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Warum und wie die Johanniter ihr Zentrum in Heidenau ausbauen

Vor vier Jahren wurde der Katastrophenschutz in einem ehemaligen Autohaus konzentriert. Nun wächst der Standort. Das sind die Hintergründe.

Von Heike Sabel
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Neben das Johanniter-Zentrum im ehemaligen Autohaus in Heidenau kommt nun dieser Neubau.
Neben das Johanniter-Zentrum im ehemaligen Autohaus in Heidenau kommt nun dieser Neubau. © Johanniter

Die Johanniter waren nach langem Suchen vor fünf Jahren in Heidenau fündig geworden. Das leerstehende ehemalige Autohaus auf der Zschierener Straße war ideal für ihr neues Katastrophenschutz-Zentrum. Ab Anfang 2019 wurde es umgebaut, seit 2020 ist es im Dienst. Während der Corona-Zeit war es unter anderem ein Testzentrum.

Nun ist Akkon, wie das Zentrum heißt, zu klein geworden. An diese Situation hatten die Johanniter schon bei ihrem Kauf gedacht, denn zum Grundstück gehört ein bisher relativ wenig genutzter großer Parkplatz. Auf dem bekommt das Zentrum nun ein zweites Gebäude.

Warum ist ein Neubau geplant?

Die Anforderungen an den Katastrophenschutz und seine Aufgaben wachsen, sagt Johanniter-Sprecher Danilo Schulz. Das bedeutet auch mehr Platz für Personal und Technik.

Bevölkerungs- bzw. Katastrophenschutz bedeutet Schutz und Hilfe bei allen Arten von Gefahren, Natur- und Umweltkatastrophen sowie Unglücken, die im Fachjargon Großschadensereignisse sind. Der Schwerpunkt des Heidenauer Zentrums liegt bei der medizinischen und psychischen Betreuung. Mit dem Neubau am gleichen Standort werden Technik, Know-how und Personal weiter zusammengefasst, damit im Ernstfall schnell und professionell reagiert werden kann.

Gleichzeitig versprechen sich die Johanniter mit dem neuen Komplex eine weitere Professionalisierung. Sie soll nicht nur das Ehrenamt stärken und mehr Platz für Gemeinschaft schaffen, sondern auch die Sichtbarkeit und das Bewusstsein für den Katastrophenschutz erhöhen.

Wo entsteht der Neubau?

Für das neue Gebäude wird der große Parkplatz rechts neben dem ehemaligen Autohaus genutzt. Der rechteckige Neubau steht an der hinteren Grenze des Parkplatzes, mit der breiten Seite zum Parkplatz.

Was wird mit den Kleingärten?

Die Kleingärten sind nicht betroffen. Das Akkon-Gelände ist umzäunt, die gesetzlichen Abstände werden eingehalten, sagt Johanniter-Sprecher Schulz.

Wer zieht in den Neubau ein?

Im Neubau - auch Akkon 2 genannt - sollen der 1. Einsatzzug Sächsischen Schweiz-Osterzgebirge untergebracht werden und sich Verwaltungs- und Schulungsräume für Seminare und Weiterbildungen im Bereich der Katastrophenbekämpfung befinden.

Zum Einsatzzug gehören derzeit 53 aktive Helfer sowie sechs Fahrzeuge, darunter drei Krankentransportwagen. Weiterhin sind Teile der 24. Medical Task Force Dresden untergebracht, die von den Johannitern betreut werden. Zudem hat die Motorradstaffel künftig hier ihren Sitz. Sie alle werden im Neubau konzentriert.

Was kostet und wie lange dauert das Bauen?

Nach aktueller Schätzung der Johanniter liegen die Kosten bei rund zwei Millionen Euro, der Freistaat fördert das Vorhaben mit reichlich 640.000 Euro. Die Johanniter wollen Spenden-Säulen vor Ort errichten, für die Firmen der Region oder auch Privatpersonen Spendensteine kaufen können. Damit soll der Eigenanteil mitfinanziert werden.

Baubeginn soll Mitte des Jahres sein, die Bauzeit wird etwa ein bis anderthalb Jahre betragen.

Wie wird der erste Teil des Zentrums genutzt?

Akkon 1 bleibt in seiner Form bestehen. Hier ist dann Platz für weitere Einheiten, wie zum Beispiel die Rettungshundestaffel sowie die Erweiterung unter anderem der Motorradstaffel und der Psychosozialen Notfallversorgung.

Die bisherigen Bereiche im Akkon bleiben unverändert. Hier sind alle Einheiten des Katastrophenschutzes im Regionalverband Dresden sowie weitere Bereiche wie der Ambulante Hospizdienst, der Fahrdienst, Aus- und Fortbildung sowie der ambulante Pflegedienst untergebracht. Außerdem finden regelmäßig verschiedene Kurse statt und wird zur ambulanten Pflege beraten.

Das ehemalige Autohaus auf der Zschierener Straße in Heidenau ist seit 2020 Johanniter-Zentrum und wird jetzt erweitert.
Das ehemalige Autohaus auf der Zschierener Straße in Heidenau ist seit 2020 Johanniter-Zentrum und wird jetzt erweitert. © Karl-Ludwig Oberthür

Akkon ist auch als Notunterkunft für 200 Personen sowie Lage-, Krisen- und Informationszentrum vorgesehen. In den Corona-Tagen wurde es als Testzentrum und Hauptlager für medizinische Schutzausrüstung genutzt. Das Team der Psychosozialen Notfallversorgung hat hier zum Beispiel nach einem Unfall eine ganze Schulklasse betreut. Zudem war das Gebäude Übergangsquartier für ukrainische Flüchtlinge und Logistik-Lager für Hilfstransporte in die Ukraine.

Wie sich Akkon bei einer Unterbringung von 200 Personen bewährt, wurde im August 2023 getestet. Unterkunft, Strom, Wasser, Abwasser, Lebensmittelvorräte, Registrierung: "Wir waren positiv überrascht, wie glatt alles gelaufen ist", sagt Udo Hornhauer, Teamleiter Praxisanleiter und Ausbildungsbeauftragter sowie ehrenamtlicher Einheitsführer. "Lediglich das Duschwasser war etwas knapp und die Fotovoltaik-Anlage war nicht mit dem Notstromaggregat kompatibel. Dort arbeiten wir gerade nach."