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Baustart für Millionen-Investition in Kamenz

Ein Schandfleck aus DDR-Zeiten verschwindet. Dafür entsteht ein neues Autohaus. Wann es fertig sein soll und wieso der Bau eine Herausforderung ist.

Von Reiner Hanke
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Geschäftsführer Heiko Winter auf seiner Baustelle an der Hohen Straße in Kamenz: Dort hat er jetzt eine Millionen-Investition gestartet. Vom früheren Bau-Kombinat auf dem Areal sind nur noch Schuttberge zu sehen.
Geschäftsführer Heiko Winter auf seiner Baustelle an der Hohen Straße in Kamenz: Dort hat er jetzt eine Millionen-Investition gestartet. Vom früheren Bau-Kombinat auf dem Areal sind nur noch Schuttberge zu sehen. © Anne Hasselbach

Kamenz. Es hat nur ein paar Tage gedauert, und vom Gebäude des früheren DDR-Baukombinats lag nur noch ein Trümmerberg aus Beton und Stahl an der Hohen Straße in Kamenz. „Die Stadt hat wieder einen Schandfleck weniger“, sagt Investor Heiko Winter, Geschäftsführer von Winter Automobilpartner.

Beobachter konnten verfolgen, wie sich die Abrissbagger durch die Räume arbeiteten, und die eine oder andere vergilbte DDR-Muster-Tapete entdecken, die vielleicht bei den Älteren vor vielen Jahren mal in der guten Stube klebte.

Der Abriss bedeutet zugleich einen Neuanfang: Auf einer Fläche von 5.000 Quadratmetern entsteht ein neues Autohaus. Die Pläne sind fertig, und die Baugenehmigung hat der Stadtrat in der vorigen Woche erteilt.

Im Gebäude des früheren DDR-Baukombinates befanden sich auch Sozialräume. Dort war bis zum Abriss vieles noch so, wie die Räume einst verlassen wurden, zum Beispiel die Küche mit Ausgabefenster. Heiko Winter hat alles auf Fotos dokumentiert.
Im Gebäude des früheren DDR-Baukombinates befanden sich auch Sozialräume. Dort war bis zum Abriss vieles noch so, wie die Räume einst verlassen wurden, zum Beispiel die Küche mit Ausgabefenster. Heiko Winter hat alles auf Fotos dokumentiert. © privat

In dem Neubau will Heiko Winter künftig die koreanische Automarke Hyundai verkaufen. Das Autohaus soll Hauptstandort für die Region zwischen Hoyerswerda, Radeberg, Bautzen und Kamenz werden, nachdem sich die Torpedo-Gruppe in Bautzen aus diesem Sektor zurückgezogen habe.

Mitte März hatten die Bauleute begonnen, den grauen Fabrikbau an der Hohen Straße zu entkernen. Der diente dem Automobilunternehmen bisher als Reifenlager. Die 400 Radsätze seien zwischengelagert worden, sagt Heiko Winter. Das neue Lager müsse noch in diesem Jahr fertig werden, pünktlich mit Beginn der Radwechsel-Saison im Oktober. Dort sollen dann bis zu 1.000 Radsätze, also 4.000 Räder, in einem Hochregallager mit sieben Etagen untergebracht werden können.

Interims-Verkaufsgebäude wird per Kran umgesetzt

Das neue Gebäude wird hinter dem benachbarten Opel-Autohaus Rank entstehen, das ebenfalls zur Winter-Gruppe gehört. Den Standort hatte Winter vor rund zehn Jahren übernommen und wegen der Tradition am Namen festgehalten. Das Bauland in der Nachbarschaft mit dem alten Kombinatsgebäude gehörte dazu, war bisher aber weitgehend ungenutzt. Das ändert sich jetzt.

Es werde etwas Schickes für Kamenz, das die Blicke bei der Einfahrt in die Stadt auf sich zieht, beschreibt Heiko Winter den geplanten Neubau – gerade Linien und viel Glas. Das Gebäude werde im Vergleich zur bisherigen Bebauung, die direkt an der Straße stand, etwa zehn Meter eingerückt. Damit werde alles offener wirken. Außerdem eröffne sich dadurch für die Stadt perspektivisch die Möglichkeit, einen Fußweg zu bauen.

Derzeit arbeiten sich die Bagger für die Fundamente in die Tiefe. Bevor im Juli/August der Hochbau beginnen kann, muss noch das Interims-Verkaufsgebäude für die koreanische Marke umgesetzt werden. Der Containerbau soll am Kranhaken komplett an einen neuen Standort auf dem Areal schweben.

Mitte 2023 soll das neue Autohaus öffnen

Wegen des starken Gefälles von acht Metern auf dem Gelände sei das Projekt eine Herausforderung, erklärt Heiko Winter. So werde ein Terrassenbau entstehen, um den Höhenunterschied auszugleichen.

Auf der untersten Ebene zur Straße hin wird sich die überdachte Ausstellungshalle für Gebrauchtwagen befinden – teilweise offen gestaltet. Im mittleren Geschoss ist der Verkaufsraum geplant und oben die Büros und Mitarbeiterräume. Gerade der Neuwagenverkauf soll zum Erlebnis werden, schwärmt Winter – mit Bar und Videowand. 15 neue Jobs sollen entstehen.

Mitte des kommenden Jahres will der Geschäftsführer das neue Autohaus eröffnen. Er rechnet mit einer Bausumme von drei Millionen Euro. Allerdings könne derzeit niemand prognostizieren, wie sich die Preise entwickeln.

Die aktuelle Investition ist der zweite komplette Autohaus-Neubau in der Geschichte der Firma Winter, nach der Investition in Bretnig für den Opel-Standort im Rödertal. Den Grundstein legte 1925 der Großvater in Burkau, berichtet Heiko Winter.

Einen Tipp hat der Autofachmann noch parat: Wer noch nicht auf Elektromobilität umsteigen will, sollte sich in den kommenden zwei Jahren noch einen Verbrenner sichern. Danach treten neue Abgasnormen in Kraft: „Die werden Autos nochmals spürbar verteuern.“