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Kamenz produziert Batterien für neuen Mercedes

Bei Accumotive laufen jetzt auch die Antriebssysteme für den neuen Elektro-SUV vom Band. Und nebenan bekommen gebrauchte Batterien eine zweite Chance.

Von Reiner Hanke
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Im Mercedes-Benz Werk Rastatt wird der neue Kompakt-SUV EQA produziert. Die Batterien dafür kommen aus Kamenz.
Im Mercedes-Benz Werk Rastatt wird der neue Kompakt-SUV EQA produziert. Die Batterien dafür kommen aus Kamenz. © http://media.daimler.com

Kamenz. Was haben Peking, Bangkok und Kamenz gemeinsam? In allen drei Städten produziert Mercedes-Benz Antriebsbatterien für Elektroautos. In Kamenz in zwei Fabriken im Ortsteil Bernbruch - auf 80.000 Quadratmetern Produktions- und Lagerfläche. Der Autokonzern strebt eine führende Position beim Elektroantrieb an und will die gesamte Produktionspalette elektrifizieren, heißt es. Der Standort in Kamenz spielt dabei eine wichtige Rolle.

Auch in der Modelloffensive, die der Konzern derzeit fährt. Bis zum kommenden Jahr sollen acht vollelektrische Autos am Start sein, die unter der Bezeichnung EQ vom Band laufen. So hat die Autoschmiede in dieser Woche den kompakten SUV (eine Gelände-Limousine) mit der Bezeichnung EQA vorgestellt. Der "stromert" mit Technik aus Kamenz.

Accumotive-Pressesprecherin Madeleine Herdlitschka erklärt dazu gegenüber Sächsische.de: “Am Standort Kamenz laufen seit Neustem auch die Batteriesysteme für den EQA vom Band.“ In dem 2018 eröffneten Werk sei dafür eine neue Produktionslinie aufgebaut worden. In der Fabrik stellen die Mitarbeiter seit 2019 bereits die Batteriesysteme für das Modell EQC her.

Einblick bei Accumotive in die Produktion von Batteriesystemen für Mercedes-Benz Plug-in Hybriden auf hochmodernen Anlagen.
Einblick bei Accumotive in die Produktion von Batteriesystemen für Mercedes-Benz Plug-in Hybriden auf hochmodernen Anlagen. © MediaPortal Daimler AG

Und in der Fabrik I werden schon seit 2012 Batteriesysteme unter anderem für Hybride und Plug-in-Hybride gebaut. Seit Produktionsstart der Accumotive wurden am Standort Kamenz damit mehr als eine Million Batterien auf Basis der Lithium-Ionen-Technologie produziert. Die Mitarbeiterzahl bei Accumotive wurde zuletzt mit 1.300 angegeben. Durch das neue Produkt werde auch deren Anzahl weiter steigen, heißt es noch etwas vage.

Kamenz ist damit ein wichtiges Glied in der globalen Produktionsstrategie von Mercedes. Gerade bei der Batteriefertigung setze der Konzern auf lokale Standorte wie Accumotive. Es sei der Erfolgsfaktor für die Elektrooffensive. So werden demnächst noch zwei weitere Werke in Deutschland sowie eines in Polen und eines in den USA die Produktion aufnehmen, teilt die Konzernführung mit.

Batteriesysteme für den Antrieb wie aus Kamenz haben aber noch ganz andere Einsatzmöglichkeiten, lässt die Sprecherin wissen. Etwas im Schatten der Accumotive hat Mercedes noch eine weitere Tochter in Kamenz, die sich damit beschäftigt. Die Mercedes-Benz Energy liegt in direkter Nähe und ist mit unter 100 Mitarbeitern eher eine kleine Schwester, quasi angedockt an Accumotive.

Großspeicher aus Autobatterien

Das Unternehmen ist für die Entwicklung von Energiespeicherlösungen verantwortlich. „Diese basieren auf der automobilen Batterietechnologie, die in Elektro- und Hybridfahrzeugen von Mercedes-Benz und Smart eingesetzt wird“, erklärt Madeleine Herdlitschka. Durch den Aufbau stationärer Energiespeicher bringe die MB Energy in Zusammenarbeit mit Partnern aus der Energiewirtschaft Autobatterien sozusagen aus dem Auto ans Netz – als Großspeicher.

Das Anwendungsspektrum sei vielfältig. Über die Großspeicher können zum Beispiel Verbrauchsspitzen beim Strom ausgeglichen werden. Eine weitere Einsatzmöglichkeit wären Ersatz- oder Notstromanlagen, um Störungen im Energienetz abzufedern. Der Fokus des Kamenzer Unternehmens liegt dabei auf der Zweitverwertung von Batterien aus Fahrzeugen.

Die Produktion des EQA mit Antriebsbatterien aus Kamenz startete Ende 2020. Der kompakte Wagen ist eine etwas kleinere SUV-Variante.
Die Produktion des EQA mit Antriebsbatterien aus Kamenz startete Ende 2020. Der kompakte Wagen ist eine etwas kleinere SUV-Variante. © MediaPortal Daimler AG

So wurde zum Beispiel eine Anlage aus 1.000 gebrauchten Batterien beim Dienstleister Remondis aufgebaut. Ein weiterer Großspeicher aus Batteriemodulen ging in Südwestfalen in Betrieb. Dort wurden 1.920 Batteriemodule aus einem Ersatzteillager für den E-Smart kombiniert und stehen nun als Batteriespeicher dem Energiemarkt zur Verfügung.

Zudem hat Mercedes-Benz Energy jetzt eine Kooperation mit dem österreichischen Technologiekonzern Andritz begonnen. Dabei geht es um stationäre Energiespeicher für Wasserkraftwerke. Die würden damit deutlich flexibler. Denn die gespeicherte Energie könne sehr schnell zur Verfügung gestellt und Schwankungen beim Einspeisen des Stromes könnten ausgeglichen werden.

Gordon Gassmann, Geschäftsführer der Mercedes-Benz Energy, ist überzeugt: „Die enge Verzahnung von Energie- und Automobilwirtschaft ist auf dem Weg zur CO2-Neutralität unerlässlich.“ Seine Firma bilde mit den Energiespeicherlösungen die Brücke zwischen den Branchen.

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