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Auf dem Weg zur klimaneutralen Schule

So möchte sich das Léon-Foucault-Gymnasium in einigen Jahren betiteln können. Was bis dahin zu tun ist, wird jetzt erarbeitet.

Von Juliane Mietzsch
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Hendrik Czorny (li.) und Fabian Dewitz präsentieren die erhobenen Daten, die aufzeigen, wie groß der CO2-Fußabdruck des Gymnasiums ist. Beispielsweise reist etwa ein Drittel der Personen mit einem PKW an, was sogar 58 % des Ausstoßes im Bereich „Mob
Hendrik Czorny (li.) und Fabian Dewitz präsentieren die erhobenen Daten, die aufzeigen, wie groß der CO2-Fußabdruck des Gymnasiums ist. Beispielsweise reist etwa ein Drittel der Personen mit einem PKW an, was sogar 58 % des Ausstoßes im Bereich „Mob © Foto: Juliane Mietzsch

Hoyerswerda. Es ist ein ehrgeiziges Vorhaben, das am Hoyerswerdaer Léon-Foucault-Gymnasium verfolgt wird: Die Zielsetzung lautet, die erste klimaneutrale Schule Deutschlands zu werden. Dem hat sich im Augenblick vor allem die Klasse 9 a des Schuljahres 2021/22 verschrieben. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten als Klimaklasse derzeit an einer entsprechenden Strategie und haben sich den Namen „Foucault For Future“ gegeben.

Die Anlehnung an die „Fridays For Future“-Bewegung ist gewollt: „Unsere Ziele sind ja dieselben. Wir wollen aber nicht nur von der Politik ein konsequenteres Handeln für den Klimaschutz fordern, sondern selbst etwas dafür tun, dass unser CO2-Fußabdruck kleiner wird“, ist auf der dazugehörigen Website zu lesen.

Um einen Wandel voranzubringen, muss der Ist-Stand betrachtet werden. Zur Strukturierung wurden sieben Themenbereiche festgelegt: Wärme, Strom, Wasser, Mobilität, Verpflegung, Beschaffung und Abfall. Jeweils in Teams wurde eine Bestandsaufnahme gemacht, um herauszufinden, wie sich der Schulbetrieb auf das Klima auswirkt. „Konkret heißt das, die CO2-Äquivalente für alle Bereiche zu ermitteln, die unser Schulleben ausmachen“, steht über diesen Schritt auf der Website.

Jetzt wurde ein Projekttag abgehalten, um diese Bilanz auszuwerten sowie erste Ideenansätze für eine Reduktion des Ausstoßes zu entwickeln. Es wurde ermittelt, dass der Schulbetrieb für 620 Tonnen Treibhausgase pro Jahr verantwortlich ist. Bis zum Jahr 2030 soll diese Bilanz durch Verminderung und Ausgleichsmaßnahmen auf Null gebracht werden.

Beim Statistischen Bundesamt ist nachzulesen, dass „der weltweite CO2-Ausstoß 2020 einen Wert von 36,0 Milliarden Tonnen erreicht hat“ – für Deutschland werden 7,7 Tonnen Kohlendioxidemissionen je Einwohnerin bzw. Einwohner im Jahr 2020 angegeben. Die Daten entstammen dem Emissions Database for Global Atmospheric Research (EDGAR).

Kurz zusammengefasst, hat sich ergeben, dass der Bereich Mobilität mit knapp 60 Prozent den größten Teil des Ausstoßes verursacht, der Stromverbrauch (15 Prozent) weniger zur Belastung beiträgt, als zunächst gedacht, und eher bei der Heizenergie (24 Prozent) Sparpotenzial gesehen wird.

Doch im Detail: Beim Thema Strom wird nach der Analyse gefragt, ob die Schule Ökostrom bezieht. Außerdem steht die Überlegung im Raum, selbst Strom zu erzeugen. Als es um die Wärme geht, wird festgestellt, dass die Energieeffizienz des Gebäudes schon ziemlich gut ist. Ebenso stellt sich die Frage, welche Form der Wärmeenergie aktuell genutzt wird, was daran zu verbessern ist. 6,1 Liter Wasser werden pro Kopf und Tag verbraucht. Hier soll eine Einschätzung mittels eines Vergleichs zu einem anderen Gymnasium im Stadtgebiet erfolgen. Beim Thema Abfall ist herausgekommen, dass nicht konsequent getrennt wurde, verschiedenfarbige Mülleimer sollen das künftig ermöglichen. Aber wie ist die Abfallmenge ingesamt zu reduzieren, fragen sich die Schülerinnen und Schüler. Hier kann die Digitalisierung vielleicht zum Einsparen von Papier nützlich sein. Die Mobilität spielt eine große Rolle – ein Drittel wählt für den Weg zur Schule den PKW und verursacht damit etwas mehr als 31 Prozent des jährlichen Gesamtausstoßes. Die Belieferung und das Angebot der Mensa findet auch Berücksichtigung. Etwa 200 Essen pro Tag werden ausgegeben – ein Fünftel ist vegetarisch. Der Aspekt Beschaffung betrachtet schließlich alle Verbrauchsgüter – vom Papier bis zu den Speisen. Recyceltes Papier und regionale Produkte auf den Tellern, werden ins Gespräch gebracht. Bis zum Schuljahresende sollen konkrete Handlungsempfehlungen vorliegen, der Klimaplan vorgestellt werden. „Wir kennen jetzt den Stand der Dinge“, hält der externe Berater Richard Häusler fest und erklärt: „Jetzt können wir überlegen, wie wir die Kompensation schaffen.“

Dass nur Einsparungen und Reduktionen nicht ausreichen, wurde schon vorher erkannt, daher ist ein Baustein des Vorhabens das Pflanzen von insgesamt 25.000 Bäumen, die als Ausgleichsmaßnahme nötig sind. Das wurde vom vorherigen Jahrgang schon begonnen und wird mit der Stiftung „Wald für Sachsen“ realisiert.

Schon länger arbeiten verschiedene Gruppen am Gymnasium an der Klimaproblematik. Der Grundstein für das jetzige Engagement wurde einst 2016 durch das Projekt Energiefüchse gelegt. Im Sommer 2020 gab die Klasse 10 a an ihre Nachfolger ab. Die Pandemie hat auch hier das Vorankommen ausgebremst, doch die Klasse hat es als Chance erkannt, zu beweisen, dass sie etwas tun und verändern können.

Weitere Informationen: www.foucault-for-future.de