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„Da kommt Leben ins Haus“: In Pulsnitz spielen Senioren und Schüler zusammen

In Pulsnitz gibt es eine enge Kooperation zwischen der Oberschule und dem Pflegeheim Pulsnitztal. Ein Projekt, von dem beide Seiten profitieren.

Von Heike Garten
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Da kommt Freude auf: Schüler der Klasse 7a der Oberschule Pulsnitz verbringen einen Spielevormittag mit Bewohnern des Seniorenzentrums Pulsnitz.
Da kommt Freude auf: Schüler der Klasse 7a der Oberschule Pulsnitz verbringen einen Spielevormittag mit Bewohnern des Seniorenzentrums Pulsnitz. © Matthias Schumann

Pulsnitz. Ein Lächeln huscht über das Gesicht der 90-Jährigen. Beim Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel hat sie eine Sechs gewürfelt, darf raus. Niklas hilft der Seniorin bei der nächsten Fünf, die Spielfigur nach vorn zu setzen. Ihr fällt es schwer, die Felder zu treffen. Um so dankbarer ist sie, dass Niklas an ihrer Seite sitzt und selbst mitspielt.

Der Zwölfjährige gehört zu einer Gruppe von Schülern der Klasse 7a Oberschule in Pulsnitz, die regelmäßig das Seniorenzentrum Pulsnitztal in der Pfefferkuchenstadt besucht. Auf die Spielvormittage mit den Kindern und Jugendlichen freuen sich die Bewohner ganz besonders. „Da kommt Leben ins Haus“, so die 90-Jährige. Und Niklas ergänzt: „Es macht Spaß. Ich kann gut mit den älteren Menschen reden und ihnen helfen“.

Eine Kooperation zwischen dem Seniorenheim und der Ernst-Rietschel-Oberschule Pulsnitz macht diese Treffen möglich. Seit dem Jahr 2009 gibt es diese Zusammenarbeit, und beide Seiten profitieren davon. „Die Senioren, auch wenn sie teilweise unter leichter Demenz leiden, erkennen die jungen Leute, freuen sich über die gemeinsame Zeit. Es ist für sie immer ein kleiner Höhepunkt im Alltag“, erklärt Katrin Malsch, Sozialteamleiterin im Seniorenzentrum.

Hannelore Hillemann und Lenny Grahl probieren ein Geschicklichkeitsspiel aus.
Hannelore Hillemann und Lenny Grahl probieren ein Geschicklichkeitsspiel aus. © Matthias Schumann

Auf der anderen Seite kommen die Schüler im Alter von 11 bis 16 Jahre mit älteren Menschen zusammen, lernen mit ihnen zu kommunizieren. „In den wenigsten Familien leben die Großeltern noch mit im Haushalt. Da ist dieser Umgang für einige Schüler eine neue Erfahrung“, sagt Ute Reppe, Lehrerin an der Schule und Betreuerin des Projektes. Und gleichzeitig kann es eine Orientierung für den späteren Beruf sein. „Vielleicht entscheidet sich ja der ein oder andere für ein Praktikum und letztlich für einen Pflegeberuf“, so Katrin Malsch.

Die Kooperation besteht aber nicht nur aus regelmäßigen Spielerunden. Einmal im Jahr verwandeln die Schüler gemeinsam mit Beschäftigten des Heimes den Speisesaal in eine Gaststätte. Das Ganze steht dann unter dem Motto „Dinner bei Kerzenschein“. Wie in einer Gaststätte können die Senioren aus einem Menü wählen, werden von den Mädchen und Jungen bedient. Auch diese machen sich extra schick. „Das Dinner ist ein besonderer Höhepunkt im Jahr – für beide Seiten“, so Katrin Malsch.

Neben den genannten beiden Beispielen gibt es auch ein gemeinsames Sportfest und vierteljährlich eine Geburtstagsrunde, die vom Chor der Schule unter Leitung von Angela Kitzing mitgestaltet wird.

Rudolf Weirauch vom Seniorenzentrum Pulsnitztal und Celine Schäfer von der Oberschule Pulsnitz haben Spaß beim gemeinsamen Spielen.
Rudolf Weirauch vom Seniorenzentrum Pulsnitztal und Celine Schäfer von der Oberschule Pulsnitz haben Spaß beim gemeinsamen Spielen. © Matthias Schumann

Es ist ein generationsübergreifendes Projekt, von dem alle profitieren. Ähnlich gestaltet sich eine Zusammenarbeit zwischen dem Seniorenzentrum und der Kindertagesstätte Wichtelburg. „Wenn die ganz Kleinen ins Heim kommen, brauchen wir gar nicht viel zu machen. Unsere Bewohner strahlen von selbst, wenn sie die Kinder sehen“, so die Sozialteamleiterin. Anlässe für Begegnungen gibt es einige: die Vogelhochzeit, gemeinsames Basteln zu Ostern und im Herbst, der Besuch eines Bauernhofes oder die Weihnachtsbäckerei im Heim. Bei all den Aktivitäten unterstützen ehrenamtliche Helfer des Heimes die Senioren und manchmal auch die Kinder.

Inzwischen geht der Spieletag seinem Ende zu. Hochkonzentriert sitzen der 88-jährige Irmfried Strohbach und der 13-jährige Yannik am Schachbrett. Beide müssen sich konzentrieren, um die Figuren des anderen zu schlagen. „Manchmal helfe ich ihm, lasse ihm eine Chance“, sagt Yannik. Während des Spiels reden sie über alles Mögliche und lernen sich besser kennen. Es ist wie eine kleine Freundschaft, die über Generationen geht.