Merken

Keiner will die Lautex-Brücke

Die Brücke gehört dem Freistaat – und der braucht sie nicht. Doch die Zufahrt ist nicht das einzige Problem für Lkw-Fahrer.

Von Birgit Ulbricht
 3 Min.
Teilen
Folgen
Auf dem Lautexgelände ist die Große Röder im Bereich des Betriebsgeländes zum Teil nur überdeckt. Seit DDR-Zeiten liegen hier alte Versorgungskanäle, die nur überbaut sind. Daher rührt ursprünglich das 15-Tonnen-Schild, vermutet die Talsperrenverwaltung.
Auf dem Lautexgelände ist die Große Röder im Bereich des Betriebsgeländes zum Teil nur überdeckt. Seit DDR-Zeiten liegen hier alte Versorgungskanäle, die nur überbaut sind. Daher rührt ursprünglich das 15-Tonnen-Schild, vermutet die Talsperrenverwaltung. © Anne Hübschmann

Großenhain. Die Geschichte um die marode Lautex-Brücke wird immer kurioser. Jetzt meldet sich Britta Andreas von der Landestalsperrenverwaltung zu Wort. Die Sprecherin teilt mit: „Das 15-Tonnen-Schild ist nicht von uns aufgestellt worden!“ Nun beginnt das Kramen in alten Unterlagen wohl erst richtig, denn bevor die Brücke erneuert werden kann, müssen die Eigentumsverhältnisse klar sein.

Denn das Schild „ist aus unserer Sicht nicht ganz unberechtigt, da auf der linken Gewässerseite in Höhe der Brücke zumindest bis 2004 noch ein Schild auf eine Beschränkung der Tonnage auf dem Betriebsgelände hinwies“, so Britta Andreas weiter. Möglicherweise bezog sich dieses Schild auf vorhandene Überbauungen. Denn hier ist die Große Röder im Bereich des Betriebsgeländes zum Teil nur überdeckt!

Seit DDR-Zeiten liegen hier alte Versorgungskanäle, die nur abgedeckt sind. Die Lage könnte also insgesamt viel grundlegender und gefährlicher sein, als lediglich eine in die Jahre gekommene Brücke zu sanieren. Denn ob die Gefahr besteht, dass Fahrzeuge an solchen überbauten Stelle einfach einbrechen könnten, ist der Landestalsperrenverwaltung nicht bekannt.

Die Brücke selbst jedenfalls gehört dem Freistaat Sachsen und wird durch die Landestalsperrenverwaltung verwaltet, da sie sich auf einem Gewässerflurstück befindet. Sie gehört damit zu einer Reihe von Brücken, die der Behörde zwar als Flurstückseigentümer von der Treuhand Anfang der 1990er Jahre zugewiesen, für die Talsperrenverwaltung jedoch für das Land nicht betriebsnotwendig sind. Der Eifer, die Brücke zu erneuern, hält sich daher bei der Landesbehörde auch in Grenzen. In solchen Fällen strebt die Talsperrenverwaltung dagegen eher an, die Brücken an deren tatsächlichen Nutzer zu übergeben. Das können im Falle der Lautex die Stadt Großenhain sein, falls die Zufahrt nachträglich öffentlich gewidmet werden sollte oder aber die ansässigen Unternehmen.

Um die Übertragung der Unterhaltungs- und Verkehrssicherungspflicht an einen Dritten zu klären, gibt es bereits seit Längerem Kontakte mit der Stadt Großenhain, so Britta Andreas auf SZ-Nachfrage. Auch das ist neu und wurde bislang von der Stadt so nicht kommuniziert. Offenbar will auch sie die marode Brücke nicht haben. Dabei war die Betonstraße an der Lautex immer öffentlich, wie sich alte Großenhainer erinnern. Doch für die Stadt hängt mehr als eine neue Brücke an dieser Entscheidung und auch das wäre bereits ein erheblicher finanzieller Posten. Auch Straßenlaternen, Winterdienst, Entwässerung und viele andere Dinge kämen dann noch hinzu. Das will sich die Stadt offenbar nicht aufladen. Doch da davon auszugehen ist, dass die alte und intensiv genutzte Brücke inzwischen ernste Schäden aufweist, hat die Talsperrenverwaltung als zwischenzeitliche Information das Schild „Brückenschäden“ angebracht. Ob das im Falle eines Unglücks der Versicherung reicht, sei dahingestellt. Schließlich müssen die Lastkraftwagen zu den ansässigen Firmen im Gewerbegebiet. Derzeit fahren die 40-Tonner notgedrungen entweder über die Brücke oder durch das Haupttor der alten Lautex und schlängeln sich hinter den Hallen quer durchs Gelände. Der Grund für diese Zustände liegt in tiefsten Treuhand-Zeiten.

Das Areal wurde stückchenweise privatisiert – ohne geordnete öffentliche Erschließung. Auf einer internen Runde von Oberbürgermeister Sven Mißbach und Wirtschaftsförderer Tom Quenstedt mit den Firmenchefs der Lautex wurde die Summe genannt, die eine ordnungsgemäße Erschließung kosten könnte: 1,8 Millionen Euro. Angesichts einer solchen Zahl will man sich lieber auf kleine Kompromisse einigen, wie eine in Ordnung gebrachte Zufahrt. Die Brücke, aber vor allem die Einbruchgefahr durch die überbaute Große Röder sind aber das viel größere Problem.