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Zwei neue Mieter für ein Kamenzer Geschäft

Der Sport-Laden in der Poststraße in Kamenz steht seit gut einem Jahr leer. Nun ziehen zwei neue Angebote ein, die auf den ersten Blick gar nicht zusammenpassen.

Von Reiner Hanke
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Marco Schulz (l.) und Andree Hauswald (r.) beziehen die Räume des ehemaligen Sportgeschäfts von Werner Bubnick auf der Poststraße in Kamenz. Anfang Juli wollen sie öffnen.
Marco Schulz (l.) und Andree Hauswald (r.) beziehen die Räume des ehemaligen Sportgeschäfts von Werner Bubnick auf der Poststraße in Kamenz. Anfang Juli wollen sie öffnen. © Anne Hasselbach

Kamenz. Sport-Bubnick war eine Institution im Kamenzer Stadtzentrum. Doch seit etwa einem Jahr steht das Geschäft leer. Nun ist das Mietangebot vom Schaufenster verschwunden. In den Räumen rumort es: Hier entstehen zwei Angebote in einem Laden mit völlig unterschiedlicher Ausrichtung.

Geschäfte seien in Kamenz ja nicht so leicht neu zu vermieten, schätzt Werner Bubnick ein, der das Sportgeschäft viele Jahre betrieben hatte. Deshalb sei er froh, dass es nun geklappt hat. Es habe auch andere Interessenten gegeben, aber: „Wir haben uns gesucht und gefunden“, sagt Bubnick über seine Mieter.

Der eine ist Marco Schulz, der mit „Mirkos Angelladen“ nun von der Bautzner Straße auf die Poststraße umzieht. Das Fachgeschäft hat der 56-jährige Kamenzer vor rund zwei Jahren von seinem Vorgänger übernommen und wegen des Bekanntheitsgrades am Namen festgehalten, erklärt er.

Der zweite Mieter in Bubnicks ehemaligem Sportgeschäft ist Kaffeeröster Andree Hauswald, der sich nun mit seinem Angebot in Kamenz niederlässt. Auf den ersten Blick vielleicht eine ungewöhnliche Mischung für ein gemeinsames Projekt, auf den zweiten jedoch überhaupt nicht.

Zwei Geschäftsleute, die einiges verbindet

Denn Marco Schulz hat selbst gern eine Thermoskanne mit Kaffee beim Angeln dabei. Und die Nachtangler hätten das erst recht. Die müssen sich ja irgendwie munter halten, wenn sie keinen Fisch verpassen wollen, sagt Schulz. Manche Angler würden sogar spezielle Outdoor-Kaffeemaschinen mit ans Wasser nehmen.

Die beiden Geschäftsleute verbindet einiges. Da ist der Angelsport. Bei dem lernten sie sich vor einem Jahr kennen. Beide sind Jahrgang 1965, und beide haben ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht.

Die pflegt Marco Schulz seit der Kindheit. Angeln habe in seiner Familie schon vom Opa über den Vater Tradition. Mit sechs bekam Marco Schulz die erste eigene Angel und stand mit dem Vater am Teich. Sein größter Fisch bisher sei ein Leng gewesen, ein dorschartiger Knochenfisch, den er in Norwegen aus dem Wasser gezogen habe.

Geschäft in Corona-Zeiten übernommen

Mitten in der Corona-Krise übernahm Schulz schließlich den Laden vom Vorgänger und musste sich gleich durch einen Lockdown kämpfen. Andererseits stellte Marco Schulz fest, dass der Angelsport gerade in der Corona-Zeit einen spürbaren Aufschwung nahm.

Viele hätten während des Lockdowns Beschäftigung gesucht: „Haus, Garten, ein schönes Heim haben an Bedeutung gewonnen.“ Und eben auch Hobbys wie das Angeln. So seien die Räume seines Ladens auf der Bautzner Straße inzwischen schlicht zu klein geworden.

Andree Hauswald betreibt seinerseits in der Schorfheide bei Berlin eine kleine Kaffeerösterei. Er verkauft Kaffee seiner eigenen Marke Hauswald und Kaffeemaschinen. Die Liebe zu den aromatischen Bohnen hatte ihn auf die Geschäftsidee gebracht. Gut vier Kilo Kaffee brühe er sich pro Monat auf.

Eröffnung für Anfang Juli geplant

Die Leidenschaft für das Heißgetränk hat er aber aus Dresden – denn er ist ein waschechter Kaffee-Sachse. In die Berliner Gegend brachte ihn wiederum die Liebe zu seiner Frau. Hauswald pflegt aber verwandtschaftliche Beziehungen in die Westlausitz. Auf dem Weg zum Angeln sei er im Rödertal durch das namensverwandte Hauswalde gefahren. Und so sei der Gedanke gereift, in der alten sächsischen Heimat etwas zu unternehmen.

Dazu kam die Bekanntschaft mit Marco Schulz. So addierte sich eins zum anderen, und die beiden Angler und Kaffeefreunde suchten einen gemeinsamen Laden. Dabei seien sie schließlich auf das ehemalige Sportgeschäft gestoßen. Die attraktiven Räume hätten die Entscheidung dann beschleunigt.

So könne er bald das ganze Angel-Sortiment von der Rute bis zu Bekleidung und Taschen viel übersichtlicher präsentieren, freut sich Marco Schulz. „Alles im neuen Geschäft hat eine ganz andere Ausstrahlung.“ Im Juni soll der Laden eingerichtet werden, Anfang Juli ist die Eröffnung geplant.

Sporthaus-Schriftzug soll auf der Fassade bleiben

Die Kaffee-Oase entsteht links neben dem Eingang, erklärt Andree Hauswald. Er beschreibt schon genau, wie er den Kaffee und die passenden Kaffee-Maschinen für das perfekte Aroma platzieren will. Dazu ein Tisch und zwei Stühle. Da kann auch mal ein Käffchen zur Probe getrunken werden. 20 Sorten von mild bis kräftig röstet der Fachmann. Eines seiner Geheimnisse sei es, der Bohne dabei Zeit zu geben.

Werner Bubnick kann sich unterdessen ganz seiner Leidenschaft widmen, das sind kunstvolle Verglasungen zum Beispiel von Fenstern und Türen. Die war für ihn auch der Grund, sein Sportgeschäft aufzugeben.

Den Schriftzug Sport-Bubnick will Marco Schulz übrigens auf der Fassade über dem Ladeneingang lassen – wegen der Tradition. Aber im Schaufenster wird sich dann alles rund ums Angeln drehen und um Kaffeespezialitäten.