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Zeuge umarmt ehemaligen KZ-Wachmann

In einem Prozess in Hamburg hat ein 76-Jähriger aus den USA mit einer berührenden Geste für Aufsehen gesorgt.

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Der ehemalige SS-Wachmann des KZ Stutthof (im Rollstuhl) sowie Peter Loth (2.v.r), Nebenkläger aus den USA, bei der Gerichtsverhandlung in Hamburg. Dem ehemaligen Wachmann wird Beihilfe zum Mord an 5.230 Menschen vorgeworfen.
Der ehemalige SS-Wachmann des KZ Stutthof (im Rollstuhl) sowie Peter Loth (2.v.r), Nebenkläger aus den USA, bei der Gerichtsverhandlung in Hamburg. Dem ehemaligen Wachmann wird Beihilfe zum Mord an 5.230 Menschen vorgeworfen. © Christian Charisius/dpa Pool/dpa

Hamburg. Im Hamburger Prozess gegen einen ehemaligen Wachmann im KZ Stutthof hat ein Zeuge aus den USA am Dienstag den 93 Jahre alten Angeklagten umarmt. Nach seiner Aussage als Zeuge und Nebenkläger ging der 76-jährige Moshe Peter Loth auf den in einem Rollstuhl sitzenden Angeklagten zu. An die Zuschauer gewandt sagte er: "Passen Sie alle auf! Ich werde ihm vergeben." Dann umarmten sich die beiden Männer. Nach der Verhandlung sagte Loth, beide hätten geweint.

Dem Angeklagten wird Beihilfe zum Mord in 5.230 Fällen vorgeworfen. Als SS-Wachmann soll er zwischen dem 9. August 1944 und dem 26. April 1945 "die heimtückische und grausame Tötung insbesondere jüdischer Häftlinge unterstützt" haben. Zu seinen Aufgaben habe es gehört, die Flucht, Revolte und Befreiung von Häftlingen zu verhindern, heißt es in der Anklage.

Peter Loth wurde im KZ Stutthof geboren.
Peter Loth wurde im KZ Stutthof geboren. © Christian Charisius/dpa

Der in Florida lebende Zeuge hatte in seiner Aussage berichtet, dass seine jüdische Mutter am 1. März 1943 festgenommen worden sei, als sie mit ihm im dritten Monat schwanger war. Sie habe ihn in Gefangenschaft zur Welt gebracht. 1944 seien beide ins KZ Stutthof bei Danzig gebracht worden. Bei Kriegsende habe man ihn von seiner Mutter getrennt. Nach seiner Kindheit und Jugendzeit in Polen sei er über Deutschland in die USA gekommen. (dpa)