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So wird die Hospitalkirche in Königsbrück auf sanfte Art restauriert

Fast nur noch zu Trauerfeiern wird die Hospitalkirche in Königsbrück genutzt. Doch Pfarrer Tobias Weisflog möchte sie verschönern – auf eine besondere Weise.

Von Heike Garten
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Der Wunsch von Königsbrücks Pfarrer Tobias Weisflog ist es, dass die Hospitalkirche als Kleinod der Stadt wieder mehr genutzt wird.
Der Wunsch von Königsbrücks Pfarrer Tobias Weisflog ist es, dass die Hospitalkirche als Kleinod der Stadt wieder mehr genutzt wird. © Matthias Schumann

Königsbrück. Die Stadt Königsbrück, die im letzten Jahr das 775. Jubiläum ihrer Ersterwähnung begehen konnte, birgt am Rand der Innenstadt, am Hospitalfriedhof gelegen, ein bauliches Kleinod, die Hospitalkirche aus dem Jahr 1578. Sie ist die älteste der drei Königsbrücker Kirchen. Das Gotteshaus bietet nichts Prunkvolles, es ist schlicht gehalten, die Farbfassung ist in die Jahre gekommen, aber hat sich über die lange Zeit erhalten. Auf en Bänken lassen sich teilweise noch die aufgemalten Namen früherer Königsbrücker erkennen. Jetzt wird die Hospitalkirche Schritt für Schritt restauriert.

Für große Gottesdienste wird die Hospitalkirche nicht genutzt, gelegentlich für Andachten wie am Morgen des Ostermontag, aber meist sind es die Gottesdienste, die dazu dienen, um sich von Verstorbenen zu verabschieden.

„Das Gotteshaus soll aber im Bewusstsein der ganzen Stadt an Bedeutung gewinnen“, erklärt der evangelische Pfarrer Tobias Weißflog. Deshalb hat man sich in Absprache mit der Denkmalpflege für eine behutsame und sanfte Restaurierung entschieden, erklärt er. Von einem Erstrahlen in neuem Glanz will er nicht sprechen, aber Wasserflecken würden verschwinden, manche Kontur zurückhaltend nachgezogen, ausgebrochene Holzteile ergänzt.

Die Kanzel in der Hospitalkirche in Königsbrück wurde schon restauriert.
Die Kanzel in der Hospitalkirche in Königsbrück wurde schon restauriert. © Matthias Schumann

Für diese Restaurierung konnte Diplom-Restauratorin Tania Korntheuer-Wardak aus Wachau gewonnen werden. Sie spricht im Zusammenhang mit der Königsbrücker Hospitalkirche von „geronnener Geschichte, die greifbar ist und die es zu erhalten gilt“. Seit 2021 liegen die Arbeiten in ihrer Hand. In einem ersten Abschnitt wurde an der Emporen-Bemalung und an der Rückseite des Gestühls eine Probeachse angelegt. Diese demonstriert die Art und Weise der Restaurierung.

„Anliegen ist es nicht, alle Farben neu nachzumalen oder Verlorengegangenes in jedem Fall zu ergänzen“, erklärt Pfarrer Weisflog die Art des Vorgehens. Auch das große Kruzifix, das noch älter als die Hospitalkirche ist, wurde einer sanften Restaurierung unterzogen, und in einem nächsten Schritt wurde 2022 die Kanzel restauriert.

Insgesamt werden die Arbeiten möglich durch Denkmalpflegemittel des Landkreises Bautzen, durch Zuschüsse der Landeskirche und durch Eigenmittel, zu denen auch Spenden gehören. So konnte 2023 auch die Arbeiten an der Bemalung der Emporen und deren Säulen rund um den Altar in Angriff genommen werden. Und für 2024 steht nun die fachgerechte Reinigung und Restaurierung des dreiflügeligen Altars auf dem Programm.

An den Sitzbänken sind Namen von alten Königsbrückern vermerkt. Auch diese Namenszüge sollen ausgebessert werden.
An den Sitzbänken sind Namen von alten Königsbrückern vermerkt. Auch diese Namenszüge sollen ausgebessert werden. © Matthias Schumann

Ein Vortrag im Herbst 2023 von Dr. Marius Winzeler, dem Leiter des Dresdener Grünen Gewölbes, war ein gelungener Auftakt zu diesem Vorhaben. Der Vortrag machte bekannt mit dem Künstler des Altars, Andreas Dressler (1530-1604), der ihn 1575 schuf. Das Monogramm „AD“ auf der Haupttafel des Altars ist Beleg dafür. Dressler, der in Kamenz lebte, gilt als erster bedeutender Kirchenausstatter nach der Reformation in der Oberlausitz. Ihm ist auch die Kanzel in der Hauptkirche St. Marien in Kamenz - sein wichtigstes Werk - zu verdanken.

Restauratorin Tania Korntheuer-Wardak hat auch schon begonnen, den Altar unter der Infrarotlampe genauer zu begutachten, um sich mit den Malschichten vertraut zu machen. „In jedem Fall wird der mit der Zeit vergilbte Firnis von den Bildoberflächen abgenommen. So kann die Leuchtkraft der Farben wieder mehr zur Geltung kommen“, weiß Tobias Weisflog. Auch einige Ausbesserungen sind notwendig.

Der Altar der Hospitalkirche in Königsbrück. Er soll 2024 restauriert werden.
Der Altar der Hospitalkirche in Königsbrück. Er soll 2024 restauriert werden. © Matthias Schumann

Rund 22.000 Euro sind für die Arbeiten am Altar veranschlagt. Der Heimatverein will 775 Euro beisteuern. Außerdem wird eine Hamburger Stiftung 5.000 Euro dazugeben. „Auf die Stiftung wurde ich in einem Urlaub an einer anderen Kirche aufmerksam, und es freut uns sehr, dass sie sich bereiterklärt hat, dieses Vorhaben in Königsbrück finanziell zu unterstützen“, sagt der Pfarrer. Er wünscht sich, dass die Restaurierung des Altars in diesem Jahr geschafft werden kann.

Arbeit gäbe es auch die Jahre danach noch in der Hospitalkirche, zum Beispiel an der Vorderseite des Gestühls neben dem Altar, wo Holzteile weggebrochen sind, ebenso im hinteren Bereich der Kirche in der Betstube, die das Wappen des Standesherrn von Friesen trägt. Wichtig ist dem Pfarrer, dass die Kirche in ihrer schlichten Schönheit immer wieder genutzt wird und als Kleinod der Stadt Königsbrück und der Region Wertschätzung erfährt.