Kamenz
Merken

Abschied von Benno Budar: Sorbischer Schriftsteller gestorben

Nach langer Krankheit ist Benno Budar in Dreihäuser bei Räckelwitz gestorben. Bekannt wurde er durch seine witzigen Gedichte, Erzählungen und als Chronist einer Kriegsgeneration in der Lausitz.

Von Miriam Schönbach
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der sorbische Schriftsteller Benno Budar ist am 8. Oktober 2023 im Alter von 77 Jahren in Dreihäuser in der Gemeinde Räckelwitz gestorben.
Der sorbische Schriftsteller Benno Budar ist am 8. Oktober 2023 im Alter von 77 Jahren in Dreihäuser in der Gemeinde Räckelwitz gestorben. ©  Wolfgang Wittchen (Archiv)

Dreihäuser. Die Stille seiner Literaturscheune in Horni Hajnk, zu deutsch Dreihäuser, inmitten sorbischer Literaten, deutscher Dichter und russischer Autoren liebte Benno Budar wie den Trubel dort, wenn Schulklassen seinen Geschichten lauschten. In der Einsamkeit zwischen Räckelwitz und Rosenthal hatte der sorbische Schriftsteller sein Refugium für die Arbeit und die Familie gefunden. In Horni Hajnk ist Benno Budar am 8. Oktober 2023 nach langer Krankheit im Alter von 77 Jahren gestorben.

Mit seinen Gedichten, Erzählungen, dem Bestseller „Tež ja mějach zbožo“ (Auch ich hatte Glück), Kinderbüchern und rund 100 Texten für sorbische Schlager gehörte Benno Budar zu den erfolgreichsten sorbischen Autoren und Dichtern. Der studierte Slawist wurde am 19. März 1946 in Wittichenau/Kulow geboren. Dort lauschte er bereits den Geschichten der Tanten am Kaffeetisch. Manchmal sogar flüsterten die sorbischen Frauen noch ein bisschen leiser, sodass er die Ohren spitzen musste. „Das sind vielleicht meine literarischen Wurzeln“, sagte Benno Budar über diese Zeit.

Briefroman wird erster Erfolg von Benno Budar

„Russenjunge“ wurde der kleine Benno in seinem Dorf gerufen, allein wuchs er bei der Mutter auf. Eines Tages hörte er von einer Vergewaltigung durch einen Soldaten. Er forschte nach, ließ es wieder bleiben, erst viele Jahrzehnte später wird er seinen Vater durch einen Zufall finden. Als Junge träumte er davon, Pfarrer zu werden, zelebrierte Messen und beerdigte Katzen. Er nahm einen anderen Weg, studierte Slawistik und Sorabistik in Leipzig. Zurück in der Heimat wurde er 1969 Belletristik-Lektor im Domowina-Verlag, nebenbei lernte er das Literatur-Handwerk im Kreis junger Poeten rund um den Schriftsteller und Lyriker Kito Lorenc.

Sein erster literarischer Erfolg wurde 1979 der Roman. „W susodstwje makrelow“ (In der Nachbarschaft der Makrelen). Grundlage bildeten die Briefe, die er seiner späteren Frau Ludmila während der Armeezeit an der Ostsee fast jeden Tag schrieb. 40 Jahre später haben sich unzählige Werke dazugesellt. Sie füllen in der Literaturscheune ein ganzes Regal. Seine Protokolle über traumatische Erlebnisse sorbischer Soldaten wie auch sorbischer Frauen in der Kriegs- und Nachkriegszeit erschienen in mehreren Auflagen. Durch diese Arbeit hat der Chronist einer schweigenden Generation ihre Geschichten und ein Stück ihres Lebens zurückgegeben.

Benno Budar wurde mit dem Ćišinski-Preis geehrt

Besonders bekannt wurde Benno Budar durch seine witzigen Gedichte und Erzählungen. Seine Werke wurden in mehrere slawische Sprachen und ins Deutsche übersetzt, der Absolvent des Literaturinstituts in Leipzig übertrug zahlreiche Gedichte, Theaterstücke und Kurzprosa aus slawischen Sprachen ins Sorbische. Eine besondere Leidenschaft galt der Literatur für Kinder. Zwischen 1990 und 2008 war Benno Budar Redakteur und Chefredakteur der obersorbischen Kinderzeitschrift „Płomjo“. Für das Puppentheaterstück „Cowboy Tom“ lieferte er die Vorlage.

Für sein umfangreiches literarisches-kulturgeschichtliches Schaffen erhielt der Schriftsteller, Lyriker, Prosaist, Herausgeber und Übersetzer unter anderem 2013 den Ćišinski-Preis der Stiftung für das sorbische Volk. In ihrer Laudatio zur Auszeichnung sagte Wegbegleiterin und Lyrikerin Mirana Zuschke: „Das Thema Zeit reicht in den Werken von Benno Budar in die Vergangenheit, dreht sich in der Gegenwart und zwinkert in die Zukunft.“ Sein Traum war übrigens ein kleines sorbisches Literaturmuseum. Einen Anfang hatte er mit der Literaturscheune in Horni Hajnk gemacht. Es ist ein Erbe, dass er nun den nächsten Generationen in die Hand gelegt hat.