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SZ + Kamenz

Das tut sich in der alten Kamenzer "Modeperle"

In die begehbare Ausstellungsfläche des früheren Kaufhauses am Markt in Kamenz zieht Leben ein. Und die neuen Besitzer haben noch mehr Pläne für das Gebäude.

Von Ina Förster
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Das Schaufenster der früheren Modeperle am Kamenzer Markt soll wieder begehbar werden. Aktuell stellen hier Unternehmen der Region aus, wie Yvonne Tatzel (l.) vom Brautmodeatelier aus Bautzen und das Hotel Goldener Hirsch mit Chefin Sandra Olschewski.
Das Schaufenster der früheren Modeperle am Kamenzer Markt soll wieder begehbar werden. Aktuell stellen hier Unternehmen der Region aus, wie Yvonne Tatzel (l.) vom Brautmodeatelier aus Bautzen und das Hotel Goldener Hirsch mit Chefin Sandra Olschewski. © Matthias Schumann

Kamenz. Baudreck, aufgerissene Fußböden und ein Hinterhof, der an DDR-Zeiten erinnert: Im Haus am Markt 7 und 8 in Kamenz tut sich etwas. Aktuell steht fast alles leer. Sämtliche Mieter sind ausgezogen. Nur die Firma Geers Hörgeräte bietet im Erdgeschoss noch ihre Dienste an. Bis zur Wende befand sich hier das Kaufhaus Modeperle, an das sich viele Kamenzer erinnern - mit mehrstöckigem Verkaufsraum samt Lichthof und angrenzendem begehbaren Schaufenster im Stil der 1960er-Jahre.

Nach dem Tod des früheren Hausbesitzers Hans Steudel hat nun Sandra Olschewski, die Geschäftsführerin des nahen Hotels Goldener Hirsch ist, die Gebäude erworben. Diese sehen zwar von außen wie zwei Häuser aus, gehören aber als Ensemble schon immer untrennbar zusammen. Zudem gibt es nur einen gemeinsamen Eingang. Nun wird hier seit ein paar Wochen gebaut.

Modeperle-Häuser gehören zum Hotel Goldener Hirsch

"Wir hatten eigentlich nicht grundsätzlich vor, noch ein sanierungsbedürftiges Objekt am Markt zu kaufen, aber der Zufall hat es anscheinend so gewollt", sagt Jens Ueberfuhr, Mitbesitzer des Hotels. Der Nachlassverwalter der Modeperle-Grundstücke habe vor etwa anderthalb Jahren Ueberfuhrs Visitenkarte in den Unterlagen gefunden - und nachgehakt, ob es das früher einmal bekundete Interesse am Kauf noch immer gebe. Nach reiflicher Überlegung sei man übereingekommen. Und im Februar 2024 wechselten die Eigentumsverhältnisse.

"Für uns ergeben sich dadurch günstige Verbindungen. Und das ganz praktisch", sagt Jens Ueberfuhr. Direkt ans Hotel schließt sich nämlich der Hinterhof des neu erworbenen Areals an. Dieser ist aktuell völlig verbaut und muss entkernt werden.

Verbindungsweg zwischen Winzereck und Hotel geplant

Zur Erklärung: Auch das Winzereck in Kamenz, nur ein paar Häuser weiter, gehört mittlerweile zum Hotel und soll grundsaniert werden. Schon länger wurde daher über eine Verbindung zwischen den Objekten nachgedacht. Der Erwerb der Zwischengebäude Markt 7 und 8 bringt nun neue Möglichkeiten. "Wir gelangen künftig im besten Fall über den Hinterhof trockenen Fußes vom Hotel bis zum Winzereck", sagt Ueberfuhr.

Auch fürs Winzereck selbst gibt es positive Aussichten: Hier soll im Erdgeschoss der Teeladen von der Bautzener Straße einziehen. Doch das ist noch Zukunftsmusik.

Dieses Foto aus dem Stadtarchiv Kamenz zeigt die Modeperle 1968 mit dem begehbaren Schaufenster. Auf Aufnahmen von 1960 war davon noch nichts zu sehen.
Dieses Foto aus dem Stadtarchiv Kamenz zeigt die Modeperle 1968 mit dem begehbaren Schaufenster. Auf Aufnahmen von 1960 war davon noch nichts zu sehen. © @Stadtarchiv Kamenz

Zeitnah passiert schon einiges in der einstigen Modeperle. Als Erstes nimmt man sich das Schaufenster vor, das in den letzten Jahren nicht mehr begehbar war. "Wir wollen es wieder nach altem Vorbild aufwerten. Und wer in der Altstadt spazieren ist, soll etwas fürs Auge bekommen", sagt Sandra Olschewski.

Wie dies gelingen kann, zeigt eine Kooperation, die das Hotel mit drei Geschäftsfrauen aus der Region eingegangen ist. Yvonne Tatzel vom Bautzener Brautmodefachgeschäft "atelier le ciel" ist federführend dabei und holte ihre Partnerinnen Tina Reimer, Floristin aus Großröhrsdorf, sowie die Keramik-und Glasdesignerin Judith Anders aus Weißenberg mit ins Boot. Gemeinsam mit Sandra Olschewski entwickelten sie ein Konzept für das Schaufenster.

Brautatelier aus Bautzen stellt jetzt in Kamenz aus

Das Ergebnis kann man bereits seit ein paar Wochen sehen, auch wenn man noch nicht so gut an die Exponate herangelangt. Doch das wird sich mit der Umgestaltung des Schaufensters ändern. Yvonne Tatzel ist überzeugt vom Plan, sich so der Kundschaft in Kamenz vorzustellen.

"Ich kenne Kamenz sehr gut, stamme ursprünglich aus Nebelschütz und habe jahrelang in einem Modegeschäft in der Altstadt gearbeitet", erzählt die 46-Jährige. Seit 2018 ist sie mit ihrem Brautatelier in Bautzen präsent. Erst auf der Seminarstraße, seit 2022 in der Villa Weigang. Ihr liege die exklusive, individuelle Beratung ihrer Kundschaft am Herzen. "Es ist ein Termingeschäft, die Bräute kommen nach vorheriger Vereinbarung zu mir und dürfen sich dann wie im Hochzeitshimmel fühlen."

In Kamenz war sie in den letzten Monaten schon öfter bei Einkaufsevents, wie dem Nachtshopping, zum Advents-Spectaculum oder kürzlich beim Würstchenmarkt präsent. Immer traf sie auf reges Interesse. "Ausgangpunkt war ein bisschen die Hochzeitsmesse in der Baderei 2023. Da merkten wir, dass es hier Potenzial gibt. Und da ich mit Sandra Olschewski vom Hotel schon ewig verbunden bin, kamen wir ins Gespräch", sagt Yvonne Tatzel.

Floristin und Designerin sind mit von der Partie

Auch Tina Reimer, die 2022 ihren eigenen Blumenladen in Großröhrsdorf eröffnete und auch beim Semperopernball eine gefragte Fachfrau bei der floralen Ausgestaltung ist, ist eine Präsentation in Kamenz wichtig. Vor allem in der Hochzeitsbranche arbeiten die Frauen schon länger zusammen.

Ebenso mit Judith Anders, die 2015 ihre Liebe zum Porzellan entdeckte und später zum Produktdesign-Studium in der Fachrichtung Keramik- und Glasdesign an die Burg Giebichenstein nach Halle ging. "Aufgewachsen in der Oberlausitz, zog es mich wieder zurück in die Heimat, wo ich 2022 meine Designwerkstatt in Weißenberg eröffnet habe", erzählt Judith Anders.

"Wir freuen uns als Hotel, dass wir so starke Partnerinnen gefunden haben. Hier ist noch einiges drin in Zukunft. Wenn Kunden Interesse an den Produkten haben, dann können sie auch jederzeit bei uns fragen", sagt Sandra Olschewski. Im Sommer soll das nostalgische Schaufenster im alten neuen Glanz fertiggestellt sein. Zu Einkaufsevents gibt es sicher auch gemeinsame Produktpräsentationen.