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Ewag Kamenz will Fernwärme-Netz weiter ausbauen

Der Kamenzer Versorger Ewag bereitet sich seit Längerem auf die Wärmewende vor. Was das für die Kunden bedeutet, erfahren sie zum "Tag der offenen Heizhaustür".

Von Ina Förster
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Torsten Pfuhl, Vorstandsvorsitzender der Ewag Kamenz, freut sich auf den Tag der offenen Tür im Heizhaus an der Weißmantel-Straße. Hier steht er vor einer der 2021  eingebauten  Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung. Auch diese ist zu besichtigen.
Torsten Pfuhl, Vorstandsvorsitzender der Ewag Kamenz, freut sich auf den Tag der offenen Tür im Heizhaus an der Weißmantel-Straße. Hier steht er vor einer der 2021 eingebauten Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung. Auch diese ist zu besichtigen. © Matthias Schumann

Kamenz. Das riesige Silo am Heizhaus an der Kamenzer Weißmantelstraße ist randvoll und startklar. 45 Tonnen Holzpellets passen hinein. Auch wenn es derzeit nicht den Anschein hat, der Herbst steht vor der Tür, und schon bald wird der hochmoderne, riesige Holzpellet-Kessel auf Hochtouren laufen. In der Heizperiode rollen dann aller drei Tage Lkw mit neuen Pellets aus der Oberlausitz an.

Bevor es aber so weit ist, sind neugierige Kamenzer willkommen. Sie können am Freitag, den 22. September 2023, seltene Einblicke in die Maschinerie des Heizhauses der Ewag Kamenz bekommen. Das Unternehmen stellt sich bereits seit Längerem der Herausforderung, eine umweltgerechte und nachhaltige Wärmeversorgung in Verbindung mit einer Stromerzeugung vor Ort zu gewährleisten.

In den vergangenen Jahren wurde deshalb Geld in die Hand genommen und in die Modernisierung der Energieerzeugungsanlagen in den Heizkraftwerken Friedensstraße und Christian-Weißmantel-Straße investiert. Dazu gehören auch der Pelletofen und hochmoderne und effiziente Kraft-Wärme-Koppelungs-Anlagen.

Über eine Förderschnecke gelangen die Pellets aus dem großen Silo, das vor dem Heizhaus steht, in den Holzpelettkessel.
Über eine Förderschnecke gelangen die Pellets aus dem großen Silo, das vor dem Heizhaus steht, in den Holzpelettkessel. © Matthias Schumann

"Schon heute erzeugen wir bis zu elf Prozent unserer Fernwärme mit erneuerbaren Energien", sagt Ewag-Vorstand Torsten Pfuhl. Damit sei das Unternehmen Vorreiter in der Region. Die Endverbraucher würden davon profitieren. Denn Heizen mit Öl und Gas wird durch steigende CO2-Preise sukzessive teurer. "Der Einsatz erneuerbarer Energien ohne CO2-Bepreisung ermöglicht uns ein besseres Angebot für Kunden, die an unser Fernwärmenetz angeschlossen sind", erklärt Pfuhl.

Bereits 330 Haushalte beziehen Fernwärme

In Kamenz gebe es aktuell etwa 330 Abnahmestellen. Zu den Fernwärmekunden gehören die großen Vermieter wie die Wohnungsbaugenossenschaft Kamenz (WBG) und die Städtische Wohnungsgesellschaft Kamenz (SWG), aber auch die staatlichen Ämter am Garnisonsplatz und das Landratsamt Bautzen.

Seit geraumer Zeit reicht die Fernwärmeleitung sogar bis zum Robert-Koch-Platz am Kamenzer Bahnhof. Und das Netz soll noch erweitert werden. "Wir haben hier zeitnah den Ausbau in Richtung Elsteraue und von Teilen des Kamenzer Ortsteiles Jesau im Blick", sagt Torsten Pfuhl. Die Nähe zur Weißmantelstraße gebe das her. Außerdem seien für die kommenden Investitionen größere Bebauungsgebiete von Vorteil.

"Nichtsdestotrotz haben wir auch die Möglichkeit der Nahwärme im Blick", so Pfuhl. Immer mehr Kunden, beispielsweise in der Kamenzer Kernstadt, würden dafür nämlich Bedarf signalisieren. Mit Wärmepumpen oder anderen erneuerbaren Energiearten könne die Ewag hier ihr Angebot erweitern. Eine gebündelte Nutzung durch mehrere Abnehmer sei jedoch auch dabei von Vorteil.

Solche Tabulatoren befinden sich in den Heißluftrohren des Pelletkessels der Ewag Kamenz. Vor jeder Heizperiode werden sie von den Mitarbeitern gereinigt.
Solche Tabulatoren befinden sich in den Heißluftrohren des Pelletkessels der Ewag Kamenz. Vor jeder Heizperiode werden sie von den Mitarbeitern gereinigt. © Matthias Schumann

Der Tag der offenen Heizhaustür an der Christian-Weißmantel-Straße am 22. September soll in diesem Sinne noch mehr Transparenz bringen. "An diesem Tag können Kunden mit unseren Fachleuten und -firmen in Austausch treten, sich über Möglichkeiten informieren - auch ganz speziell für ihr Grundstück", sagt Torsten Pfuhl. Anschaulich werde im Heizhaus demonstriert, wie das Prinzip Fernwärme funktioniert.

Und der Ewag-Chef ergänzt: "Nicht die abstrakten Diskussionen im politischen Umfeld von Berlin stehen an diesem Tag im Vordergrund, sondern die konkreten praktischen Möglichkeiten der Nutzung umweltbewusster Fernwärme sowie die derzeit bekannten Planungen zum Ausbau dieser!" Man bedauere auch im Kamenzer Unternehmen, dass die Bundesregierung seit zwei Jahren nicht zu Stuhle komme mit ihrer Klimapolitik und damit viele Unsicherheiten in der Bevölkerung schüre.

Ewag Kamenz sieht sich gut vorbereitet für Wärmewende

"Wir als Ewag sind aber gut vorbereitet und das nicht erst seit heute. Wir möchten den Menschen vor Ort auch ein bisschen die Angst nehmen, was auf sie zukommt, wenn sie beispielsweise ihre alte Ölheizung umrüsten müssten", erklärt Torsten Pfuhl. Andere Energieversorger im nahen Umkreis würden derzeit weiter Fernwärme aus Kohlekraftwerken beziehen. Die Umstellung auf Holzpellets sei da in Kamenz bereits zukunftsweisend.

Auch die Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung, die mit Gas betrieben werden, versprechen laut Pfuhl Vorteile. Hier werden Strom und Wärme gleichzeitig produziert. Zudem laufe die Fotovoltaikanlage auf dem Flugplatz seit Jahren mit Erfolg.

Tag des offenen Heizhauses am Freitag, 22. September, 13 bis 18 Uhr, Heizkraftwerk Christian-Weißmantel-Straße in Kamenz. Neben der Besichtigung der technischen Anlagen besteht die Möglichkeit, sich an den Informationsständen des Planers sowie der Errichter-Firmen über deren Leistungsspektrum sowie die angebotenen Ausbildungs- und Arbeitsplätze zu informieren.