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Wohnen in Kamenz wird teurer

Die städtische Wohnungsgesellschaft Kamenz hebt die Mieten an. Über eine bestimmte Grenze will der Chef aber nicht gehen.

Von Reiner Hanke
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Wulf-Dieter Schomber ist Geschäftsführer der städtischen Wohnungsgesellschaft Kamenz. Die saniert derzeit Wohnhäuser am August-Bebel-Platz.
Wulf-Dieter Schomber ist Geschäftsführer der städtischen Wohnungsgesellschaft Kamenz. Die saniert derzeit Wohnhäuser am August-Bebel-Platz. © René Plaul

Kamenz. Im Altbau auf dem August-Bebel-Platz 5 in Kamenz stiebt es durchs Treppenhaus – ein Presslufthammer rattert. Die städtische Kamenzer Wohnungsgesellschaft SWG modernisiert die Wohnungen. Die Stadt wird als Wohnstandort immer beliebter. Die Nachfrage nach Wohnungen steigt, sagt SWG-Geschäftsführer Wulf-Dieter Schomber. Das sah viele Jahre anders aus, als sogar Wohnblöcke abgerissen wurden.

Jetzt sei auch ein etwas schickerer Standard gefragt. Als an der Rathenaustraße – Wohnung 90 Quadratmeter mit zwei Bädern - im Vorjahr saniert wurde, habe es sogar eine Warteliste gegeben. So ähnlich bahne es sich auch auf dem Bebelplatz an. In den Häusern Nummer 4 bis 6  werden derzeit insgesamt 20 Wohnungen hergerichtet. Die ersten sechs können noch in diesem Monat bezogen werden.

Wohnungen mit mehr Komfort

Die Wohnungen bekommen auch einen neuen Zuschnitt, orientiert an heutigen Ansprüchen. Eine Familie mit zwei Kindern sei mit drei Zimmern auf 60 Quadratmetern heutzutage nicht zufrieden, so Schomber. Über 23 Appartements mit gehobenerem Standard verfüge die SWG inzwischen, um die Nachfrage abzudecken.

Der Leerstand sei in den vergangenen drei Jahren von über 14 auf unter zwölf Prozent gesunken. Ein Teil allerdings auch durch Verkauf. So fahre die SWG unterschiedliche Strategien. Sanierung sei eine davon. Im Zeitraum von 2018 bis 2021 nehme die SWG dafür immerhin mehr als 4,6 Millionen Euro in die Hand. Aber auch der Verkauf von sanierungsbedürftigen Häusern wie im vorigen Jahr an der Grenz- und Friedrichstraße oder derzeit an der Bautzner Straße in Thonberg ist eine Option. Mindestens 550.000 Euro soll das bringen.

Das sorgte jetzt auch für Nachfragen im Stadtrat. Denn letztlich gehe der Gesellschaft dadurch ja auch Wohnraum verloren.

Geschäftsführer Schomber geht pragmatisch heran. Die SWG laufe immer noch einem Sanierungsstau hinterher. Bei modernisierten Häusern aus den 1990er-Jahren stünden inzwischen die ersten Instandsetzungen an. „Wir müssen die Gelder zielgerichtet einsetzen.“ Bei den Verkaufsobjekten würden die Sanierungskosten die Möglichkeiten der SWG übersteigen. 

Viele Neumieter sind Zuzügler

Die SWG  habe zudem noch immer strenge Sanierungsauflagen zu erfüllen. Denn das Unternehmen sei durch Sanierungskredite aus den 1990er-Jahren mit 29 Millionen Euro  hoch verschuldet. Haupteinnahmequelle sind die etwa fünf Millionen Euro  Mieteinnahmen aus den 1.500 Wohnungen. Die würden seit zwei Jahren auch wieder etwas steigen. Davon würden aber pro Jahr schon wieder bis zu zwei Millionen Euro abgehen, um die Schulden abzuschmelzen. Daneben können auch Verkaufserlöse in die Tilgung fließen. 

Die steigende Wohnungsnachfrage „ist hauptsächlich der guten Entwicklung von Kamenz zuzuschreiben, den Ansiedlungen aus der Industrie“, so Schomber. Um dem Rechnung zu tragen, schafft die SWG derzeit eben auch Angebote für Interessenten mit höheren Ansprüchen - zu Quadratmeterpreisen um die sieben Euro. „Etwa ein Drittel der Neumieter sind Zuzügler", sagt der Geschäftsführer. Dazu gehören Rückkehrer, die es wieder in die alte Heimat zieht, aber auch Zuzügler aus dem  Dresdner Umland und der Landeshauptstadt selbst. 

Viele bringe der Job nach Kamenz. Es sind Mitarbeiter des Batterieherstellers Accumotive oder anderer großer Unternehmen in der Region wie dem Milchwerk in  Leppersdorf: „Sie arbeiten in der Region und haben sich für Kamenz als Wohnort entschieden.“ Manchmal liege Kamenz eben auch genau im Zentrum der Pendelstrecken, wenn  Ehepartner in unterschiedliche Richtungen ausschwärmen.

Viel Geld für Balkone

Daneben sei die SWG schon seit einigen Jahren dabei,  in Balkone und den Vollwärmeschutz zu investieren. So bereits auf der Straße der Einheit und am Bebelplatz. 96 Balkone sind bisher zusammengekommen. Weitere sollen auf der Geschwister-Scholl-Straße folgen, aber eher nach 2021. In diesem Jahr, bis ins nächste hinein, liege der Fokus auf der Sanierung der Mehrfamilienhäuser auf dem August-Bebel-Platz. In Thonberg bekommt ein Block  mit  26 Wohnungen Wärmedämmung und frische Farbe. Der wichtigste Effekt für die Bewohner: Sie müssen nicht mehr soviel heizen.

2021 ist laut Schomber wieder eine reichliche Million Euro für Investitionen vorgesehen. Die SWG wolle sich dann auf Fassaden konzentrieren. Da ist die Körnerstraße in Kamenz-Ost im Gespräch. Auch Treppenhäuser wolle die SWG vorrichten, vielleicht noch einige Balkone anbauen. Etliche Einzelwohnungen müssten noch modernisiert werden: Elektrik, Boden, Bäder, Küche. „Das summiert sich auf eine halbe Million Euro“, so Wulf-Dieter Schomber. Dafür brauche die SWG den finanziellen Spielraum.

Mietpreise werden steigen

So sei derzeit auch Bewegung in den Mietpreisen. Einerseits durch die steigende Nachfrage. Bei der Neuvermietung liegt der Preis jetzt zwischen 5,50 und 6,50 Euro je Quadratmeter. Das entspricht dem Markt, schätzt die SWG ein. Das Umland liege etwas niedriger, bei rund fünf Euro. Stammmieter würden im Durchschnitt 5,12 Euro je Quadratmeter zahlen.

Es ist aber nicht nur die Nachfrage, die Mieten steigen lässt. Schomber nennt auch die steigenden Kosten für Sanierung und Instandhaltung. So müssten sich auch die langjährigen Mieter auf steigende Mieten einstellen, kündigt der Geschäftsführer an. Mehr als 30 Euro pro Monat solle der Aufschlag aber nicht überschreiten. 

Zum Teil habe die SWG schon Mieten angehoben, um die Wohnungen erhalten und trotz Schuldendruck Sanierungen finanzieren zu können. Komplett könne die SWG Modernisierungskosten aber nicht umlegen. „Wir müssen Rücksicht auf die Mieter nehmen. Viele Renten sind sehr niedrig“, sagt Wulf-Dieter Schomber. Die SWG müsse ihren sozialen Auftrag im Auge behalten und möglichst für alle Schichten und Geldbeutel passende Wohnungen im Angebot haben. 

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