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Schornstein in Bretnig fällt

Im Großröhrsdorfer Ortsteil wurde am Freitag die Esse einer alten Bandweberei gesprengt - der erste Schritt für ein neues Wohnprojekt.

Von Heike Garten
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In nur wenigen Sekunden fiel am Freitag die 25 Meter hohe Esse auf dem Gelände einer ehemaligen Bandweberei im Großröhrsdorfer Ortsteil Bretnig.
In nur wenigen Sekunden fiel am Freitag die 25 Meter hohe Esse auf dem Gelände einer ehemaligen Bandweberei im Großröhrsdorfer Ortsteil Bretnig. © Matthias Schumann

Großröhrsdorf. Die Aufregung ist groß - und dann geht alles ganz schnell. In nur wenigen Sekunden fällt der alte Schornstein an der Bischofswerdaer Straße im Großröhrsdorfer Ortsteil Bretnig. Ein lauter Knall, der Schornstein kippt in die vorgegebene Richtung, eine riesige Staubwolke entsteht. Am Ende bleibt nur ein großer Bauschutthaufen übrig.

Viele Schaulustige verfolgen am Freitagnachmittag das Spektakel. Am Ende gibt es Beifall und Anerkennung für die perfekte Sprengung des 25 Meter hohen Bauwerks. Für Sprengmeister Manfred Küchler von der Firma Sprengtechnik Pirna ist die Angelegenheit schon fast Routine. Immerhin ist es die 459. Sprengung für ihn. Erst im Januar hatte er dafür gesorgt, dass in Großröhrsdorf an der ehemaligen Bandweberei Schöne eine große Industrie-Esse fiel.

In Bretnig hatte sich Manfred Küchler nun bereits am Mittwoch den Schornstein und das Umfeld genau angesehen. "Von diesem Tag an wurde alles vorbereitet. Den Sprengstoff habe ich aber erst heute mitgebracht", sagt der Sprengmeister. Rund 1,2 Kilogramm davon wurden im Schornstein angebracht, um den Koloss zu Fall zu bringen.

Viele Schaulustige verfolgten das Geschehen in Bretnig.
Viele Schaulustige verfolgten das Geschehen in Bretnig. © Matthias Schumann

Auch die Firma Baustoffrecycling aus Putzkau hatte schon Tage vorher mit den Sprengvorbereitungen zu tun. So wurde ein kleines Gebäude an der ehemaligen Produktionshalle weggerissen, das direkt am Schornstein stand. "Den Schornstein selbst haben wir im unteren Teil mit alten Türen und anderen Materialien ummantelt, damit keine Splitter umherfliegen - eine Art Pufferung also", erklärt Karl-Heinz Mildner von der Putzkauer Firma. Das Unternehmen ist mit den Abrissarbeiten auf dem gesamten Gelände der ehemaligen Bandweberei beauftragt.

Bau der Wohnanlage beginnt im Frühjahr

Der Auftrag kam von der Walter Projektmanagement GmbH aus Dresden, die das Areal zu einem Wohnpark umgestalten will. "Unser Ziel ist es, den unter Denkmalschutz stehenden Gebäudekomplex umfangreich zu sanieren und umzubauen", erklärt Geschäftsführer Eiko Großmann. Dazu kommt der Abriss einiger Häuser, die nicht unter Denkmalschutz stehen, und der Neubau von zwei Mehrfamilienhäusern mit je sieben Wohnungen. Insgesamt entstehen in dem geplanten Wohnpark 23 Eigentumswohnungen, die laut Großmann alle bereits verkauft sind.

Mit der Projektentwicklung wurde bereits im vergangenen Jahr begonnen, jetzt erfolgt der Abriss eines Teils der Gebäude. "Mit den eigentlichen Bauarbeiten wollen wir noch in diesem Frühjahr starten, die Baugenehmigung liegt vor", erklärt Eiko Großmann. Wann alles fertig ist, dazu will er noch keine Prognose abgeben. "Bei einer so großen Baumaßnahme, vor allem wenn es sich um denkmalgeschützte Gebäude handelt, weiß man nie, was alles passiert", sagt der Geschäftsführer.

Einmal fiel ein Storch in den Schornstein

Einer, der die Sprengung ganz genau verfolgt, ist Jürgen Parbart aus Bretnig. Er hat viele Erinnerungen an die alten Produktionshallen der Weberei. Nachdem nach der Wende der Webereibetrieb eingestellt wurde, diente der Standort einer Firma, die Prospekte und andere Werbematerialien faltete. "Ich habe das alles mit aufgebaut und 30 Jahre in der Firma gearbeitet. Dann war ich im vergangenen Jahr dabei, als die Maschinen wieder abgebaut und nach Ägypten verkauft wurden", blickt Jürgen Parbart zurück. Doch die Wehmut hat er schon hinter sich gelassen. "Das war im Juni vorigen Jahres viel schlimmer", sagt er.

Trotzdem will er sich die Schornstein-Sprengung nicht entgehen lassen - und erzählt gleich noch eine kleine Episode aus der Geschichte der Esse. Einmal sei ein Storch aus dem Nest auf einem benachbarten Schornstein in der Esse der alten Bandweberei verschwunden. Durch eine kleine Tür am Fuße des Bauwerkes konnte er wieder befreit werden. "Aus einem Weißstorch war ein Schwarzstorch geworden", erzählt Jürgen Parbart schmunzelnd. Nur eine von vielen Erinnerungen an die alte Bandweberei mit ihrem großen Schornstein.

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