SZ + Kamenz
Merken

Crostwitzer Kaplan verlässt Gemeinde

Jens Bulisch wird noch in diesem Jahr aus seiner katholischen Gemeinde nach Zittau versetzt. Das sorgt für Aufregung im sorbischen Gebiet.

Von Heike Garten
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Kaplan Jens Bulisch - hier ein Archivbild - wird versetzt, von der Crostwitzer sorbisch-katholischen Gemeinde nach Zittau.
Kaplan Jens Bulisch - hier ein Archivbild - wird versetzt, von der Crostwitzer sorbisch-katholischen Gemeinde nach Zittau. © Archivfoto: Andreas Kirschke

Crostzwitz/Ostro. Kaplan Dr. Jens Bulisch ist als Kaplan in seiner katholischen Gemeinde in Crostwitz und Ostro beliebt. Seit 2018 betreut er die Gemeindemitglieder der größten sorbisch-katholischen Pfarrgemeinde mit etwa 4.000 Gläubigen mit, kümmert sich um Belange des Lebens in der Gemeinschaft aber auch viele persönliche Angelegenheiten der Katholiken in der Region.

Jetzt soll er seine bisherige Gemeinde verlassen. Das Bistum Dresden-Meißen versetzt den Kaplan in eine andere Gemeinde – ganz konkret nach Zittau. „Dr. Jens Bulisch wird zum 1. November eine Kaplanstelle in der Pfarrei Zittau übernehmen. Seinen Dienstsitz wird er in Löbau haben“, erklärt der Pressesprecher des Bistums, Michael Baudisch, auf Nachfrage von Sächsische.de.

Gegen diese Versetzung regt sich Protest in den sorbischen Gemeinden – vor allem in Ostro. So wurde die Interessenvertretung der Sorben, der Serbski Sejm, von Gläubigen in Ostro um Unterstützung gebeten. Das geht aus einer Presseerklärung der sorbischen Volksvertretung hervor. „Mit Enttäuschung und Unverständnis haben wir die Absicht der Leitung des Bistums Dresden-Meißen vernommen, den sorbischen Kaplan Jens Bulisch der sorbischen katholischen Kirchgemeinde in Ostro zu entziehen und außerhalb des sorbischen katholischen Siedlungsgebietes einzusetzen“, heißt es in der darin.

Die Verfasser verweisen vor allem auf die Pflege sorbischer Belange, wozu natürlich an erster Stelle die sorbische Sprache gehört. Kaplan Bulisch spricht sorbisch, und kann sich so mit den Gläubigen in ihrer Muttersprache unterhalten.

Kaplan: Es ist nicht mein Wunsch, zu gehen

Kaplan Jens Bulisch verlässt nicht freiwillig seine jetzige Gemeinde. Gegenüber Sächsische.de sagte er: „Es war nicht mein Wunsch, die Gemeinde Crostwitz und Ostro, wo ich mit meiner Familie wohne, zu verlassen und wo anders hinzugehen“. Er hat in seinen reichlich vier Jahren einige Freundschaften geschlossen und denkt mit Dankbarkeit an die zurückliegende Zeit.

„Mir haben mein Dienst und die vielfältigen Begegnungen viel Freude bereitet“, so der Kaplan. Vor allem die Arbeit mit Familien, der Kontakt zur Jugend, die Besuche bei Kranken und auch die Worte am Wegesrand oder über den Gartenzaun seien ihm wichtig gewesen.

Seiner Meinung nach gibt es im Sorbischen eine ganz spezielle Situation. „Kirche, Glaube und sorbische Sprache und Kultur stehen in engem Zusammenhang. Sich darauf einzulassen, war auch eine Herausforderung, die ich gern mit meiner ganzen Familie gewagt habe“, sagt Kaplan Bulisch.

Bistum: Entscheidung nicht leicht gemacht

Warum Jens Bulisch in eine andere Gemeinde versetzt wird, dazu wollte sich das Bistum nicht äußern. Der Pressesprecher betont, dass man sich bei derartigen Personalentscheidungen nicht äußern werde. „In aller Regel sind dabei zahlreiche Aspekte und Interessenlagen zu berücksichtigen“, so Michael Baudisch. Er betont aber, dass sich die Personalverantwortlichen die Entscheidung nicht leicht gemacht haben. Dass es dazu auch Reaktionen aus den Gemeinden gebe, sei nicht ungewöhnlich.

Speziell auf die Situation der sorbischsprachigen Gemeinden angesprochen, würde man diese verantwortungsvoll im Blick behalten. „Allerdings bleiben wir – ob nun sorbisch oder deutschsprachig – ein gemeinsames Bistum. Wir halten es nicht für sinnvoll, die unterschiedlichen Interessen an diesem Punkt gegeneinander auszuspielen“, erklärt der Pressesprecher. Zu einer Nachbesetzung der Stelle in Crostwitz/Ostro kann er zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine Aussagen machen.

Pfarrer: Versetzungen sind gängige Praxis

Der Pfarrer der Gemeinde, Mercin Delenk, sagt, erfinde es immer schade, wenn ein Mitarbeiter der Pfarrei verloren geht. Das ist aber gängige Praxis im Bistum, dass Pfarrer, Kapläne oder andere Beschäftigte versetzt werden. Schließlich gehört dies zur Ausbildung, und ein Kaplan befindet sich sozusagen noch in Ausbildung. „Ich kenne das aus eigener Erfahrung, war schon in Kamenz, Bautzen und Wittichenau tätig“, sagt Mercin Delenk.

Die Zeit in der sorbisch-katholischen Gemeinde hat Kaplan Jens Bulisch geprägt. Er werde viele positive Erinnerungen mit nach Zittau nehmen, sagt er. Und er habe Erfahrungen gesammelt. „Ich habe gespürt, dass es in der heutigen Zeit nicht genügt zu warten, bis sich jemand meldet, über die viele Arbeit zu klagen oder sich hinter Akten und der ausufernden Verwaltung zu verstecken, sondern dass es wichtig ist, die Kontakte bewusst zu suchen und zu pflegen. Seinem Nachfolger – ob er sorbisch spricht oder nicht – wünscht er einen guten Kontakt zu den jeweiligen Gremien, zum Pfarrer und natürlich zu den Gläubigen.