Hoyerswerda
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Wo der Flammkuchen herkommt

Das Restaurant „Schmeckerlein“ belebt zukunftsweisend den Tourismus in Proschim.

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Sybille und Alexander Tetsch – die „Schmeckerlein“-Betreiber in Proschim.
Sybille und Alexander Tetsch – die „Schmeckerlein“-Betreiber in Proschim. © Foto: privat

Von Jost Schmidtchen

Proschim. Der Ort hat seinen bergbaubedingten Dornröschenschlaf beendet. Wer es künftig selbst nachprüfen möchte: Das Restaurant „Schmeckerlein“ in Karlsfeld-Proschim ist dafür eine erste gute Adresse. Nicht nur deshalb, weil hier seit Mai 2015 in der Sommersaison raffinierte Flammkuchenkreationen und im Winterhalbjahr Schmor-Genüsse am Kachelofen angeboten werden, sondern weil die Familie Sybille und Alexander Tetsch den Glauben an die Heimat zurückfand und wieder nach Hause kam.

Die Eltern von Sybille sind Helga und Eckhard Tetsch. Beide sind seit Jahrzehnten in das Dorfleben involviert, Mutter Helga besonders im kulturellen Bereich. Dort konzentrierte sie sich in Zusammenarbeit mit Dorothea Tschöke und dem ganz in der Nähe gelegenen Sabrodter Ostereiermuseum besonders auf die wendische/sorbische Vergangenheit von Proschim.

Es war 1597 – so will’s die Legende

Tochter Sybille ging 1998 auf der Suche nach Arbeit nach Niedersachsen, 2014 kehrte sie mit Ehemann Alexander zurück. Der stammt aus Eindhoven in Holland und ist gelernter Koch. Von seiner Sybille und von Proschim war er so begeistert, dass er sogar seinen holländischen Geburtsnamen ablegte. Das neue Domizil der zurückgekehrten Eheleute stammt aus altem Familienbesitz. Es ist ein 1936 in Karlsfeld erbautes Haus mit viel Gartenfläche und Nebengelass. Es stand leer und war bestens geeignet, darin ein Restaurant zu eröffnen.

Die Idee war nicht fehl am Platze: Gastronomie fehlte in Proschim gänzlich; in Welzow und dem Umland gab es sie nur eingeschränkt. Die Eheleute trafen ins Schwarze. Das hohe Niveau der Lokalität und die Qualität der Speisen und Getränke sprachen sich schnell herum. Wohl auch deshalb, weil der Flammkuchen, so sagt es mit einem kleinen Augenzwinkern die Legende, im Jahr 1597 eine in Proschim entstandene Spezialität sein soll, die ein französischer Reisender dann nach Paris mitnahm, um sie dort im großen Stil zu vermarkten – siehe Fußnote am Ende. Nun wird Flammkuchen wieder dort vermarktet, wo er einst herkam. Aus dem holzbefeuerten Steinbackofen geliefert, ist er zu einer gefragten Delikatesse geworden.

Zum Restaurant gehören ein Hofladen und der liebevoll gestaltete Garten. Das „Schmeckerlein“ darf als zukunftsweisend für die Wiederbelebung des Tourismus in und um Proschim gelten. Ein guter Anfang.

Flammkuchen wird allgemein der heute französischen Region Elsaß-Lothringen zugeschrieben. Grundlage ist ein sehr dünn ausgerollter Boden aus Brotteig; traditioneller Belag sind rohe Zwiebeln, Speck und eine Creme aus Sauerrahm, leicht mit Salz und Pfeffer gewürzt. Flammkuchen wurden früher vor dem Brot im Holzbackofen gebacken, um die erste starke Hitze auszunutzen. Der Name kommt daher, dass die Flammen im Ofen noch nicht ausgelodert hatten, wenn die Flammkuchen eingeschoben wurden.