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Großröhrsdorf: Drei Mitarbeiter kaufen ihre Firma

Gut 30 Jahre nach der Gründung hat sich das IT-Unternehmen MSC in Großröhrsdorf neu aufgestellt – und jetzt gleich drei Chefs.

Von Heike Garten
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Das sind die drei Gesellschafter von MSC IT for Business in Großröhrsdorf: Daniel Mark, Birgit Schmidt und Dennis Wagner (v. l.)
Das sind die drei Gesellschafter von MSC IT for Business in Großröhrsdorf: Daniel Mark, Birgit Schmidt und Dennis Wagner (v. l.) © René Plaul

Großröhrsdorf. Wer übernimmt die Firma, wenn der Chef in den Ruhestand geht? Diese Frage beschäftigt hierzulande viele Unternehmen. In Großröhrsdorf hat eine Firma jetzt gleich drei neue Chefs bekommen: Zwei Männer und eine Frau haben die MSC Elektronische Bauelemente GmbH gekauft, in der sie bis dato gearbeitet haben.

Enrico Löhnert hatte das Unternehmen vor mehr als 30 Jahren gegründet. Genau am Tag der Währungsunion erfolgte damals der Start mit fünf Mitarbeitern, die sich hauptsächlich mit dem Aufbau von Netzwerken im IT-Bereich beschäftigten. Als zweites Standbein entwickelte die Firma Hard- und Software für Messgeräte im medizinischen Bereich und für die chemische Industrie. Ein weiteres Standbein entstand Mitte der 1990er-Jahre aus einer Idee eines Kunden, eines Bäckers, der eine Software wollte, mit der er Wareneingang und -bestand sowie Rezepte verwalten und auch die Ladenkasse bedienen konnte. Dies wurde im Unternehmen selbst entwickelt.

Neue Arbeitsplätze sollen entstehen

Enrico Löhnert dachte schon seit einiger Zeit daran, eine Nachfolge für MSC zu finden. Immerhin ist er inzwischen 67. Es habe Interessenten für eine Übernahme gegeben, aber das habe sich dann immer wieder zerschlagen. Warum also nicht nach einem Nachfolger im eigenen Unternehmen suchen? Damit kamen Dennis Wagner, Daniel Mark und Birgit Schmidt ins Spiel. Alle drei konnten sich vorstellen, die Verantwortung zu übernehmen.

Sie gingen dabei einen ungewöhnlichen Weg. Die drei gründeten zuerst eine eigene Firma, die MSC Vermögensverwaltung GmbH. Das war im April 2022. Der nächste Schritt war der Kauf des bisherigen Unternehmens vier Monate später. Damit ging MSC Elektronische Bauelemente in der MSC IT for Business GmbH auf.

Dennis Wagner, Daniel Mark und Birgit Schmidt sind gleichberechtigte Gesellschafter, die beiden Männer die Geschäftsführer. „Enrico Löhnert war froh, dass wir diese Lösung gefunden haben, so seine Firma erhalten bleibt und die Arbeitsplätze sicher sind“, sagt Dennis Wagner. Noch heute lässt sich der ehemalige Chef immer wieder mal im Betrieb sehen, redet mit den Leuten und schaut, wie alles läuft.

MSC übernimmt die IT-Betreuung bei den Kunden von Großröhrsdorf aus. Danny Kreßner wartet hier einen Rechner.
MSC übernimmt die IT-Betreuung bei den Kunden von Großröhrsdorf aus. Danny Kreßner wartet hier einen Rechner. © René Plaul

Die drei neuen Chefs wollen am Profil von MSC IT grundlegend nichts ändern. Aber sie haben ein klares Ziel für die Zukunft: „Wir wollen die Technologien auf den Stand für das Jahr 2030 bringen, neue Technologien entwickeln und auch forschen“, sagt Daniel Mark. Das Mitarbeiterpotenzial dazu hätten sie, und die Zahl der Beschäftigten solle auch noch größer werden. Derzeit sind es 20, davon drei Azubis. „Gerade die Ausbildung eigener Fachkräfte ist uns sehr wichtig“, sagt Daniel Mark.

Im Unternehmen liegt das Durchschnittsalter bei 32 Jahren, alles junge Leute, die sich mit neuen, innovativen Ideen identifizieren können. „Das heißt natürlich nicht, dass Azubis das Wissen bereits mitbringen müssen, aber eine gewisse Affinität zum Thema sollte schon vorhanden sein“, erklärt Birgit Schmidt. Daniel Mark hat selbst als Lehrling bei MSC angefangen, wurde dann Leiter der Technikabteilung - und jetzt ist er Geschäftsführer.

Nach wie vor setzt MSC auf drei Standbeine. Da ist zum einen die Software des Facto-Warenwirtschaftssystems, welches neben Einzelhändlern im Raum Sachsen auch von großen Baumärkten in Ost- und Süddeutschland genutzt wird. Dabei handelt es sich um eine Software, über die der gesamte Warenlauf von der Bestellung bis zum Verkauf abgewickelt wird, wie auch die Rechnungslegung, Kassierung, Inventur und viele weitere Module.

MSC stattet Gastronomie mit speziellen Kassensystemen aus

Seit 2020 sind auch Autohäuser zum Beispiel der VW-Gruppe und seit diesem Jahr der Renault-Gruppe Kunden des Unternehmens. „Wir installieren unsere und auch die Software unserer Partner bei unseren Geschäftskunden und betreuen das System auch komplett . Wir sind IT-Partner für die Firmen, die keine eigene IT-Abteilung haben oder denen Personal fehlt“, erklärt Daniel Mark. Und da alles online ablaufe, sei dies ganz einfach vom Standort in Großröhrsdorf aus möglich.

Die Administration ist das zweite Standbein von MSC IT. Betreut werden die jeweiligen Serversysteme, Netzwerke und Cloud-Telefonanlagen, aber auch Video-Überwachungstechnik oder elektronische Schließsysteme.

Das dritte Standbein sind spezielle Kassensysteme für Gastronomie und Hotellerie. Dazu gehören neben der Kasse Gastro-Handys für die Servicekräfte und Monitore in der Küche. So können die Bestellungen direkt vom Tisch an den Tresen und die Monitore in der Küche gesandt sowie in der Gastrokasse gespeichert werden. Dadurch werden viele Wege gespart – hilfreich auch angesichts des Personalmangels in der Branche. Zum Schluss kann mit dem Handy kassiert werden, auch EC- oder Kreditkartenzahlung ist darüber möglich. MSC fertigt die Monitore dafür selbst und installiert sie auch beim Kunden. Aktuell arbeitet das Großröhrsdorfer Unternehmen mit etwa 400 Kunden aus ganz Deutschland zusammen.

Die Monitore, zum Beispiel für die Gastronomie, werden in der Großröhrsdorfer Firma selbst hergestellt. Max Walther lötet hier Teile zusammen.
Die Monitore, zum Beispiel für die Gastronomie, werden in der Großröhrsdorfer Firma selbst hergestellt. Max Walther lötet hier Teile zusammen. © René Plaul

Wirtschaftlich gesehen sind die Gesellschafter mit der Entwicklung zufrieden. Im vorigen Jahr lag der Umsatz bei rund 1,7 Millionen Euro. „Letztlich haben wir von der Corona-Pandemie profitiert, denn es mussten viele Homeoffice-Plätze eingerichtet und betreut werden“, erklärt Dennis Wagner. Aber auch die neu als Kunden gewonnenen Autohäuser haben MSC einen Aufschwung gebracht.