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Stararchitekt plant Umbau des Lessingmuseums in Kamenz

In Dresden hat Peter Kulka seine Handschrift unter anderem am Residenzschloss hinterlassen. Was er nun fürs Kamenzer Lessingmuseum vorschlägt.

Von Reiner Hanke
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Architekt Peter Kulka ist in Dresden geboren, ging später in den Westen und arbeitete in den vergangenen Jahren wieder viel in Sachsens Landeshauptstadt. Nun hat er auch einen Vorschlag für den Umbau des Kamenzer Lessinghauses unterbreitet.
Architekt Peter Kulka ist in Dresden geboren, ging später in den Westen und arbeitete in den vergangenen Jahren wieder viel in Sachsens Landeshauptstadt. Nun hat er auch einen Vorschlag für den Umbau des Kamenzer Lessinghauses unterbreitet. © Agentur

Kamenz. Im Lessingmuseum in Kamenz wird derzeit gebaut - mit Legosteinen im Ferienprogramm auf den Spuren des Dichterfürsten und berühmtesten Sohns der Stadt. Aber es werfen noch ganz andere Bauarbeiten ihre Schatten voraus. Denn die städtische Bibliothek verlässt jetzt nach über 90 Jahren ihre angestammten Räume im bisher gemeinsam genutzten Gebäude am Lessingplatz.

Dadurch eröffnen sich für das Museum im Obergeschoss und im Untergeschoss ganz neue Möglichkeiten und Perspektiven. Die Museumsfläche wird sich verdoppeln. Um diese Freiräume optimal zu nutzen und etwas für die Zukunft zu gestalten, wurde ein Ideenwettbewerb ausgelobt.

Das Lessinghaus in Kamenz soll umgebaut werden. Da die Stadtbibliothek auszieht, entstehen neue Freiräume fürs Lessingmuseum.
Das Lessinghaus in Kamenz soll umgebaut werden. Da die Stadtbibliothek auszieht, entstehen neue Freiräume fürs Lessingmuseum. © SZ/Uwe Soeder

Vier Kandidaten für den prestigeträchtigen Auftrag bezog die Stadt in den Wettbewerb ein. Zwei übergaben letztlich ihre Vorschläge für das Projekt: ein eher jüngeres Büro mit den Architekten Julia Naumann und Max Wasserkampf aus Weimar und Professor Peter Kulka mit Büros in Frankfurt/Main und Dresden. Die Entscheidung der Stadt zugunsten eines Bewerbers ist nun gefallen.

Anhand fester Kriterien und eines Punktesystems wurde der Sieger ermittelt. Letztlich fielen auf Peter Kulka 171 Punkte und damit 20 Punkte mehr als auf die Konkurrenz aus Weimar. Kulka kann nun mit Stadtratsbeschluss für knapp 30.000 Euro die ersten konkreten Planungsschritte übernehmen. Insgesamt sind 210.000 Euro allein für die Planungsleistungen vorgesehen.

Beide Architekturbüros hätten erste Lösungsideen vorgestellt, die sich gemeinsam mit der Stadt weiterentwickeln ließen, so die Einschätzung im Rathaus. Bei den Architekten aus Weimar sei hervorzuheben, dass sie nur geringfügige Eingriffe in die Bausubstanz vorgeschlagen hatten, um diese zu optimieren, und trotzdem die Vorgaben der Stadt erfüllten.

2,5 Millionen Euro stehen für den Umbau zur Verfügung

Außerdem bezogen sie das Röhrmeisterhaus auf dem Areal intensiver mit ein. Es wird derzeit für Veranstaltungen und die Museumsverwaltung genutzt. Ob beim Kulka-Vorschlag für die nötige Renovierung des Häuschens noch Geld bleibt, müsse sich zeigen, schätzt die Stadt ein. Denn Peter Kulkas Vorschlag sieht einen größeren Umbau des Museums vor.

Naumann und Wasserkampf hätten andere, auch wirklich gute Ansätze gewählt, die ebenso vorstellbar wären, heißt es. Letztlich sei der Erfahrungsschatz Kulkas maßgebend gewesen, sagt Stadtentwicklungsdezernent Michael Preuß. Und zum Punktsieg trugen wohl auch seine Referenzen bei. Die finden sich vor allem in Dresden, wo Peter Kulka 1937 geboren wurde. Dazu zählen die Restaurierung des Riesensaals im Dresdner Residenzschloss, der Bau des Landtagsgebäudes und die Centrum Galerie in Dresden mit der charakteristischen Wabenstruktur.

Nach Einschätzung von Fachleuten gehört Kulka zu den wichtigsten Vertretern seines Fachs in Deutschland. Bezeichnend für seine Bauten der letzten Jahre ist demnach vor allem die knappe, minimalistische Gestalt.

Kulka hat zum Teil andere Vorstellungen als die Stadt

Die Kosten für die Umsetzung der Kulka-Vorschläge zum Umbau des Lessingmuseums seien allerdings hoch, räumt die Stadt ein, ohne Zahlen zu nennen. Letztlich müsse man sehen, was umsetzbar ist mit den finanziellen Möglichkeiten. Für den Umbau steht Geld von Bund und Land zur Verfügung – insgesamt 2,5 Millionen Euro.

Gerade im Innenbereich folgt Kulka aber eben nicht unbedingt den Vorgaben der Stadt. Sie möchte, dass die Dauerausstellung im Erdgeschoss weitgehend unverändert bleibt. Die neue Ausstellungsfläche im ersten Obergeschoss soll für Kabinett- und Wechselausstellungen zur Verfügung stehen. Im Untergeschoss will die Stadt den Besucherservice und die Büros der Mitarbeiter konzentrieren. Auf jeden Fall müssen sich die konservatorischen Bedingungen für wertvolle Ausstellungsobjekte verbessern.

Kulka will aber weitergehen und die Chance des Umbaus generell für ein neues Gesamtkonzept nutzen. So sei es sicher eine richtige Überlegung, getrennte Museumsbereiche zusammenzuführen, schätzt man auch im Rathaus ein.

Denkmalschutzbehörde muss angehört werden

Dafür schlägt Kulka zum Beispiel vor, den nördlichen Gebäudeteil noch zu erweitern. Außerdem sollten der jetzige Treppenhausturm weggerissen und ein neues Treppenhaus angesetzt werden, um den Gebäudekomplex zu optimieren. In die denkmalgeschützten Fassadenelemente werde aber nicht eingegriffen, versichert die Stadt. Inwieweit die Denkmalschutzbehörde bei den Umbauten mitgeht, sei jetzt im Zuge der beginnenden Vorplanung zu klären. Die soll bis Ende September stehen.

Die Fördermillionen kommen im Wesentlichen aus einem Fonds zur Kulturförderung in den vom Kohleausstieg betroffenen Regionen. Der Bund stellt damit für 20 überregional bedeutsame Einrichtungen mehr als 21 Millionen Euro an zusätzlichen Mitteln bereit. Dazu gehören auch die Luthergedenkstätten und der Fürst-Pückler-Park.

Für Kamenz sei die Fördersumme Ausdruck der großen Bedeutung, die Lessing und den Werten der Aufklärung beigemessen wird. Die Stadt verspricht sich von der Investition ein in der Region konkurrenzfähiges Museum, einen touristischen Leuchtturm und natürlich steigende Besucherzahlen.