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Vom Sorbischen Gymnasium auf die High School: Lea will's wissen!

Die 16-Jährige aus Crostwitz wurde aus 500 Bewerbern fürs Patenschafts-Programm des Bundestages ausgewählt. Was sie vom Austauschjahr in den USA erwartet.

Von Ina Förster
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Lea Heine aus Horka bei Crostwitz geht für zehn Monate in die USA. Die 16-Jährige wurde aus 500 Bewerbern fürs Parlamentarische Patenschafts-Programm des Deutschen Bundestages ausgewählt.
Lea Heine aus Horka bei Crostwitz geht für zehn Monate in die USA. Die 16-Jährige wurde aus 500 Bewerbern fürs Parlamentarische Patenschafts-Programm des Deutschen Bundestages ausgewählt. © Matthias Schumann

Crostwitz. Nur noch drei Wochen, dann fliegt Lea Heine nach Washington. Die Aufregung ist groß. Gerade noch saß sie in der zehnten Klasse des Sorbischen Gymnasiums in Bautzen, feierte Abschluss mit ihren Freundinnen. Bald wird sie ihr winziges Dörfchen Horka bei Crostwitz für zehn Monate verlassen - und High-School-Klamotten tragen.

Die 16-Jährige wurde aus über 500 Bewerberinnen und Bewerbern für das Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP) ausgewählt. Dieses Vollstipendium des deutschen Bundestags und des US-Kongresses ermöglicht Lea ab dem Sommer ein High-School-Jahr in den USA - inklusive Gastfamilienaufenthalt.

Alle Teilnehmenden bekommen dafür ein Mitglied des Bundestags als Paten zur Seite gestellt. Im Fall von Lea Heine übernimmt SPD-Frau Kathrin Michel diesen Part. "Wir haben uns ein paar Mal persönlich getroffen. Das gab mir ein gutes Gefühl", sagt die junge Horkaerin.

Bewerbung ganz allein durchgezogen

Das selbstsichere Mädchen hat sich ganz allein dahinter geklemmt - vom ersten Flyer-Studieren bis zur letzten Testrunde mit sechs, sieben Mitbewerbern im Wahlkreis Bautzen war es immer allein ihr Projekt. "Ich wollte das durchziehen und vor allem meine Eltern nicht damit belasten", sagt sie. Immerhin galt es, einen echten Bewerbungsmarathon durchzustehen.

Darauf gebracht hatte sie ihre Cousine, die selbst vor vielen Jahren Stipendiatin. "Da hatte ich die Erfahrungen aus erster Hand", meint Lea . Freilich waren da auch ein paar Bedenken: Packe ich das überhaupt? Kann ich ein Jahr auf meine Familie verzichten? Und vor allem: Werde ich nach diesem Auslandsjahr wieder Anschluss finden? "Meine Freundinnen sind dann eine Stufe weiter", sagt sie. "Ich mache mit einer neuen Klasse Abitur!"

Mehr Englisch und einige "verrückte" Schulfächer

Doch auf der Für-und-Wider-Liste überwogen am Ende die positiven Aspekte. "Meine Motivation ist die englische Sprache. Ich mochte schon immer mehr davon. Ich liebe Fremdsprachen", sagt Lea Heine. Außerdem wollte sie schon immer wissen, was an den Klischees in amerikanischen Filmen dran ist. "Ich freue mich riesig auf alles, was kommt", meint sie. Vor allem auch auf den doch sehr anderen Unterricht. "An der High School gibt es nur wenige Pflichtfächer. Den Rest kann man sich zusammenstellen", weiß Lea.

Zu den Pflichtfächern in den USA gehören English und US-History. Nebenbei können die Schüler solche verrückten Sachen wie Fotografie, Kostümdesign, Filmproduktion, Roboterprogrammierung, Surfen oder Musikkomposition belegen. "Wenn es Soccer gibt, bin ich dabei", sagt die 16-Jährige lachend. Während ihrer Grundschulzeit spielte sie Fußball, wechselte später aber zum Kampfsport.

Nach Nebraska, Nevada oder Florida?

Noch immer weiß sie allerdings nicht, wohin es sie nach den ersten zwei Einführungstagen in Washington verschlägt. Dass die Gastfamilie bislang nicht feststeht, ist ungewöhnlich. Doch Lea sieht es gelassen. "Die Info wird bestimmt die nächsten Tage kommen", ist sie optimistisch. Sie will unbedingt nach Amerika. Wohin, sei zweitrangig, auch wenn sie ein paar Wünsche hätte. Zum Beispiel Nebraska oder Nevada. "Irgendwohin, wo es nicht so heiß ist", sagt Lea Heine. Doch am Ende könnte es auch Florida oder Georgia werden.

Seit sich Lea für den Bewerbungsmarathon entschloss, sind anderthalb Jahre vergangen. Drei Bewerbungsphasen musste sie überstehen. "In der ersten waren wir noch viele. Da reichten wir Zeugnisse und Empfehlungen ein. Meine Englischlehrerin unterstützte mich von Anfang an. Das hat mir sehr geholfen", sagt die Horkaerin. Sie habe sie in ihrer Entscheidung bestärkt, ihr immer wieder Mut zugesprochen.

Soziales Engagement war Kriterium für die Auswahl

Nach der zweiten Runde kam Lea in eine kleinere Gruppe. Leute, die früher selbst Stipendiaten waren, saßen in der Auswahl-Kommission. "Das fanden wir gut, denn mit ihren Erfahrungen konnten sie uns am besten einschätzen." Vor allem soziales Engagement war ein Kriterium.

Die 16-jährige Gymnasiastin hat davon einiges vorzuweisen. "Ich helfe manchmal nebenher im Tierheim Bautzen", sagt sie. Tiermedizin zu studieren, steht später ganz oben auf ihrer Agenda. Deshalb ist sie auch seit drei Jahren überzeugte Vegetarierin. "Tierleid geht gar nicht für mich", sagt sie.

"Und ich pflege meine 91-jährige Oma mit", erzählt sie. Von ihr wird ihr der Abschied besonders schwer fallen. Und von den Eltern, die eine Mischung aus Stolz , Freude und Sorge fühlen. Lea spürt aber, dass so etwas zum Erwachsenwerden gehört. "Ich habe zwei größere Brüder, bin Tante, bald schon zweifache. Die Geburt werde ich leider verpassen", sagt sie traurig. Auch Katze Kitty wird sich von ihrer Bezugsperson trennen müssen.

Trotzdem: Amerika will erobert werden! Im Mai gab es eine intensive Vorbereitungswoche. In den USA warten dann Ansprechpartner vor Ort und das 24 Stunden lang. Die Stipendiaten seien auch miteinander im Kontakt.

"Ich bin mir zudem meiner besonderen Rolle als Sorbin bewusst", sagt Lea Heine. Sie gehe mit einer kulturellen Vielfalt in das Projekt. Auch wenn sie ihre Gastfamilie noch nicht kennt - ihr Gastgeschenk ist bereits gekauft: ein Buch über die Sorben.