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Grünen-Bundestagsabgeordnete plädiert für Bundeswehr-Ansiedlung bei Weißwasser

Seit genau zwei Jahren sitzt Merle Spellerberg (Grüne) für die Oberlausitz im Bundestag. Ungewöhnlich: Ihr Spezialgebiet ist die Nato. Ein Hausbesuch.

Von Torsten Hilscher
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Bundestagsabgeordnete Merle Spellerberg (Grüne) vor ihrem Kamenzer Büro
Bundestagsabgeordnete Merle Spellerberg (Grüne) vor ihrem Kamenzer Büro © Matthias Schumann

Kamenz. Es duftet nach Kaffee im Büro von Merle Spellerberg an der Bautzner Straße in Kamenz. Die Grünen-Abgeordnete hat noch Termine im Wahlkreis, Statthalter Matthias Höhle serviert so lange ein Tässchen. Spellerberg selbst wird, wie es das Klischee verlangt, später Tee nehmen.

Auf den Tag genau vor zwei Jahren wurde sie bei der konstituierenden Sitzung des 20. Bundestages vereidigt. Mit knapp 25. Flankiert von zwei 23 Jahre alten Fraktionskollegen drückte sie damit das Durchschnittsalter im Hohen Haus. Das betrug 2021 laut Bundestagsverwaltung 47,3 Jahre, bei den Frauen 45,5 und bei den Männern 48,2 Jahre.

Nun ist es Zeit für eine Zwischenbilanz vor Ort. Zur Erinnerung: Spellerberg ist über die sächsische Landesliste der Grünen ins Reichstagsgebäude eingezogen. Bei der Bundestagswahl 2021 erhielt sie im Wahlkreis Dresden II - Bautzen II 13,6 Prozent der Erststimmen, ihre Partei hier 16,6 Prozent der Zweitstimmen.

Ausschuss-Berichterstatterin zu Nato-Angelegenheiten

Was also sind ihre Schwerpunkte der Arbeit in Berlin? "Ich bin sowohl für uns in der Fraktion im Auswärtigen Ausschuss als auch im Verteidigungsausschuss die Berichterstatterin für die Nato. Da haben wir zwei Sitze. Mit mir gemeinsam ist nur noch Jürgen Trittin da", sagt sie und wartet gespannt auf die Reaktion des Gegenübers. Denn eine Frau in der Männerdomäne Militär und dann auch noch in diesem wichtigen Gremium, das hätten viele nicht erwartet.

Doch es geht um mehr als Beschaffung oder Heer, Marine, Luftwaffe, wofür Spellerberg auch nicht zuständig ist. "Wir wollen Sicherheit breiter verstehen", betont sie. "Auch mit Blick auf die nationale Sicherheitsstrategie, die Deutschland jetzt verabschiedet hat, haben wir diese drei Pfeiler da drin: Einerseits Klima und Nachhaltigkeit, zum Beispiel das Thema Wasser", sagt sie weiter und deutet auf eine kleine Umweltausstellung der Friedrich-Ebert-Stiftung in ihrem Kamenzer Abgeordnetenbüro.

"Ein weiterer Pfeiler ist die Resilienz unserer Demokratie, also die Widerstandsfähigkeit, wo ja auch Desinformation mit drunterfällt. Und dritter Pfeiler - das sage ich ganz klar - ist Wehrhaftigkeit." Im Grunde gehöre auch die Befassung mit globaler Gerechtigkeit zu ihrem Aufgabengebiet. "Denn wenn die Welt nicht gerecht ist, dann ist es auch ein Sicherheitsrisiko für uns", so die Politikerin.

Plädiert für Bundeswehr-Ansiedlung bei Weißwasser

Im Übrigen habe ihr noch nie jemand Kompetenz in militärischen Fragen abgesprochen, so als Grüne, Frau und Nichtgediente. "Ist mir noch nicht passiert. Ich glaube, ich bereite mich sehr gut vor", sagt sie schmunzelnd. "Aber: Ich bin zum Beispiel auch für ganz menschliche Aspekte in der Bundeswehr verantwortlich. Nämlich Versorgung und Fürsorge. Wenn Menschen eine posttraumatische Belastungsstörung haben, was Militärseelsorge angeht usw."

Interessierte Beobachterin sei sie bei der Bundeswehr-Standortdiskussion für die Lausitz. "Da bin ich sehr gespannt, wie das ausgeht." Schließlich gehe es neben der generellen Einsatzfähigkeit der Truppe um gut bezahlte Arbeitsplätze - die gerade hier in der Region notwendig seien. "Ich denke aber, dass es sehr wichtig ist, bei der Ansiedlung von Kasernen, von neuen Standorten eben auch darauf zu achten, wie sich das vor Ort einfügt." Daher würde sich aus ihrer Sicht eine Ansiedlung in der Nähe von Weißwasser anbieten. Das wäre ein "sehr sinnvoller Standort". Sei doch Weißwasser auf den Strukturwandel bezogen hauptbetroffen und fördermitteltechnisch anders als Bautzen oder andere eben noch nicht bedient worden.