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Kamenz: So werden die Grundschulen digital

Die Ausstattung der vier städtischen Grundschulen wird wesentlich teurer als geplant. Wie die Stadt nun vorgehen will.

Von Reiner Hanke
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Die Kamenzer Grundschulen sollen besser ans Internet angebunden werden. Doch die digitale Ausstattung wird teurer als gedacht.
Die Kamenzer Grundschulen sollen besser ans Internet angebunden werden. Doch die digitale Ausstattung wird teurer als gedacht. © Matthias Schumann

Kamenz. An der digitalen Welt führt kein Weg mehr vorbei. Deshalb sollen auch die Schulen Anschluss an die schnelle Datenautobahn bekommen. Das wird schon seit Jahren geplant, kommt aber nicht immer im nötigen Tempo voran. Das trifft auch die Kamenzer Grundschulen.

Schon im Sommer zeichnete sich ab, dass die Bauarbeiten für das schnelle Internet in den Schulen deutlich teurer werden als geplant. Deshalb sollen die nun nicht wie ursprünglich vorgesehen an allen Schulen gleichzeitig, sondern schrittweise erfolgen. Der Stadtrat hat dazu jetzt einen Beschluss gefasst. Losgehen soll es im kommenden Jahr, und zwar in der Grundschule am Forst.

Nun sorgt dieser Strategiewechsel an den Schulen für Diskussionen. Der Bau wäre kein Problem, wenn die Kosten in der geplanten Summe liegen würden, sagt Oberbürgermeister Roland Dantz (parteilos). Das sei aber nicht so.

Der Stadt stehe ein Festbetrag von 368.000 Euro für alle vier Grundschulen zu, ohne Eigenanteile beisteuern zu müssen. Das Geld soll in die Infrastruktur wie Wlan, festes Netzwerk, Server bis hin zu digitalen Tafeln fließen. Aber es reiche eben längst nicht aus.

Kosten sind seit vorigem Jahr explodiert

So basiere die Summe auf der Kostenschätzung aus dem März 2020. Die Marktpreise seien allerdings explodiert, deutlich mehr gestiegen als üblich, heißt es aus dem Rathaus. Wohl auch wegen der Vielzahl der Arbeiten, die überall erfolgen. Außerdem seien zusätzliche Leistungen nötig, die in der Kostenschätzung noch nicht berücksichtigt wurden: Wanddurchbrüche, Brandschutz, Trockenbau, Elektroanlagen und mehr.

Für die Grundschule am Forst liegen die Kosten nach aktuellen Berechnungen bei 180.000 Euro. Dabei schießt die Stadt 33.000 Euro zu. Insgesamt liege man in den Schätzungen für alle Schulen schon bei 324.000 Euro für den Bau. Da bleibe nicht mehr viel für den Rest wie digitale Tafeln. Es klaffe ein nahezu sechsstelliges Loch, lässt der OB durchblicken.

16 digitale Tafeln kommen jetzt

Der Ausbau der Gickelsberg- und der Sophie-Scholl-Schule soll nun bis Ende 2023 drankommen. Die vierte Grundschule in Brauna sei ein Sonderfall, weil dort eine grundlegende Sanierung anstehe.

Ilke Krebs ist Leiterin de Grundschule Sophie Scholl, sie erklärt, warum die moderne Infrastruktur und die technische Ausstattung so wichtig sind. Die Lehrpläne würden darauf aufbauen, und die Schule sei verpflichtet, die Kinder an die digitale Welt heranzuführen. Die Stadt sei mit der Situation vertraut, wisse um den Handlungsbedarf. Aber es brauche eben Zeit, alles zu realisieren und alle Schulen entsprechend auszurüsten. „Wir sind im Gespräch und müssen auch Vernunft walten lassen.“

Insgesamt wird laut Stadtverwaltung über eine halbe Million Euro in die Digitalisierung der Schulen fließen. Dabei kann die Stadt noch aus anderen Förderfonds schöpfen, zum Beispiel einem Topf für die Ganztagsbetreuung.

Für dieses Geld werden jetzt vorwiegend digitale Tafeln, sogenannte Displays, angeschafft. Die ersten 16 werden in den Herbstferien montiert, etwa die Hälfte der benötigten. Die Kosten liegen bei 77.000 Euro, 30 Prozent muss die Stadt selbst bezahlen. Die neue Technik soll zunächst in den vierten und dritten Klassen zum Einsatz kommen, um den Übergang zu den weiterführenden Schulen fließend zu gestalten.

Nur 60 Tablets für über 500 Schüler

Zu 100 Prozent gefördert wurde jetzt der Kauf erster Tablets für die Schüler. Für den zur Verfügung stehenden Betrag konnten allerdings bisher nur 60 Geräte angeschafft werden.

Den Beschluss zur Grundschule am Forst fasste der Stadtrat ohne Gegenstimmen. Es sei vernünftig, schrittweise vorzugehen, sagte Stadtrat Jan Geppert (Wählervereinigung). Die Linken drängen aber zumindest darauf, schnellstmöglich die anderen Schulen nachzuziehen, um eine ungleiche Entwicklung in der Bildung zu vermeiden. Er hege auch Zweifel, ob die Preise in Zukunft wieder nachgeben werden, so Fraktionschef Alex Theile.

Einig sei man sich, so Jan Geppert, dass weitere Tafeln und Tablets gebraucht werden. 60 Tablets für über 500 Schüler seien ein Tropfen auf den heißen Stein. Er sehe bei der Digitalisierung ein bundesweites Problem.

Stadtsprecher Thomas Käppler versichert: „Weitere Displays und Tablets werden je nach Finanzlage und Fördermöglichkeiten in den nächsten Jahren angeschafft.“ Zumindest mit Tafeln sollen die Grundschulen bis Ende 2023 ausreichend versorgt sein.