Elstra. Sie liegt versteckt zwischen Elstra und dem Ortsteil Prietitz: die Hainmühle. Eine schmale Straße verbindet die beiden Orte, und genau an dieser hinter dichten Bäumen in einer großen Senke steht die historische Mühle. Einige Nebengelasse, die Säulen eines ehemaligen Viaduktes, der ausgetrocknete Mühlgraben und kleine Wiesen umgeben das denkmalgeschützte Gebäude. Die Hainmühle, in der 1962 zum letzten Mal Korn gemahlen wurde, soll wieder zum Leben erweckt werden – wenn auch nur zum Zwecke der Vorführung.
Ulrich Hantsche und seine Lebensgefährtin Ilka Zessin sind diejenigen, die vor 15 Jahren die Hainmühle erworben und damit begonnen haben, das Denkmal nach und nach zu sanieren. Es ist eine Mammutaufgabe und geht nur in kleinen Schritten, was den beiden von Anfang an bewusst war. Ulrich Hantsche hat eine kleine Firma, Ilka Zessin arbeitet im Unternehmen mit – und so ist die Mühle sozusagen ihr Hobby. Ein Hobby, das viel Zeit, jede Menge Geld und noch mehr Engagement erfordert.
Ein Gang durch das Hauptgebäude zeigt, dass in den vergangenen Jahren schon eine Menge passiert ist. „Wir haben viel in die bauliche Hülle investiert“, sagt Ilka Zessin. Wichtig war, das Mauerwerk zu stabilisieren, vor allem die Fundamente neu zu setzen. „Sonst wäre alles abgesackt, denn es ist sehr feucht in der Senke, wo die Mühle steht“, erklärt Ilka Zessin. Auch der Mühlgraben fließt, wenn er Wasser führt, logischerweise durch das Grundstück. Schließlich ist die Hainmühle eine Wassermühle.
Nach der Sanierung des Mauerwerkes kam das Dach an die Reihe. Der alte Dachstuhl konnte größtenteils erhalten werden, nur neue Schiefer kamen auf die ebenfalls erneuerten Dachlatten.
Das Hauptgebäude ist viergeschossig und zweigeteilt. Auf der einen Seite befindet sich die Mühlentechnik, auf der anderen liegen die ehemaligen Wohnräume der Müllersfamilie mit dem Gesinde.
Um die historische Mühle wieder gangbar zu machen, war und ist es vor allem notwendig, die Technik des Mahlwerkes zu reparieren beziehungsweise in Schuss zu halten. Ein ganz wichtiger Baustein dafür ist das Mühlrad, das sich außen neben dem Gebäude befindet. Das Holz des großen Rades wurde komplett erneuert – die hellere Farbe zeugt davon.
Im Inneren des Mahlwerkes ist fast alles so geblieben, wie es beim letzten Betrieb war. Die letzten Müller hatten das Mahlwerk nicht mehr mit Wasserkraft angetrieben, sondern per Diesel- oder Elektromotor. Sie waren damit unabhängiger von der Menge des Wassers, das der Mühlgraben führt.
„Unser großes Ziel ist es aber, die Mühle wieder in ihrer ursprünglichen Form zu zeigen, also mit dem Wasserrad“, sagt Ilka Zessin. Dazu bedarf es allerdings zwei wichtiger Voraussetzungen, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht gegeben sind. Zum einen müsste der Mühlgraben beräumt werden, damit er Wasser führt. Zum anderen fehlen den Mühlenbesitzern die Wasserrechte, die benötigt werden, um Wasser für den Mühlbetrieb zu entnehmen.
Einen niedrigen sechsstelligen Betrag haben die bisherigen Sanierungsarbeiten gekostet, berichten die Besitzer der Mühle. 50 Prozent davon seien aus dem europäischen Leader-Fonds und durch den Denkmalschutz gefördert worden. Den Rest hätten sie selbst zusammen mit viel Herzblut in die Mühle steckt. „Es lohnt sich, wenn man die begeisterten Augen der Besucher sieht, die sich das Denkmal anschauen“, sagt Ilka Zessin. Sie führt Interessierte nach Anmeldung durch die Mühle und kann dabei auch jede Menge zur Geschichte erzählen.
Zusätzlich zur Mühlentechnik hat sie im ehemaligen Wohnbereich eine Stube mit historischen Gegenständen eingerichtet. Da steht ein altes Bett mit entsprechender Nachtwäsche, eine Wärmflasche liegt auf dem Kissen und unter dem Bett steht ein irdener Nachttopf. Alte Schränke mit Geschirr gehören ebenso zur Einrichtung. Und eine Bibel liegt auf dem Nachtschränkchen.
Doch nicht alles lief so, wie es sich das Paar vorgestellt hatte – auch wenn dies nicht das Mühlengebäude selbst betrifft. „Eigentlich hatten wir geplant, das Außengelände mit Schafen zu pflegen. Sie sollten sozusagen die Mäharbeiten übernehmen“, erzählt Ilka Zessin. Doch der Wolf habe diese Hoffnung zunichtegemacht. Zweimal habe er Schafe gerissen, sodass die übrigen nun nicht mehr an der Mühle stehen.
Zum Mühlentag am Pfingstmontag wollen Ilka Zessin und Ulrich Hantsche die Hainmühle wieder in Betrieb nehmen und interessierten Besuchern die Technik und das Gebäude zeigen. Dann bewegen sich die Räder im Inneren der Mühle allerdings noch nicht mit Wasserkraft. Das ist ein Traum für die Zukunft, an dem beide unbedingt festhalten.
Die Hainmühle, Elstra, Hainmühlenweg 4, ist am 6. Juni von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Es gibt Führungen. Für einen Imbiss sorgt der Schlossverein Prietitz.