Panschwitz-Kuckau/Bautzen. Es wirkt gemütlich und spannend zugleich: Besucher, die die Galerie von Aloysius Scholze betreten, wissen gar nicht, wo sie zuerst hinschauen sollen. Überall stehen Figuren, Lichter, ungewöhnliche Gebilde - alles in einem warmen Braunton. Durch die Räume ziehen sich Balken, Treppen führen in versteckte Nischen, ein großer Kamin mit eingearbeiteten Sitzflächen lädt zum Verweilen ein. „Ja, hier fühle ich mich wohl, und Besuchern geht es ebenso“, sagt der Bildhauer Aloysius Scholze mit Blick auf seine Werkstatt und die Galerie bei sich zu Hause im Panschwitz-Kuckauer Ortsteil Säuritz.

Aloysius Scholze arbeitet vorwiegend mit Holz, mit alten Wurzeln von Bäumen oder Holz aus den Stämmen. Daraus schafft er Figuren und versieht die Gebilde mit einer Kerze oder einem Teelicht. Dabei hat er einen ganz besonderen künstlerischen Stil entwickelt.

Aloysius Scholze geht in den Wald, sucht nach Wurzeln von abgesägten oder abgestorbenen Eichen. Die verbliebenen Baumstümpfe verrotten ungefähr 20 Jahre unter der Erde, bis er sie ausgräbt. Erst wenn er die Wurzel in der Hand halte, sie in verschiedene Richtungen drehe, komme ihm die Idee für eine neue Schnitzerei. „Was sehe ich selbst darin?“, ist eine der Fragen, die er sich stellt. Oft kommt etwas Skurriles dabei heraus, eine Figur, ein Gesicht, eine Sagengestalt. Das Ursprüngliche der Wurzel bleibt dabei erhalten.

Der gelernte Tischler arbeitet freischaffend unter anderem für eine Denkmalpflegefirma. Die Schnitzereien sind sein Hobby, mit dem er sich schon seit früher Jugend beschäftigt. Doch aufgrund der Arbeit war lange Jahre keine Zeit dafür. „Bei einer der ersten Bildhauerwerkstätten in Nebelschütz habe ich dann mein Faible für dieses Hobby wiederentdeckt“, erzählt der 60-Jährige. Er unternahm Bildungsreisen, zum Beispiel an die Schnitzschule in Bischofsheim, stellte seine Arbeiten unter anderem im Kloster St. Marienstern oder auch im sächsischen Finanzministerium aus. Dazu kommen Auftragsarbeiten, zum Beispiel für die Pilgerherberge in Crostwitz oder für das Zejler-Smoler-Haus am Dreiweiberner See in Lohsa.

Eines seiner Projekte in den letzten Jahren war die Krippenfiguren für die katholische Pfarrei St. Maria Magdalena in Kamenz. Es entstanden die Figuren von Josef und Maria in einer sehr modernen Version. Die Figuren haben eine Höhe von 90 Zentimetern, der Körper hat eine kubische Form, dazu kommen Kopf und Arme. Josef und Maria können, je nach Jahreszeit, verschieden bekleidet werden.

Diese Figuren ließen die Verantwortlichen des Bischof-Benno-Hauses in Schmochtitz auf den Künstler in Säuritz aufmerksam werden. Im Corona-Jahr 2020, genauer zu Heiligabend, war dort vor dem Haupthaus eine Krippe aufgestellt worden, damit die Menschen im Freien herantreten können. „Die Schmochtitzer Krippe, so hatte sich im Volksmund die Bezeichnung herausgebildet, zog Tag um Tag Menschen an. Es war eine Freude, das zu sehen“, heißt es auf der Internetseite des Bildungsgutes.

Doch der zweite Winter hinterließ Spuren bei den beiden Figuren. Wind, Nässe und Frost hatten die textilen Rumpfformen zerlegt. Es musste etwas Neues her. Krippenfiguren, wie sie in Kamenz stehen, wären genau das Richtige für Schmochtitz, dachten sich die Verantwortlichen und setzten sich mit dem Bildhauer aus Säuritz in Verbindung. „Wir wurden uns schnell einig. Es ist ein klarer Auftrag“, erklärt Aloysius Scholze.

Die neuen Krippenfiguren – also Maria mit Kind und Joseph – sollen eine Größe von 1,20 Meter und einen Körper aus Eichenholz in kubischer Form mit Armen und Händen haben. Den Körper sägt Axel Saul aus Prietitz aus dem Holz. Aloysius Scholze nimmt dann die Schnitzarbeiten vor, die Ausprägung des Gesichtes, der Hände. Angekleidet werden die Figuren dann in Schmochtitz.

Spendenaktion für die Schmochtitzer Krippe

Um das Projekt finanzieren zu können – immerhin wird mit Kosten von knapp 4.200 Euro gerechnet –, hat der Förderverein des Bildungsgutes eine Spendenaktion gestartet. Über die Crowfunding-Aktion „99funken“ soll das Geld aufgebracht werden. „Aus den finanziellen Reserven des Fördervereins können wir einen Betrag von bis zu 500 Euro bereitstellen. Damit benötigen wir weitere 3.675 Euro zur Realisierung. Sollte mehr Geld zusammenkommen, werden wir weitere Projekte des Bildungsgutes unterstützen“, heißt es vom Förderverein. Die Spendenaktion läuft bereits seit Ende September und noch bis zum 27. November.

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Die Figuren des Säuritzer Bildhauers sollen in den nächsten Wochen fertig sein, dann werden sie noch angekleidet. Denn die Krippe mit Maria und Joseph soll spätestens zum vierten Advent auf dem Gelände des Bildungsgutes stehen, das Jesuskind kommt am Heiligabend dazu.

Seinen Part wird Aloysius Scholze auf jeden Fall schaffen. „Die Anfertigung der Figuren ist schon eine besondere Herausforderung. Ich brauche ungefähr zwei Wochen dafür“, sagt er – und freut sich schon jetzt, wenn er dann seine Figuren in Schmochtitz besuchen kann. Figuren, von denen nur er weiß, wie viel Arbeit in ihnen steckt.