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Jetzt hat Dresden einen Friedrichstatt Palast

Das Kabarett Breschke & Schuch benennt sich um und feiert mit einer großen Show bis in die Nacht hinein.

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Aus Breschke & Schuch wurde am Freitagabend der Friedrichstatt Palast. Die beiden Geschäftsführer  Thomas Schuch (l) und Micha Winkler (r) wollen das Haus in Richtung Revuetheater entwickeln.
Aus Breschke & Schuch wurde am Freitagabend der Friedrichstatt Palast. Die beiden Geschäftsführer Thomas Schuch (l) und Micha Winkler (r) wollen das Haus in Richtung Revuetheater entwickeln. © Robert Michael

Von Rainer Kasselt

Der Saal rappelvoll. Die Stimmung bestens. Die Akteure ausgelassen. Nach 90 Minuten Pause. Das Publikum wird nach draußen gebeten. Glühwein vertreibt die Kälte. Ein Feuerwerk erhellt die Nacht. Endlich der lang erwartete Moment. An der Fassade des Kabaretts Breschke & Schuch leuchtet der neue Name auf: Dresdner Friedrichstatt Palast. Der Bezug zum legendären Berliner Friedrichstadt-Palast ist kühn, aber nicht ohne Hintersinn. Das Haus liegt im Dresdner Stadtteil Friedrichstadt und will sich in Richtung Revuetheater entwickeln. Genreübergreifend mit Kabarett, Musik, Tanz, Dixieland, Schauspiel und Talkshow. Die Macher verstehen sich als Klein & Feinkunst-Bühne.

Einen Vorgeschmack darauf erhalten die Besucher am Wochenende in der Gala „Krawumm!“ Die beiden Geschäftsführer „Kabarett-Boje“ Thomas Schuch und „Kultur-Chamäleon“ Micha Winkler greifen in die Vollen. Sie bieten auf, was das Haus hergibt – und etwas mehr. Kultfigur Mömmerich darf so wenig fehlen wie ein Auftritt von Monika und Manfred Breschke, die an die Anfänge des Theaters erinnern. Manfred Breschke, vor einem Jahr in Rente gegangen, mischt als „geringfügig Beschäftigter“ weiter fleißig mit. Die singenden Schauspielerinnen Beate Laaß, Mandy Partzsch und Yvonne Dominik überraschen mit bejubelten Ballettauftritten. Sie zeigen viel Bein, Erotik und überschäumendes Temperament. Und sind sich nicht zu schade als „Drei Nancys“ ihre männlichen Kollegen als swingendes Background-Trio zu unterstützen.

Carsten Linke spielt einen Zuhälter von der Reeperbahn, dem es nach vielen Holpern gelingt, eine Hamburger Hure politisch korrekt als „Sexualbegleiterin“ zu bezeichnen. Jörg Lehmann erteilt als sprechender Bahnhofs-Roboter Zugauskünfte, die jeden Passagier zur Raserei bringen. Im Duett mit Thomas Schuch holt Lehmann einen Song von Frank Sinatra ins Sächsische. Humor wird groß geschrieben an diesem Abend, politisches Kabarett eher klein. Die Rolle des Dominators übernimmt Musiker und Komponist Micha Winkler. Nur echt mit Schiebermütze. Er moderiert, dirigiert, singt, bläst Posaune. Nach der Pause leitet er die 20-köpfige Dresdner Bigband. Jazz, Musical, Swing mitreißend interpretiert. Das hat es in diesem Theater noch nicht gegeben – und wird es so schnell nicht wieder geben. Musikfilou Daniel Vedres bringt das Orchester mit gekonnter Improvisation ins Schwitzen.

Der Bezug zum legendären Berliner Friedrichstadt-Palast ist kühn, aber nicht ohne Hintersinn.
Der Bezug zum legendären Berliner Friedrichstadt-Palast ist kühn, aber nicht ohne Hintersinn. © Robert Michael

Einige unangekündigte Gäste sorgen für heitere Zwischenspiele. Alleinunterhalter Peter Flache, bekannt mit dem „Kessel Flaches“, liest Gedichte. Clown Lulu singt mit kräftigem Bass ein Pionierlied aus DDR-Zeiten, das manche im Saal mitsummen. Ein Höhepunkt im bunten Programm ist die tschechische Jindrich Staidel Combo mit genial verjazzten Polkarhythmen. Umwerfend ihr lässiger Frontmann Pro Haska, der sich als „Tscheche gefangen im Körper eines Deutschen“ sieht und daraus szenisch und musikalisch das Beste macht. Zum Finale stehen die Mitwirkenden auf der Bühne und träumen singend von der Zukunft des Friedrichstatt Palastes: „Wir wollen groß rauskommen, wollen Tiger und nicht Hase sein.“

Nach der Gala ist noch lange nicht Schluss. Mit After-Show-Party, Swing-Tänzern und DJ feiern Künstler und Besucher bis in die Nacht hinein. Das mitreißende Spektakel weckt Lust auf weitere Besuche in der neuen Bühne.

Nächstes Gastspiel im Friedrichstatt Palast: Ursula von Rätin „Seid ihr noch zu ratten“ mit Cornelia Fritzsche am 15. und 16. 2., 19.30 Uhr. Kartentelefon: 0351 490 40 09. [email protected]