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Wer bezahlt den Feuerwehr-Großeinsatz in der Gohrischheide?

Kommunen aus dem Kreis Meißen schickten ihre Feuerwehren, um den Waldbrand in der Gohrischheide zu löschen. Bald werden sie Rechnungen stellen. Aber wem?

Von Jörg Richter
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Mehrere Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr stehen an einer Straße am Rande der Gohrischheide. Zeitweise waren auf sächsischer Seite bis zu 200 Feuerwehrleute im Einsatz. Dieses Großaufgebot könnte jetzt für eine große Rechnung sorgen.
Mehrere Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr stehen an einer Straße am Rande der Gohrischheide. Zeitweise waren auf sächsischer Seite bis zu 200 Feuerwehrleute im Einsatz. Dieses Großaufgebot könnte jetzt für eine große Rechnung sorgen. © Sebastian Schultz

Zeithain. Bürgermeister Mirko Pollmer (parteilos) hat mit seinen Gemeinderäten die abgebrannte Gohrischheide besucht. Sie sollten sich selbst ein Bild über die verheerenden Ausmaße des mehr als einwöchigen Waldbrandes machen.

"Die Gemeinderäte sind beeindruckt von dem, was sie gesehen haben", berichtet der Zeithainer Rathauschef bei der anschließenden Gemeinderatssitzung, die passenderweise im Sächsischen Feuerwehrmuseum, am Südrand der Gohrischheide, stattfindet. "Kilometerlang verbrannter Wald", schildert Pollmer und ergänzt: "Die Bäume sind verloren." Das habe ihm der Revierförster bestätigt. Irgendwann würde sicherlich wieder etwas wachsen. Aber dann vor allem Gras. "Das ist die Lunte für das nächste Feuer", sagt der Bürgermeister mahnend. "Es wird uns noch die nächsten Jahre weiter beschäftigen."

Bürgermeister spricht von Katastrophe

Pollmer spricht unumwunden von einer Waldbrandkatastrophe. "Ich hatte gebeten, dass der Katastrophenfall ausgerufen wird", erzählt er. "Aber nichts ist passiert." Stattdessen musste er sich bei der Polizei, die das Waldstück abriegelte, "stundenlang legitimieren". Das wäre beim Katastrophenfall nicht passiert, ist sich Poller sicher. Dann hätte es eine Namensliste mit allen zuständigen Personen und deren Telefonnummern gegeben.

Doch dass sich der Bürgermeister ständig vor Polizisten rechtfertigen und ausweisen musste, um ins Einsatzgebiet zu gelangen, bereitet Pollmer weniger Probleme. Er macht sich Sorgen darüber, wer denn für den ganzen Einsatz bezahlen soll. Bei einer Katastrophe wäre es klar, dass der Freistaat für die Kosten aufkommt. Doch momentan sieht es so aus, als müsste Zeithain in den sauren Apfel beißen. "Wenn wir allein auf den Kosten sitzenbleiben, ist die Gemeinde faktisch pleite", so Pollmer.

Sachsens neuer Innenminister Armin Schuster (2.v.l.) besuchte während des Waldbrandes die Feuerwehrleute in der Gohrischheide und kam dabei auch mit Zeithains Bürgermeister Mirko Pollmer (2.v.r.) ins Gespräch. Ob die beiden da schon über die Schlussrechnu
Sachsens neuer Innenminister Armin Schuster (2.v.l.) besuchte während des Waldbrandes die Feuerwehrleute in der Gohrischheide und kam dabei auch mit Zeithains Bürgermeister Mirko Pollmer (2.v.r.) ins Gespräch. Ob die beiden da schon über die Schlussrechnu © privat

"Wir werden die Kosten dort in Rechnung stellen, wo sie entstanden sind, also bei der Gemeinde Zeithain", sagt sein Glaubitzer Amtskollege Lutz Thiemig. Eine konkrete Summe könne er noch nicht benennen, weil die Firmen, in denen die beteiligten Kameraden arbeiten, erst noch den Antrag zum Erstatten der Lohnausfallkosten stellen müssen. Auch könne die Gemeinde Glaubitz noch keine Geräte- und Fahrzeugkosten beziffern, solange nicht sicher ist, ob der Waldbrand in der Gohrischheide nicht noch einmal aufflammt. Zudem hat die Polizei Hinweise darauf, dass Brandstifter mehrmals am Werk waren.

Die Rechnungen für den Einsatz in der Gohrischheide werden sehr unterschiedlich sein. Sie hängen u.a. davon ab, welche Feuerwehrleute in ihrer Freizeit oder während ihrer Arbeitszeit im Einsatz waren. Unabhängig davon zahlen manche Gemeinden ihren Kameraden eine Aufwandsentschädigung pro Einsatz. Glaubitz macht das nicht, Zeithain dagegen schon. Außerdem gibt es verschiedene Regelungen zwischen den Kommunen, was Rechnungen für Fahrzeuge und Geräte betrifft. Einige verzichten darauf, andere dagegen nicht. So stellt die Stadt Großenhain prinzipiell alle eingesetzten Fahrzeuge in Rechnung, was bei ihren Nachbargemeinden oft nicht gut ankommt.

Sachsenforst lehnt Rechnung ab

Der Glaubitzer Bürgermeister geht davon aus, dass der Freistaat die kompletten Einsatzkosten für den Brand in der Gohrischheide übernimmt. "Die Gemeinde Zeithain kann ja nichts dafür, dass dieses Waldgebiet munitionsbelastet ist und nicht richtig gelöscht werden kann", sagt Thiemig. Zudem gehöre die Heide größtenteils dem Sachsenforst. Und der ist ein Unternehmen des Freistaates.

Doch der Sachsenforst wehrt ab. "Die Zuständigkeit für die Waldbrandbekämpfung und deren Finanzierung liegt in Sachsen grundsätzlich bei den Gemeinden", schreibt Pressesprecher Renke Coordes auf Anfrage von Sächsische.de. Sachsenforst ergreift auf Waldflächen des Freistaates Sachsen präventive Maßnahmen der Waldbrandbekämpfung und unterstütze auch die Löscharbeiten im Rahmen der eigenen finanziellen Möglichkeiten.

"Neben regelmäßigen Einsatzübungen mit den Feuerwehren und Rettungskräften, der Pflege von Waldbrandschutzstreifen und Waldbrandriegel sowie von Löschteichen und anderen Wasserentnahmestellen werden u.a. auch Geräte beschafft, die eine Waldbrandausbreitung verhindern sollen", so Coordes. Beim Waldbrand in der Gohrischheide waren es Flächenregner, die auf 600 Meter Länge zum Einsatz kamen. Zudem haben Mitarbeiter von Sachsenforst mit ihrer Ortskenntnis die Einsatzleitung unterstützt. "Im aktuellen Fall des Brandes in der Gohrischheide wurde ein gepanzerter Spezialschlepper aus Nordrhein-Westfalen durch Sachsenforst organisiert und finanziert, welcher die Löscharbeiten unterstützt hat", teilt der Pressesprecher mit. Doch für die große Gesamtrechnung des Waldbrandes fehlen dem Sachsenforst die Mittel. Coordes verweist deshalb auf das Innenministerium.

Die Pressestellen des sächsischen Innenministeriums und des Landratsamtes Meißen haben unterdessen unabhängig voneinander bestätigt, dass es schon erste Gespräche des Ministeriums mit dem Zeithainer Bürgermeister gegeben hat. Im Mittelpunkt der Gespräche stand die Kostenübernahme durch den Freistaat Sachsen.