Den Raspberry Pi mit Scratch und Python bezwingen

Hoyerswerda. Im Bit-Labor des Zuse-Computermuseums in Hoyerswerdas Stadtzentrum saß am Dienstag Alexander Görnitz mit zehn Jungen und Mädchen zusammen, die nach den Sommerferien fast alle in die achte Klasse kommen. Görnitz ist Informatiker bei der Firma PLS in Lauta. Das Kürzel steht für Programmierbare Logik & Systeme GmbH. Was die Firma tut, erklärt der Name: Die Expertise liegt unter anderem in der Programmierung. Und so war der PLS-Mitarbeiter ins ZCOM gekommen, um Mia und den neun Jungs beizubringen, wie man mit den Programmiersprachen Scratch und Python umgeht. Entstehen soll eine Steuerung für eine Miniatur-Ampel.
„Tipps und Tricks zur Programmentwicklung“ ist einer der Bestandteile des Zuse-Camps. Zum zweiten Mal nach der Premiere im vorigen Jahr hat sich der Museums-Förderverein Konrad-Zuse-Forum Hoyerswerda vorgenommen, dem Nachwuchs gemeinsam mit Partnern Informatik und Computeranwendungen näherzubringen. Möglich macht das ein Zuschuss des Landesverbandes Sächsischer Jugendbildungswerke LJBW sowie die finanzielle Unterstützung des Lionsclubs Hoyerswerda sowie weiterer Einzel-Förderer. Die Eltern steuern für die Woche mit täglich sieben Stunden Programm je 20 Euro bei.
Der Verein hatte vor den Ferien die Informatiklehrer des Foucault- sowie des Lessing-Gymnasiums und des Johanneums gebeten, thematisch interessierte Jungen und Mädchen anzusprechen. Mia musste nicht lange überlegen, als ihre Lehrerin sie auf das Angebot hinwies. Bruder Luca hatte im vorigen Jahr schon mitgemacht. „Und ihm hat es gut gefallen“, sagt die Lohsaerin, die das Lessing-Gymnasium besucht.
Tjark aus Ruhland ist Schüler des Johanneums. Als ihm dort der Zuse-Camp-Flyer in die Finger geriet, traf er eine rationale Entscheidung: „Ich hatte in den Ferien noch nicht so viel vor und dachte, dass es nicht schaden kann, sich zu informieren.“ Jeremy aus Nardt ging es ähnlich: „Es klang interessant, und ich wollte etwas dazulernen.“ Die Woche begann mit einer ausführlichen Museums-Führung. Dabei erfuhren die jungen Leute nicht nur etwas über die Geschichte des Rechnens und der Rechentechnik, sondern sozusagen im Vorübergehen auch noch, wie man Zahlen im Binärsystem nur mit Nullen und Einsen darstellt. Später ging es vor die Tür, um im Park am Kinghaus die Skulpturen des Bildhauersymposiums von 1983 fotografisch in Szene zu setzen. Genutzt wurden die Taschencomputer, die heute ja nahezu jeder Jugendliche mit sich herumträgt.
Funk-Sender-Suche im Wald
Diese spielen auch beim Mittwochsprogramm in Bröthen/Michalken eine wesentliche Rolle. Hier sind per Smartphone in Koordinaten angegebene Punkte anzusteuern. Zudem gibt es in Kooperation mit den Funkern aus dem Ortsverband des Amateur-Radio-Clubs eine sogenannte Fuchsjagd. Dabei sind per Detektor im Wald versteckte Mini-Sender aufzuspüren. Schon der Dienstag brachte theoretische Kenntnisse über die Auswirkungen von Konrad Zuses Erfindung auf die Nachrichtentechnik bzw. den Funk. Zum Camp gehört außerdem, unterstützt vom Hoyerswerdaer Medien-Profi Benjamin Kramer, die gemeinsame Arbeit an einer elektronischen Dokumentation der fünf Tage. Zeitnah wird ein Film dazu online zu sehen sein. Das im vorigen Jahr entstandene Video ist nach wie vor bei Youtube abzurufen. Darin zu sehen ist auch ein recht kleiner Kasten in Zigarettenschachtel-Größe, der sozusagen den Hardware-Mittelpunkt des Zuse-Camps bildet. Er nennt sich Raspberry Pi.
Eine Exkursion zu TDDK
„Das ist so ein kleiner Mini-Computer“, erklärt Camp-Teilnehmerin Mia. Denn schon am Montag konnten die zehn Jugendlichen erste Tuchfühlung zu dem sogenannten Einplatinenrechner aufnehmen, der seit gut zehn Jahren im Handel zu haben ist.Krönender Abschluss soll am Freitag eine Exkursion sein. Waren die Mädchen und Jungen im vergangenen Jahr Gäste der Hoyerswerdaer Automatisierer von AVI, geht es dieses Mal ins Klimakompressorenwerk von TDDK in Straßgräbchen. Wolfgang Kunde, der Vorsitzende des Zuse-Forums, sagt, es gehe schließlich nicht nur um Scratch oder Python: „Wir wollen auch etwas Interesse an den Möglichkeiten der Region wecken.“ Dass der Bedarf an Informatikern, Programmierern oder allgemein an Ingenieuren in der Region über die Jahre gewachsen ist, hat sich noch nicht überall herumgesprochen. Und so sieht beispielsweise Alexander Görnitz von der Lautaer PLS GmbH in den zehn Gymnasiasten aus der zweiten Auflage des Zuse-Camps durchaus potenzielle künftige Kollegen: „Trotz ihres noch geringen Alters haben sie in manchen Bereichen schon detaillierte Kenntnisse.“ Bis Freitag sollten diese noch gewachsen sein, was gegenüber den Mitschülerinnen und Mitschülern im Fach Informatik sicher ein Vorteil ist. Und ganz passend will das Land Sachsen den Informatik-Unterricht an den Schulen ohnehin stärken. Mit dem am 29. August beginnenden Schuljahr werden dazu schrittweise neue Lehrpläne eingeführt. Man wolle, so die Landesregierung, die Schülerinnen und Schüler besser auf die immer stärker digitalisierte Welt vorbereiten.