im erzgebirgischen Bermsgrün geboren, war am Ende des Zweiten Weltkriegs neun Jahre alt. Als Mädchen durfte sie niemandem erzählen, wenn daheim die britische BBC gehört wurde oder wenn Gesuchte übernachteten. Vater, Onkel und Großvater gehörten einer illegalen kommunistischen Gruppe an. Das führte unter anderem dazu, dass der Vater mehrfach inhaftiert wurde.„Erinnerungen an die Bombardierung von Dresden, die sie auch im fernen Erzgebirge als riesigen Feuerball sah, an den Tod von Spielkameraden aus der Nachbarschaft, Gefallene aus dem Dorf und die endlosen Flüchtlingsströme wurden für ihr späteres Leben prägend“, sagte Bürgermeister Mirko Pink (CDU) am Dienstag in einer Würdigung vor einer Schweigeminute im Stadtrat. Denn Regina Elsner, eine der Mitbegründerinnen und wesentlicher Motor der Bildungsreihe Wider das Vergessen, ist bereits Ende Februar verstorben.

Ihre Kameradinnen und Kameraden vom Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten würdigen sie im Internet mit den Worten, sie habe ideenreich, mit hohem Engagement, fordernd und konsequent alles unternommen, um den Schwur von Buchenwald umzusetzen. Gemeint ist das antinazistische Bekenntnis der Überlebenden des NS-Konzentrationslagers aus dem Jahr 1945.

Im Jahrzehnt darauf, nämlich 1959, kam Regina Elsner nach Hoyerswerda, wurde in der wachsenden Stadt Krippenerzieherin. Später war sie beim Rat der Stadt für den Bereich Gesundheits- und Sozialwesen zuständig. 1996 war sie daran beteiligt, das Projekt Wider das Vergessen aus der Taufe zu heben, in dem VVN-BdA, RAA und Stadt seither Jahr um Jahr versuchen, Schülerinnen und Schüler für die Nazi-Jahre und deren Folgen zu sensibilisieren. „Wir tragen Verantwortung, dass die Opfer des Nationalsozialismus nicht umsonst waren. Wir müssen aber auch alles dafür tun, dass sich so etwas nicht wiederholt“, war ihre feste Überzeugung. Für ihr Engagement wurde Regina Elsner 2012 von der Linkspartei als Mitglied der 15. Bundesversammlung zur Wahl des Bundespräsidenten nach Berlin geschickt. Die Stadt Hoyerswerda verlieh ihr vor zehn Jahren den Martha-Preis für besonders rührige Frauen. „In den vielen Jahren war sie eine Bereicherung in der Verantwortung für unsere Stadt“, sagte Mirko Pink am Dienstag.

Regina Elsner wurde 87 Jahre alt. Am vorigen Freitag fand sie in der Nähe ihres Wohnhauses in Dörgenhausen auf dem Friedhof Groß Neida die letzte Ruhe.