Hoyerswerda
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Kreativität und Mithilfe sind gefragt

Groß Särchen wird 650 Jahre alt. Im Juni planen die Einwohner ein Festwochenende – 2024.

Von Andreas Kirschke
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Eine originelle Idee begleitet die Vorbereitung des Festwochenendes „650 Jahre Groß Särchen“. Der Ortschaftsrat verkauft Granit-Pflaster-Steine. Als Andenken, Souvenir und Stift-Halter eignet sich so ein Würfel. Die Steine stammen von der B 96, entnommen
Eine originelle Idee begleitet die Vorbereitung des Festwochenendes „650 Jahre Groß Särchen“. Der Ortschaftsrat verkauft Granit-Pflaster-Steine. Als Andenken, Souvenir und Stift-Halter eignet sich so ein Würfel. Die Steine stammen von der B 96, entnommen © Foto: AK

Groß Särchen. Gleich 650 Granit-Pflastersteine versetzen in Staunen. Als Andenken, Souvenir und Stift-Halter eignet sich so ein Granitwürfel. „Die Steine stammen von der B 96. Entnommen wurden sie bei den Baumaßnahmen. Jeden Stein verkaufen wir für 6,50 Euro. Das ist der symbolische Beitrag zur Feier "650 Jahre Groß Särchen" vom 14. bis zum 16. Juni 2024. Die ersten Gewerbetreibenden haben schon gekauft. Jetzt können die Einwohner folgen“, erklärt Robert Reuß vom Organisationskomitee jüngst zur Bürgerversammlung. Weit über 50 Interessierte nahmen teil. Der Ortschaftsrat hatte in die Aula der Grundschule Am Knappensee eingeladen.Gemeinsam mit Nathalie Rostalski, Tilo Babick, Jens Kieschnick, Steffen Domaschke, Leon Wrase, Steffen Mühl und Matthias Wolf engagiert sich Robert Reuß im Organisationskomitee. Viele andere Einwohner bringen sich in Arbeitsgruppen ein. „Voriges Jahr – im Juni und im Oktober – gab es zwei Bürgerversammlungen. Daraufhin entstanden mehrere Arbeitsgruppen und das Organisationskomitee“, schildert Ortsvorsteher Tilo Babick und unterstreicht: „Es soll ein Fest für Groß Särchen und Besucher werden – getragen vom Ortschaftsrat, von der Gemeinde Lohsa, von den Vereinen, der Feuerwehr, der Schule und der Kirchengemeinde.“

Die Verantwortung der Arbeitsgruppen reicht von A wie Ablauf koordinieren über C wie Chronik und M wie Musik bis T wie Technik und V wie Versorgung. Anlass zum Feiern gibt es allemal. Im nächsten Jahr besteht der Heimatverein 25 Jahre. Der Anglerverein wird 77 Jahre. 400 Jahre liegt die Geburt des kroatischen Obristen Johann von Schadowitz (1624 – 1704) zurück, aus dessen bewegender Lebensgeschichte später die Krabat-Sage hervorging. Und das Dorf selbst blickt auf 650 Jahre zurück.

Nördlich der Schule, unweit des Knappensees, soll sich zum Jubiläum der Festplatz befinden. Freitagabend ist die feierliche Eröffnung mit Bierfassanstich geplant. Der Sonnabend gehört Aktivitäten im Dorf. Vereine können sich vorstellen. Feuerwehr und Schule bringen sich mit ein. Der Sonntag soll mit einem Gottesdienst am Knappensee beginnen. Zum Programm gehören der musikalische Frühschoppen, der Wettkampf im Löschangriff der Feuerwehren und das Unterhaltungsprogramm. Noch offen ist, ob ein Festumzug stattfindet. „Der Festumzug ist wichtig. Er muss jedoch von den Vereinen wirklich gewollt und gut organisiert sein“, meinte Nathalie Rostalski.

Würdig zum Jubiläum soll eine Chronik entstehen. Dietmar Neß, 1993 bis 2001 Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Groß Särchen und 1994 bis 2011 Leiter des Kirchenchors, setzt sich dafür ein. Einwohner können historische Fotos bei ihm vorbeibringen. Dietmar Neß sucht ebenfalls noch örtliche kleine Hinweise auf Ereignisse, zum Beispiel auf die Enteignung der Kleinbauern nach 1945 und die damit verbundene Gründung der LPG. „Die Chronik ist in Arbeit. Schreiben will ich sie als Tagebuch. Chronologisch der Reihe nach“, versicherte der Pfarrer seine Unterstützung für das Jubiläum.

Originelle Ideen kamen auf in der Bürgerversammlung. „Unser Ort sollte in jedem Fall geschmückt sein“, regte Einwohnerin Anett Brückner an. „Da kann jeder mitwirken – von den Häusern und Gärten angefangen über die Schule bis zur Bushaltestelle nahe Rudis Café.“ Die Senioren im Krabat Dorfclub und Heimatverein tragen dazu bei. Im Herbst fangen sie an. Sie wollen dann Wimpel nähen, wie Petra Klemmt ankündigte. Unterstützer sind jederzeit willkommen. „Was mir noch fehlt, ist der gemeinsame Faden, der gemeinsame Geist zum Jubiläum. Wir müssen etwas Eigenes, Typisches, Unverwechselbares – nur für Groß Särchen, eine Idee der Gemeinsamkeit – entwickeln“, regte Wolfgang Kraus an. Der in Menden gebürtige Sauerländer lebt seit 1996 mit seiner Frau auf dem alten Vorwerk Groß Särchen. Seit 2000 hat er weit über 2.500 Mal die sorbische Sagenfigur Krabat verkörpert. Für Touristen, Kindergärten, Schulen, Vereine und Feste versetzt er sich in die Rolle des sagenumwobenen guten Zauberers. 1999 war er Mitgründer des Vereins Krabat Dorfclub & Heimatverein Groß Särchen.Das Verbindende in Groß Särchen, so zeigte die Bürgerversammlung, ist außer Krabat vor allem der Knappensee. Steht er doch für die gemeinsame Geschichte und die Identität des Ortes. „Wie wäre es, ein Camping-Treffen zu organisieren? Da könnten viele ehemalige DDR-Camper hinkommen“, regte Steffen Domaschke an. Der Chemielaborant kehrte 2017 wieder in seine Heimat nach Groß Särchen zurück. Heute engagiert er sich mit im Organisationskomitee für das Jubiläum. Eine Blaskapelle, so schlug er vor, könnte zum Festumzug vorangehen. Sie könnte nacheinander auf ihrem Weg durchs Dorf Vereine und Gruppen „einsammeln“.„Wie wäre es mit einer Galerie? Mit Ansichten von Groß Särchen? Entlang des Sperrzauns am Südufer des Knappensees“, regte Sylvia Friedrich an. „Das könnten Fotos, Gedichte, Geschichten, Zeichnungen sein. Thema könnte dabei sein "So haben Sie Groß Särchen noch nicht gesehen" oder "Groß Särchen durch die Fotolinse entdeckt".“ Gerade bei dieser Aktion könnte sich jeder Einzelne im Dorf mit einbringen, ist die Einwohnerin überzeugt. Gerade bei dieser Aktion könnte jeder seine eigene Sicht auf den Ort mit einbringen.

Noch vor dem Sommer will der Ortschaftsrat mit den Arbeitsgruppen wieder beraten. Voraussichtlich im Oktober folgt die nächste Bürgerversammlung. Nähere Informationen zu Motivation, Anliegen und Inhalten des Jubiläums finden sich im Internet unter www.gross-saerchen.de.