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Kamenz: "So viel wie hier wird an echten Gefahrenpunkten nicht geblitzt!"

Auf einem maroden Stück der Bautzner Straße in Kamenz gilt seit einiger Zeit Tempo 30. Nun gibt es Kritik an den Kontrollen. So reagieren Stadt und Landratsamt.

Von Ina Förster
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Jens Skarupski und Jan Geppert (r.) vom Tomogara Sport- und Freizeitzentrum Kamenz kritisieren, dass auf der unteren Bautzener Straße, wo Tempo 30 gilt, angeblich besonders häufig geblitzt wird.
Jens Skarupski und Jan Geppert (r.) vom Tomogara Sport- und Freizeitzentrum Kamenz kritisieren, dass auf der unteren Bautzener Straße, wo Tempo 30 gilt, angeblich besonders häufig geblitzt wird. © Matthias Schumann

Kamenz. Seit 2023 gibt es für einen Teil der unteren Bautzner Straße in Kamenz eine Geschwindigkeitsbegrenzung, denn hier hat der Zahn der Zeit am Pflaster genagt, es gibt tiefe Spurrillen und Löcher. Nun gilt also Tempo 30.

Seitdem wird auf diesem etwa 150 Meter langen Straßenabschnitt zwischen den Hausnummern 78 und 120 öfter geblitzt. Auch Frank Menge aus dem Kamenzer Umland fuhr kürzlich in die Radarkontrolle, es sei immer das Blitzerauto des Landratsamtes, sagt er. "Ich frage mich wirklich, warum die hier so gern stehen. Ich fahre regelmäßig hier lang, schon drei Bekannte von mir wurden ebenfalls geblitzt. Ein bisschen Schikane ist das schon, oder?", fragt der 47-Jährige.

Außer den Straßenschäden, die allein seinem Kraftfahrzeug schaden würden, sehe er keinerlei Grund, warum an dieser Stelle das Tempo gedrosselt werden muss. Links und rechts gebe es nur wenige Anwohner, ein paar Altstadtvillen, ein paar Firmenwerkstätten und Lagerhallen sowie eine Arztpraxis.

Kamenzer machen sich auf Facebook lustig

Auch Posts auf Facebook sorgen in diesem Zusammenhang regelmäßig für Schmunzeln bei den Kamenzern. Wie der vom 11. Januar: "Blitzer Nummer 14 auf der Bautzner Straße! Danke Landratsamt, dass du dich um unsere Autos sorgst. Nicht, dass die noch Probleme wegen der Straßenschäden bekommen!" Oder der am 18. Januar: "Blitzer Nummer 15 seit April 2023 am 'Unfallschwerpunkt Bautzner Straße', in Höhe Dr. Mauer! Danke, dass ihr Euch um die Sicherheit unserer Stoßdämpfer kümmert!"

Diejenigen, die das mit viel Sarkasmus schreiben, sind für ihren trockenen Humor bekannt: das Team des Tomogara Sport- und Freizeitzentrums, in Persona Jan Geppert und Jens Skarupski. Das Zentrum befindet sich nur ein paar Meter weiter, allerdings außerhalb des Abschnitts, auf dem jetzt Tempo 30 gilt.

"25 Jahre ist man wie ein Pawlowscher Hund darauf trainiert worden, hier 50 fahren zu dürfen. Und plötzlich - ohne, dass hier etwas passiert ist oder irgendetwas an der Straße geändert wurde - stellt man da ein Schild hin", kritisiert Jan Geppert. "Und so viel wie hier wird an echten Gefahrenpunkten wie vor Kitas oder Schulen nicht geblitzt", meint er.

Der Straßenabschnitt sei auch kein Unfallschwerpunkt. "Da gäbe es doch wirklich wichtigere Straßen zu kontrollieren", meinen die Tomogaras. Es grenze außerdem an einen Schildbürgerstreich, dass Tempo 30 kurz vor der Einfahrt zum Sportzentrum aufgehoben wird. Dort hätte man einen Sinn darin gesehen, da täglich viele Kinder ein und aus gehen.

Abzocke oder berechtigte Sorge von Anwohnern?

Ist es also die viel zitierte "Abzocke"? Die Pressestelle des Landratsamtes will davon nichts hören, auch nichts vom "Blitzen im Akkord". "Auf Wunsch und regelmäßiges Drängen von Einwohnern dieses Straßenabschnittes sowie mit Unterstützung durch die Stadtverwaltung messen wir im Durchschnitt ein bis zweimal pro Monat in diesem Bereich", teilt das Amt mit. Die Ergebnisse hielten sich im Rahmen. Das Landratsamt verweist beispielhaft auf zwei Messungen im November 2023. Innerhalb von zwei Stunden seien einmal lediglich 20 von 135 Fahrzeugen zu schnell gewesen, das andere Mal 35 von 165.

Die Stadt Kamenz reagiert nun ganz praktisch: "Wegen den schlechten Straßenverhältnissen wird es nächste Woche einen Ortstermin mit dem zuständigen Sachgebiet vom Dezernat Stadtentwicklung und Bauwesen geben. Wir schauen, welche Reparaturen nötig wären, um aus dieser Sicht die Geschwindigkeitsbegrenzung möglicherweise entfallen lassen zu können", teilt Pressesprecher Thomas Käppler mit.