Kamenz. Der neue Kamenzer Lessingschul-Campus ist seit Montagmorgen in Schüler- und Lehrerhand. Mit einem furiosen Eröffnungsprogramm zum ersten Schultag nach den Sommerferien nahmen etwa 720 Fünft- bis Zwölftklässler ihr neues Areal an der Henselstraße in Besitz. Es fehlte dabei weder an Musik und Tanz noch an Reden und einem originellen Umzug durch die Stadt.
So wurde der erste Schultag am Lessingschul-Campus ein ganz besonderer. Eine Initiativgruppe aus der Lehrerschaft hatte sich seit Monaten einen Plan dafür zurecht gelegt. Immerhin handelt es sich um eine Art Erstbezug des Campus, auch wenn es die alte Lessingschule an dieser Stelle schon über 100 Jahre gibt.
Stärkster Jahrgang bei den fünften Klassen
Rund 28,6 Millionen Euro haben Neu- und Umbau auf dem Areal den Landkreis Bautzen als Bauherrn gekostet. Davon flossen 20,3 Millionen Euro aus verschiedenen Fördermittel-Töpfen. Damit ist der Kamenzer Campus eines der größten Investitionsvorhaben im schulischen Bereich im gesamten Freistaat Sachsen. Bereits am 21. August war das Areal feierlich eingeweiht worden. Über 5.000 Gäste besichtigten an jenem Sonntag den Campus.
Wer dabei aber größtenteils fehlte, waren die Nutzer selbst. Das änderte sich nun am Montag. Bereits 7.30 Uhr gab es eine extra Begrüßung für die neuen fünften Klassen auf dem Schulhof, bevor es ein erstes Mal in die Klassenzimmer ging. Mehr als 120 Mädchen und Jungen aus der gesamten Region wurden neu aufgenommen - der stärkste Jahrgang aller Zeiten am Kamenzer Gymnasium, heißt es. Das moderne Haus zieht an - auch neue Lehrer, obwohl immer noch nicht alle Stellen besetzt sind. Zudem erfolgt der Start mit fünf corona-bedingten Ausfällen.
Oberbürgermeister führte Umzug an - mit Zuckertüten
Gegen 9 Uhr trafen sich dann auch die höheren Klassenstufen, allerdings erst einmal am alten Schulhaus an der Macherstraße. Von dort führte ein langer Marsch bis in die Altstadt. Den Schülerumzug mit fast 600 Teilnehmern führte Oberbürgermeister Roland Dantz (parteilos) an, der ein paar Zuckertüten dabeihatte. Er empfinde es als besondere Ehre, mit dabei sein zu dürfen, sagte er. "Mit Euch würde ich jeden Tag wieder hier hoch laufen", verkündete er später.
Der bunte Zug querte auf seinem Weg durch die Stadt etliche Straßen. Zur Absicherung war deshalb auch die Polizei mit dabei, die zumindest die Ampelkreuzung Oststraße/Hoyerswerdaer Straße kurzzeitig sperrte. Alles lief komplikationslos über die Bühne.
Eröffnung mit Tanzeinlage und Riesen-Gruppenbild
Angekommen auf dem neuen Campus, wurde es feierlich auf dem Schulhof. Musiklehrerin Annett Nitzsch und ihre Kollegen hatten mit den Schülern bereits vor den Sommerferien ein Lied einstudiert. Verschiedene "Instrumente" wie Plastikdosen, Löffel oder Holzstäbe kamen dabei zum Einsatz. "Wir wollten diesmal nicht einfach den Chor auftreten lassen", sagte sie. Auch ein Auftritt von Kamenz Can Dance kam gut an - diesmal ausschließlich mit Tänzerinnen und Tänzern, die am Gymnasium lernen.
Auch die stellvertretende Schulleiterin Heike Peschel strahlte mit der Sonne um die Wette. Zum dritten Mal in Folge vertrat sie ihren erkrankten Chef Wolfgang Raffelt bei einer Rede. Sie hob noch einmal die drei Tugenden im neuen Leitbild der Schule hervor. Und erklärte damit die bunten T-Shirts, die die einzelnen Klassenstufen trugen: Rot steht für "Tradition verwirklichen", Blau für "Selbstbestimmtes Wissen" und Gelb für die "Vielfalt der besonderen Schulgemeinschaft". Für ein Riesen-Gruppenbild wurden später noch die Lessing-Ringe gestellt und das Ganze per Drohne aufgenommen.
Noch ist im neuen Haus nicht alles bis aufs i-Tüpfelchen an seinem Platz. Es hätte wohl noch ein paar Wochen gebraucht, um den neuen Campus bis zur Zufriedenheit aller einzurichten. So sind noch immer nicht alle Möbel und Arbeitsmaterialien da, noch nicht jeder Schüler kann seinen Spind beziehen. Hier und da ragt noch ein Elektrokabel aus der Wand. Doch der Schulstart in Sachsen fragt nicht nach Lieferschwierigkeiten.