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Diätkontrolle per Bandmaß

Die vier Eseldamen des Zoos Hoyerswerda wurden am Donnerstag gemessen. Damit ist die Inventur beendet.

Von Uwe Schulz
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Sechs Pátzcuaro-Querzahnmolche hat der Zoo Hoyerswerda in den Räumen der Zooschule. Binnen eines Jahres sind sie doppelt so groß geworden, wie am Donnerstag das Messen und Wiegen der Tiere ergab.
Sechs Pátzcuaro-Querzahnmolche hat der Zoo Hoyerswerda in den Räumen der Zooschule. Binnen eines Jahres sind sie doppelt so groß geworden, wie am Donnerstag das Messen und Wiegen der Tiere ergab. © Foto: Uwe Schulz

Hoyerswerda. Wenn man bei einem Menschen in Mitteleuropa so einen Monat nach Weihnachten, mitten in der kalten Jahreszeit ein Maßband um den Bauch legen würde wollen, um herauszubekommen, ob er abgenommen hat, dann käme das, gelinde gesagt, alles andere als gut an. Den vier Eseldamen im Hoyerswerdaer Zoo ist das hingegen egal. Denn Figurprobleme kennt das Tierreich nicht.

Die Hausesel lassen sich das Maßband bereitwillig um Hals und Bauch legen und nutzen teils mit Nachdruck die Gelegenheit, vom Besuch im Gehege auch noch ein paar Streicheleinheiten zu bekommen. Die Zootierpflegerinnen und Zoo-Chef Eugene Bruins sind mit den Maßen der Eselinnen zufrieden – die Diät der letzten Jahre hat zu messbaren Verbesserungen geführt. Idealmaße sind es immer noch nicht, so dass manchmal Besucher fragen, ob die Tiere trächtig sind.

Die Eselinnen gehören zu den 872 Tieren aus 115 Arten, die am 31. Dezember 2022 den Zoo Hoyerswerda bewohnten. So vermerkt es die offizielle Statistik des Zoos nach der obligatorischen Inventur. Dass sowohl ein Rückgang bei den Arten als auch den Individuen im Vergleich zu den Vorjahren zu verzeichnen ist, ist für den Zoo kein Drama. Im Vergleich zum Jahr 2021 haben sich die Arten leicht reduziert und 95 Individuen weniger leben jetzt im Zoo Hoyerswerda. „Arten wie die Flamingos zum Beispiel haben wir baubedingt abgeben müssen. Sie oder auch der Fennek werden aber mit Umsetzung des neuen Masterplans wieder zurückkehren“, erklärt Eugene Bruins. Das Aquaterrarium im Tropenhaus soll demnächst umgestaltet werden, daher wurde der Besatz in 2022 nicht erweitert.

Nadine Schubert und Sabrina Hepp messen den Halsumfang der Eseldame. Hat die Diät Erfolg gezeigt?
Nadine Schubert und Sabrina Hepp messen den Halsumfang der Eseldame. Hat die Diät Erfolg gezeigt? © Foto: Uwe Schulz

Bei der jährlichen Inventur wird auch gemessen, gewogen und der Gesundheitszustand der tierischen Bewohner überprüft. Bei den sechs Pátzcuaro-Querzahnmolchen in der Zooschule des Zoo Hoyerswerda ergab die Messung eine sehr positive Entwicklung. Innerhalb eines Jahres hat sich ihre Länge mehr als verdoppelt. Sie sind zwischen 20 und 24 Zentimeter lang und können noch bis auf eine Länge von 35 Zentimeter heranwachsen. Jetzt zeigte sich auch: Es sind fünf Männchen und ein Weibchen. Die Molche, die nahe Verwandte der bekannten Axolotl sind, bleiben im Entwicklungsstadium einer ewigen Larve. Sie kommen in der Natur nur noch im Pátzcuaro-See in Mexiko vor und sind vom Aussterben bedroht. Deshalb beteiligt sich der Zoo Hoyerswerda auch an dem entsprechenden Zuchtprogramm. Dass man nun ausgerechnet nur ein Weibchen und fünf Männchen hat, ist aus Zuchtsicht nicht so toll. Aber man wird wohl in Abstimmung mit dem Zuchtbuchverantwortlichen wieder Tiere abgeben können.

Erfolgreiche Erstnachzuchten gab es im Jahr 2022 bei den Hyazintharas sowie bei den Springtamarinen mit gleich zweimal einem Jungtier. Weiteren Nachwuchs verzeichnete der Zoo bei den Erdmännchen zweifach und bei den Igeltanreks (5), Felsenhörnchen (4), Kurzohrrüsselspringern (2), Baumstachler (1) und Südliche Kugelgürteltiere (1) jeweils eins. Jungtiere zogen auch die Steinböcke (3), Totenkopfaffen (2), Schönhörnchen (5), Tropenhausvögel (3), Steinkäuze (3) und Hühner auf.

Eine neue Partnerin bekam der Eurasische Fischotter Baltazar. Jedoch stellte sich heraus, dass seine neue Weggefährtin ein Partner ist. Nun wird erneut nach einem Weibchen und einem Platz für das zweite Männchen geschaut. Erdmännchen-Königin Heidi bekam Fritz & Willi aus Berlin als neue potenzielle Partner und Rappenantilope Urmel Gesellschaft von der jüngeren Shani.

In 2022 ist auch baulich im Zoo Hoyerswerda einiges passiert. Die Europäischen Braunbären Björn & Bengt zogen im Frühjahr auf ihre frisch sanierte Anlage. Die Servale bewohnen jetzt ein vergrößertes Gehege. Das Tropenhaus erhielt einen zweiten Ausgang. Bereits im Sommer startete der Umbau der ehemaligen Tiger-Anlage zur Leoparden-Anlage. Die Fertigstellung steht in den nächsten Wochen bevor. Künftig soll China Leoparden-Dame Bao Bao die umgestaltete ehemalige Tiger-Anlage bewohnen. Für Tochter Nala wird noch ein passender Zoo gesucht. Laut Eugene Bruins halten in Europa 16 Zoos China-Leoparden.

Die alte Kamelanlage wird später mal Bestandteil der künftigen Asienbereiches.
Die alte Kamelanlage wird später mal Bestandteil der künftigen Asienbereiches. © Foto: Uwe Schulz
In diesem Jahr wurden die Haltungsbedingungen für die Servale verbessert, die Gehege sind nun größer.
In diesem Jahr wurden die Haltungsbedingungen für die Servale verbessert, die Gehege sind nun größer. © Foto: Uwe Schulz

Für den Naturschutz hat sich der Zoo Hoyerswerda auch 2022 wieder stark gemacht. So kann die Naturschutzstation Neschwitz erneut mit einer Spende unterstützt werden. Der Zoo beteiligte sich als Bronze-Förderer an der Kampagne Zootier des Jahres. Außerdem sind drei Hoyerswerdaer Steinkauz-Jungtiere Teil eines Auswilderungsprojektes in Nuthe-Nieplitz. Durch den freiwilligen Artenschutz-Euro für Besucher können weitere regionale und internationale Schutzprojekte in Höhe von 7.260 € unterstützt werden. Und auch in diesem Jahr wird es eine gewisse Dynamik im Tierbestand geben. Die Spornschildkröten verlassen dieser Tage leihweise für längere Zeit den Zoo, um den beiden Galapagos-Schildkröten mehr Raum zu geben. Hingegen soll im Frühjahr eine 16-köpfige Gruppe Afrikanischer Brillenpinguine auf die verbesserte Pinguinanlage ziehen.