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Alter Kassenbon zeigt: So viel teurer ist der Einkauf heute!

Sächsische.de-Autorin Ina Förster aus Kamenz fand einen Kassenzettel von 2009 und kaufte noch einmal all das ein, was damals in ihren Wagen wanderte. Das hat sie bezahlt.

Von Ina Förster
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Ist wirklich alles teurer geworden? Sächsische.de-Autorin Ina Förster aus Kamenz wollte es wissen und kaufte anhand eines 14 Jahre alten Kassenbons noch einmal die gleichen Waren ein wie 2009.
Ist wirklich alles teurer geworden? Sächsische.de-Autorin Ina Förster aus Kamenz wollte es wissen und kaufte anhand eines 14 Jahre alten Kassenbons noch einmal die gleichen Waren ein wie 2009. © Matthias Schumann

Kamenz. Gerade ging die Meldung durch die Medien: "Inflation verliert ein wenig an Tempo". Trotzdem fühlt es sich nicht so an! Oder? Beim wöchentlichen Einkauf rollen sich einem aktuell die sprichwörtlichen Fußnägel hoch. Neben meinem Job als freie Autorin für Sächsische.de bin ich auch Hausfrau und Mutter - und weiß, wovon alle sprechen.

"Schweineteuer geworden der Käse. Eine Packung reicht", schimpft gerade ein ältere Frau und zieht ihren mürrisch dreinblickenden Mann im Kamenzer Kaufland hinterher. Ja - Einkaufen hat früher mehr Spaß gemacht! Da war alles günstiger! Eine Floskel? Leider nein!

Ich habe es getestet - und nun den Beweis schwarz auf weiß. Denn vor Kurzem fiel mir beim Aussortieren alter Steuerunterlagen ein Lebensmittel-Kassenbon von 2009 in die Hände. Mit Freunden haben wir herumgesponnen, doch mal einen Vergleich anzustellen. Was hat sich nach 14 Jahren geändert? Wir gaben uns gleich selbst die Antwort: Mit Sicherheit die Preise!

Gab's früher fürs gleiche Geld tatsächlich mehr?

Das Ganze ist nun kein großes Geheimnis, aber dennoch immer ein bisschen eine gefühlte Sache. "Früher war der Einkaufswagen randvoll fürs gleiche Geld!" Wer hat das nicht oft in den letzten Monaten gedacht, während er auf seinen nur mäßig gefüllten Wagen schaute? Wirklich nachprüfen lässt sich das ja aber kaum. Wer weiß schon noch, wieviel jedes einzelne Produkt einst kostete?

Dank des leicht vergilbten Kassenbons von 2009 konnte ich loslegen. Der Plan: Akkurat die gleichen Waren kaufen, die ich damals im Korb hatte. Wenn möglich, sogar die gleichen Marken. Ich ahnte da noch nicht, dass genau dies das größte Problem wird.

Nachdem ich zuallererst verinnerlicht hatte, dass ich auch Zigaretten kaufen würde, kam leichte Panik hoch. Denn ich bin seit fünfeinhalb Jahren Nichtraucher. Und irgendwer würde mir jetzt die "Fluppen" abnehmen müssen. Doch dieses Problem sollte mein kleinstes bleiben.

Trotz Inflation sind die Supermärkte brechend voll

Ein ganz normaler Donnerstag, das Kaufland ist voll. Es schiebt sich gegen 11 Uhr vormittags ganz schön etwas durch die Gänge. Und so sieht es in der Regel auch in anderen Märkten aus.

Toastbrot und Tomaten wandern als Erstes in meinen Wagen, dazu eingepackte Vollkornscheiben. Systematisch arbeite ich den Zettel ab. Interessant, worauf man vor 14 Jahren so Appetit hatte. Es wird noch einiges folgen, was mich stutzen lässt. Eines ist aber schnell Gewissheit: Zum Preis von früher bekomme ich heute nichts mehr!

In der Fleisch-Wurst-Abteilung muss ich glücklicherweise nicht viel einpacken. Entenbrust ist außerdem heute so überhaupt nicht mein Gusto. Draußen sind es schöne 21 Grad! Der Kassenbon stammt vom Dezember - wahrscheinlich war uns damals weihnachtlich zumute.

Viele Produkte sind heute nicht mehr im Sortiment

Preisverhandlungen scheinen augenscheinlich auch bei vielen Markenprodukten an der Tagesordnung. Mitunter macht sich das in teilweise leeren Regalen bemerkbar. Grund sind Machtkämpfe zwischen Lebensmittelherstellern und Supermarktketten. So verlangten im Herbst 2022 etwa Mars, Ritter Sport und Mondelez höhere Preise, seitdem die Kosten für Rohstoffe, Energie und Logistik angestiegen sind, oft zum zweiten Mal. Viele Handelsketten machten da nicht mit. Auch Kaufland.

Doch gegessen und getrunken wird immer. Ich treffe eine Nachbarin am Süßigkeiten-Regal. "Was bleibt einem denn heutzutage noch groß? Da will man wenigstens was Ordentliches auf den Teller", sagt die Seniorin. Sie gönne sich etwas Gutes zwischendurch. Spargel liegt in ihrem Wagen, Fleisch, Pralinen. Aber meistens greife sie doch zu den günstigeren Eigenmarken der Märkte, räumt sie ein. "Leider ist der Mensch ja auch ein Gewohnheitstier", meint die 68-Jährige noch. Sie möchte eben Mon Cherie und nicht die billige Ausfertigung. Die schmecke dem Göttergatten daheim nicht.

Bis zur Käseabteilung läuft alles wie geschmiert, dann stockt der Einkauf. Denn manches suche ich wirklich länger: diesen bestimmten Quark, Schmelzkäse, Schweizer Appenzeller. Und vor allem eine spezielle Sorte Butter. "Arla haben wir aktuell nicht mehr im Sortiment. Bei Kaufland laufen umfangreiche Preisverhandlungen", sagt eine Verkäuferin. Dafür böte man aber andere, sogar preiswertere Artikel. Ich solle doch schauen, sagt sie freundlich lächelnd. Recht hat sie, wenn da nicht mein spezieller Einkaufszettel wäre.

Vor allem der Butterpreis ist seit Februar wirklich massiv gefallen. Das hing mit dem Rhythmus der Preisverhandlungen in der Milchbranche zusammen. Die alten Verträge waren Ende Januar ausgelaufen, vermeldete damals der Milchindustrie-Verband.

Die Leckerei gehe aber bald wieder in die Sommerpause, merkt eine nette Verkäuferin an, die den nächsten Pralinen-Aufsteller für den Muttertag heranrollt. Auch ich habe Mon Cherie auf meinem 14 Jahre alten Einkaufszettel stehen.

Die Biersorte DAB suche ich allerdings vergeblich im Kaufland. "Die haben wir schon lange nicht mehr", sagt der freundliche Mitarbeiter in der Getränkeabteilung und berät mich zu einem adäquaten Produkt. Dem Mann soll's ja schmecken.

Fazit etwas später an der Kasse: Statt 44,49 Euro wie 2009 stehen nun immerhin 66,06 Euro zu Buche. Ganze 21,57 Euro mehr, die ich für die (fast) gleichen Produkte ausgeben musste. Erstaunt bin ich ehrlich gesagt nicht. Nach 14 Jahren habe ich das erwartet.

Der Beweis: 2009 hat der gleiche Einkauf etwa ein Drittel weniger gekostet als heute.
Der Beweis: 2009 hat der gleiche Einkauf etwa ein Drittel weniger gekostet als heute. © Matthias Schumann

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