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Kamenz: Kohle-Million fürs Lessing-Museum

Der Bund will Geld für die Erweiterung der Schau über den Dichterfürsten geben. So sehen die Pläne dafür aus.

Von Reiner Hanke
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Das Lessingmuseum in Kamenz soll mehr Platz bekommen. Der Umbau wird vom Bund gefördert.
Das Lessingmuseum in Kamenz soll mehr Platz bekommen. Der Umbau wird vom Bund gefördert. © René Plaul

Kamenz. Schnee hat sich über die Lessingbüste am Kamenzer Museum für den Dichterfürsten gelegt. In die Nachrichten über frostige Wetterkapriolen mischt sich die über einen warmen Geld-Regen für das Lessing-Museum der Stadt.

Das verharrt derzeit noch in der Corona-Zwangspause. Aber es bahnen sich große Veränderungen an. Genau 90 Jahre sind seit der Eröffnung des Lessinghauses vergangen. Seit 1931 haben darin das Museum und die gleichnamige Bibliothek ihre Heimat. Diese Gemeinschaft geht nun bald zu Ende. Im nächsten Jahr wird die Bibliothek ihre neuen Räume im Anbau des Lessinggymnasiums eröffnen. Dann steht der nächste Schritt an: der Umbau und die Erweiterung des Museums.

Museumsfläche soll verdoppelt werden

Dann soll sich die Museumsfläche verdoppeln. Viel Platz für Ideen, um sich ausgiebig mit dem berühmten Sohn der Stadt zu beschäftigen. Das Museum konnte schon mehrfach von Fördergeld des Bundes profitieren. Nicht zuletzt, weil es zu den kulturellen Gedächtnisorten von besonderer nationaler Bedeutung zählt. Das ist auch Monika Grütters bekannt, der Staatsministerin und Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Ihr Ministerium soll nun eine größere Summe aus dem Fonds für den Kohleausstieg bekommen. Daraus ergibt sich die Frage, welche bereits geförderten Einrichtungen mit Kohle-Geld unterstützt werden könnten. Kamenz ist mit dem Lessinghaus dabei. Die geplante Erweiterung des Museums sei aus früheren Gesprächen bereits bekannt gewesen und „wird sehr positiv eingeschätzt“, heißt es in einem Papier, das jetzt dem Kamenzer Stadtrat vorgestellt wurde. Kamenz könne stolz darauf sein, so Oberbürgermeister Roland Dantz (parteilos).

Saal wird für Sonderschauen hergerichtet

Die Bundesbeauftrage für Kultur will die Umgestaltung voraussichtlich mit einer guten Million Euro fördern. Noch zu klären sei, inwieweit sich der Freistaat beteiligen wird. Die Gesamtkosten für die Umgestaltung liegen nach Schätzungen der Stadtverwaltung bei um die zwei Millionen Euro.

Mit der Förderzusage ging jetzt alles sehr schnell. Dennoch stellte Museumsleiterin Sylke Kaufmann schon erste konzeptionelle Gedanken vor. Eine Seite seien die Bauarbeiten. Des Weiteren müssten natürlich die neuen Ausstellungsräume auch gestaltet werden.

Die mittlere Etage mit der aktuellen Dauerausstellung und dem Seminarraum soll laut Kaufmann weitgehend unverändert bleiben. Die obere Etage, so der Plan, wird mit dem Umbau komplett für die Besucher zugänglich gemacht und für Ausstellungen genutzt. „Der große Saal wird als Raum für Sonderausstellungen hergerichtet“, erklärt Sylke Kaufmann in ihrem Konzept. Dies ermögliche erstmals, große Sonderschauen des Lessing-Museums im eigenen Haus zu zeigen.

Bessere Bedingungen für fragile Ausstellungsobjekte

Dafür wird bisher das historische Malzhaus genutzt. Dort seien die Bedingungen allerdings eher ungünstig. Das gilt vor allem für heutige konservatorischen Standards bei der Präsentation hochkarätiger Objekte des 18. Jahrhunderts, aus der Zeit Gotthold Ephraim Lessings (1729 bis 1781). Dazu gehören moderne Sicherheitstechnik, eine Klimatisierung, auch Möglichkeiten zur Verdunklung. Es gehe um fragile Objekte, so Sylke Kaufmann. Konstante Licht-, Temperatur- und Luftfeuchtigkeitswerte seien daher wichtig.

Die Stadt Kamenz wird also künftig endlich über einen Raum für Sonderausstellungen verfügen, der solche Voraussetzungen bietet. Im Obergeschoss sollen außerdem noch zwei Kabinette mit Präsentationen zur „Rekonstruktion von Lessings letzter Privatbibliothek“ entstehen.

Im Untergeschoss plant das Museum einen neuen modernen Servicebereich für die Besucher: mit Garderobe und größeren Sanitäranlagen. Die seien momentan völlig unzureichend. Dahinter kommen die Arbeitsräume für die Museumsmitarbeiter. Dafür müssen einige Wände versetzt werden, um eine neue Raumstruktur zu schaffen. Zwangsläufig muss durch die Erweiterung in den neuen Räumen auch der Besucherrundgang durchs Lessinghaus neu konzipiert werden.

Museumsleiterin erhofft sich steigende Besucherzahlen

So entstehe ein zukunftsfähiges Haus mit deutlich attraktiveren Sonderausstellungen. Davon verspricht sich die Museumsleiterin auch steigende Besucherzahlen. Das Museum könne noch mehr in die Region und weit darüber hinaus wirken. Schließlich sei es das einzige allein dem bedeutendsten deutschen Aufklärer gewidmete Haus. Damit bleibe es konkurrenzfähig gegenüber den anderen Museen in der Oberlausitz.

30.000 Euro für eine Studie zur Entwicklung des Lessing-Museums hat die Stadt bereits im Etat veranschlagt. Sobald das Prozedere mit der Beauftragten der Bundesregierung und dem Freistaat abgestimmt ist, sollen Entscheidungen im Stadtrat folgen. Auch ein Ideenwettbewerb für den Umbau ist im Gespräch.

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